Frauenquote in Dax-Konzernen Manager bremsen von der Leyen
15.10.2011, 17:30 UhrVor dem Spitzentreffen zur Frauenquote in Unternehmen bahnt sich erneut ein Streit in der Bundesregierung an. Arbeitsministerin von der Leyen droht mit einer gesetzlichen Regelung. Frauenministerin Schröder setzt dagegen auf eine Selbstverpflichtung der Unternehmen.
Die deutschen Großkonzerne bremsen die Bundesregierung bei deren Plänen für eine Frauenquote in den Vorstandsetagen aus. Zwei Tage vor dem Spitzentreffen zu dem Thema hätten die Unternehmen entgegen den Forderungen von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen keine konkreten Ziele und keinen Zeitplan für eine Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten festgelegt, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Dies gehe unter anderem aus einer Übersicht der Konzerne zur Vorbereitung der Gespräche zwischen der Bundesregierung und den Personal-Chefs von Dax-Unternehmen hervor.
Von der Leyen drohte erneut mit einer gesetzlich vorgeschriebenen Frauenquote und damit, Unternehmen öffentlich an den Pranger zu stellen, in denen Frauen schlechte Karrierechancen hätten. "Da gibt es Vorreiter, und es gibt Ewiggestrige. Die sollte man dann auch beim Namen nennen", sagte die Ministerin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Deutschland könne es sich schlicht nicht mehr leisten, auf Frauen als Spitzenkräfte zu verzichten.
Zum Jahresbeginn war von der Leyen mit ihrer Forderung nach einer gesetzlichen Quote am Widerstand von Kanzlerin Angela Merkel gescheitert. Im Gegensatz zu von der Leyen will Bundesfamilienministerin Kristina Schröder die Unternehmen per Gesetz lediglich dazu verpflichten, sich selbst eine Zielquote zu setzen. So will sie den Firmen die Möglichkeit geben, flexibel auf branchenspezifische Besonderheiten zu reagieren.
Keine einheitliche Linie
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, die Übersicht der Dax-Konzerne zeige, dass die meisten Unternehmen 20 bis 30 Prozent der Stellen im oberen Management mit Frauen besetzen wollten. Sie setzten sich dafür allerdings sehr unterschiedliche Fristen: Allianz, Bayer, Commerzbank und Deutsche Telekom wollen die 30 Prozent bereits Ende 2015 erreicht haben. Andere Dax-Konzerne wie BMW oder Daimler wollten sich dagegen fünf Jahre Zeit lassen und strebten lediglich eine Frauenquote von 20 Prozent oder weniger an. Beim Gesundheitskonzern Fresenius Medical Care heiße es: Es werde weiter "die Qualifikation und nicht das Geschlecht oder sonstige Persönlichkeitsmerkmale für die Personalauswahl entscheidend sein".
Schröder kündigte unterdessen in der "Wirtschaftswoche" an, sie wolle ein Gesetz zur von ihr angestrebten Flexi-Quote noch in diesem Jahr auf den Weg bringen. Wirtschaftsminister Philipp Rösler, der ebenfalls an dem Spitzentreffen am Montag teilnimmt, lehnt eine solche Quote jedoch ab. "Es kann ja auch heute schon jeder freiwillig sagen, welche Quote er erreichen und erfüllen will, und daran gemessen werden"; sagte der FDP-Politiker.
Quelle: ntv.de, rts