Diskussion um Tegel-Vorstoß Mehdorn verlässt Air Berlin
12.03.2013, 20:48 Uhr
Hartmut Mehdorn verabschiedet sich von Air Berlin - und startet beim Hauptstadtflughafen durch.
(Foto: dpa)
Einen Tag nach seinem Amtsantritt am Hauptstadtflughafen ist für Hartmut Mehdorn das Kapitel Air Berlin beendet. An seiner neuen Wirkungsstätte, dem Hauptstadtflughafen Berlin, sorgt Chef Mehdorn gleich für eine Debatte. Es geht um den alten Flughafen Tegel.
Der neue Chef des Hauptstadtflughafens, Hartmut Mehdorn, hat seinen Posten im Verwaltungsrat von Air Berlin wie angekündigt niedergelegt. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft teilte mit, Mehdorn habe im Unternehmen bedeutende Weichenstellungen vorgenommen, vor allem in seinen gut 16 Monaten im Chefsessel. Mit seinem Abgang will Mehdorn angesichts einer Schadenersatzklage der Airline gegen den Flughafen einen Interessenkonflikt vermeiden. Unterdessen löste sein Vorstoß, den alten Berliner Flughafen Tegel länger zu öffnen, eine Debatte aus.
Mehdorn war vor dreieinhalb Jahren nach seinem Rücktritt als Bahnchef in den Verwaltungsrat von Air Berlin berufen worden. Als Vorstandschef brachte er das Unternehmen von September 2011 an auf Sparkurs, bis er den Posten im Januar abgab. Wegen der geplatzten Eröffnung des neuen Flughafens hatte Mehdorn die Betreiber auf Schadenersatz verklagt. In neuer Funktion als Airport-Chef sprach sich Mehdorn am Montag im Potsdamer Landtag für einen Vergleich aus. Er selbst werde nicht mitverhandeln.
Tegel-Vorstoß eine "Schnapsidee"
Die Grünen in Berlin und Brandenburg wiesen am Dienstag Mehdorns Tegel-Vorstoß zurück - von "grottig" bis "Schnapsidee" reichen die Reaktionen. Mehdorn hatte sich am Montag dafür ausgesprochen, Tegel für Chartermaschinen offen zu halten. Nach einer Intervention des Aufsichtsratschefs des Haupstadtflughafens, des Ministerpräsidenten Matthias Platzeck, korrigierte Mehdorn sich und sagte, nur wenn die Nordbahn in Schönefeld saniert werde, müsse man vielleicht Flüge nach Tegel verlagern und den alten Flughafen dafür ein paar Monate länger offen halten.
Um Kostenexplosionen wie beim Hauptstadtflughafen zu vermeiden, sind aus Sicht des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch grundlegende Reformen nötig. Der heutige Chef des Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger SE schlug in Berlin vor, dass öffentliche Auftraggeber den billigsten Anbieter per se ausschließen. Diese könnten oft nur so niedrig anbieten, weil sie bei späteren Planänderungen kräftige Zuschläge fordern. Koch sagte, auch andere Länder hätten Probleme bei Großprojekten, wie etwa die Kostenexplosion beim Autobahntunnel in der US-Metropole Boston zeige. "Die Frage der Kommunikation wird mit jeder Stufe des technischen Fortschritts komplizierter. Wir sind Opfer unserer eigenen Fähigkeiten."
Quelle: ntv.de, sla/dpa