"Wichtiger Zukunftsmarkt" Mercedes Benz kehrt nach Brasilien zurück
01.10.2013, 17:37 Uhr
Will ab 2016 in Brasilien wieder Mercedes-Benz-Modelle vom Band rollen lassen: Daimler-Chef Dieter Zetsche.
(Foto: REUTERS)
Der Nächste bitte: Mit Daimlers Tochter Mercedes Benz plant ein weiterer großer Autohersteller die Produktion in Brasilien. In den vergangenen Jahren hat sich das Schwellenland zum inzwischen viertgrößten Absatzmarkt entwickelt. Die weiter wachsende Mittelschicht beflügelt die Phantasie der Hersteller.
Angesichts der Flaute auf etlichen Absatzmärkten suchen Autohersteller zunehmend nach neuen Kunden. Dabei richten sich die Blicke von immer mehr Produzenten auf Brasilien - gilt das Land doch inzwischen als viertgrößter Markt. Zuletzt hatte Audi angekündigt, die Produktion in dem Schwellenland wieder aufzunehmen. Zudem stellte Toyota seine Rückkehr nach Jahrzehnten in Aussicht. Nun will auch Daimler mit seiner Pkw-Tochter Mercedes-Benz zurück: Ab 2016 sollen in einem neuen Montagewerk in Iracemapolis bei Sao Paulo die ersten Fahrzeuge vom Band rollen.
Dazu unterzeichneten Daimler-Vertreter und die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff einen Rahmenvertrag. Für das neue Montagewerk nehmen die Schwaben rund 170 Millionen Euro in die Hand. Ab 2016 sollen dann jährlich bis zu 20.000 Fahrzeuge vom Band rollen, hieß es weiter. Dafür werden rund 1000 Mitarbeiter eingestellt. Hinzukommen dürften etwa 3000 Stellen, die bei Lieferanten entstehen.
Mit der Mittelschicht wächst die Zahl der Kunden
Über eine eigene Produktion in Brasilien war schon seit Monaten spekuliert worden. So hatte Konzern-Chef Dieter Zetsche während der Internationalen Automobil Ausstellung Mitte September noch einmal betont, man wolle in Brasilien weiter wachsen und das sei schwierig nur über Importe zu lösen.
"Brasilien ist ein wichtiger Zukunftsmarkt. Mit der lokalen Fertigung stellen wir uns dem Wettbewerb und greifen an", sagte Daimlers Produktionsvorstand Andreas Renschler. Geplant ist, die nächste Generation der C-Klasse sowie den kompakten SUV GLA dort zu fertigen. Das seien zwei Modelle, "für die wir großes Potenzial im brasilianischen Premiumsegment sehen", sagte er weiter.
Bis 2020, so glaubt Daimler, wird sich das Premium-Segment in Brasilien verdreifachen. Die Mittelschicht wächst rasant und damit auch die Zahl möglicher Käufer von Premiumfahrzeugen. Im laufenden Jahr konnte Mercedes-Benz in Brasilien in den ersten acht Monaten 50 Prozent mehr Fahrzeuge absetzen als im gleichen Zeitraum 2012. Mehr als die Hälfte der Verkäufe gingen dabei auf die C-Klasse Limousine zurück.
Produktion 2010 eingestellt
Brasilien wird damit ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie 2020. Schließlich will man an der Konkurrenz aus Bayern vorbeiziehen und wieder Premium-Marke Nummer eins werden. Audi und BMW haben das Potenzial des Marktes jedoch auch erkannt. Audi hatte erst kürzlich mitgeteilt, in den kommenden Jahren rund 150 Millionen Euro für ein eigenes Werk investieren zu wollen. Ab 2015 soll der A3, weniger Monate später der Kompakt-SUV Q3 vom Band rollen. Der weltweit größte Premiumhersteller BMW hatte bereits 2012 den Bau eines eigenen Standorts beschlossen.
Für Daimler ist Brasilien kein Neuland. Bereits zwischen 1999 und 2010 wurden im Werk Juiz de Fora Pkw gebaut. Zuerst die kompakte A-Klasse, später folgten nacheinander auch C-Klasse, C-Klasse Sport-Coupé sowie das Modell CLC. Die lokale Produktion wurde dann aber 2010 eingestellt, was die Schwaben mit dem Auslaufen des CLC begründeten.
Markt in Brasilien ist gewachsen
Als Grund für die erneute Pkw-Produktion vor Ort verweisen Analysten auf die Entwicklung der vergangenen Jahre. "Der Markt ist seit damals deutlich gewachsen, zudem haben sich die Zollschranken der Regierung deutlich verschärft", sagte Christian Ludwig, Analyst beim Bankhaus Lampe. "Dadurch ist der Druck auf alle Premiumhersteller noch einmal größer geworden."
Daimler hatte das Pkw-Werk in Brasilien zu einem Nutzfahrzeug-Standort umgerüstet. Seit 2012 werden dort das Flaggschiff Actros sowie der leichte Lkw Accelo produziert.
Bereits seit 1956 gibt es zudem das Nutzfahrzeug-Werk in Sao Bernardo do Campo. Mit rund 12.600 Mitarbeitern ist es das größte Werk außerhalb Deutschlands. Dort werden Lkw, Busfahrgestelle, Aggregate wie Motoren, Getriebe und Achsen sowie Lkw-Fahrerhäuser produziert.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ