Wirtschaft

Ford-Kahlschlag in Europa Arbeiter blockieren Lieferungen

Ford-Werk Saarlouis: Der Standort könnte von der Werksschließung in Genk profitieren.

Ford-Werk Saarlouis: Der Standort könnte von der Werksschließung in Genk profitieren.

(Foto: REUTERS)

Ford steht in Europa ein heißer Herbst bevor. Nach der Ankündigung, drei Werke schließen zu wollen, um die Überkapazitäten und die hohen Verluste in den Griff zu bekommen, regt sich Widerstand. Am belgischen Standort Genk, der bis 2014 dicht gemacht werden soll, geht laut einem Gewerkschaftler "nichts mehr rein und nichts mehr raus". Diese Blockade könnte auch die Produktion an deutschen Standorten beeinträchtigen.

Die Schließungspläne des US-Autobauers Ford in Europa sorgen bei den betroffenen Mitarbeitern für Missstimmung und könnten auch die Produktion in den deutschen Werken beeinträchtigen. Die Mitarbeiter des Ford-Werkes im belgischen Genk, das 2014 geschlossen werden soll, wollen auch mit einer Blockade von Lieferungen Druck machen. "Ich weiß, dass hier Teile sind, die in Saarlouis gebraucht werden", sagte Gewerkschaftsfunktionär Rohnny Champagne. Nach seinen Worten wird das Werk in Genk blockiert, bis mit der Ford-Direktion eine Einigung gefunden sei: "Nichts geht rein, und nichts geht raus."

Die Blockade des Werkes in Genk zielt nach den Worten des Gewerkschafters darauf ab, möglichst hohe Geldbeträge für die von der Entlassung bedrohten Mitarbeiter zu sichern. "Ich mache mir nicht die Illusion, dass das Werk offengehalten werden kann", sagte  Champagne.

Zwei weitere Werke vor dem Aus

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Die Europa-Direktion von Ford hatte am Mittwoch angekündigt, das Werk mit rund 4300 Mitarbeitern im flämischen Genk 2014 schließen zu wollen. Laut Direktion könnte davon indirekt das Ford-Werk im saarländischen Saarlouis profitieren, das eine neue Produktionslinie bekommen könnte. Begründet wurde die Schließung mit Überkapazitäten.

Aktuell kündigte Ford zudem an, zwei Werke in Großbritannien schließen zu wollen: Betroffen sind das Montagewerk im südenglischen Southampton und ein Werk in Dagenham östlich von London. 1400 Stellen sollen demnach gestrichen werden. Im beglischen Werk in Genk sind 4300 Menschen beschäftigt.

Milliardenverlust im Europageschäft

Hintergrund der harten Einsparungen sind die gesunkenden Neuzulassungen in Europa und die damit einhergehenden Überkapazitäten. Dadurch rechnet Ford nach eigenen Angaben in diesem Jahr in der Region mit einem Verlust von 1,5 Mrd. Dollar (1,2 Mrd. Euro). Die Schließung des Werkes in Genk soll allein 400 Mio. bis 500 Mio. Dollar jährlich einsparen. Am Aktienmarkt kommen die Sparpläne gut an: Der Kurs der Ford-Aktie klettert in New York um rund 2 Prozent.

Ford hofft, mit dem Stellenabbau und einer Vermarktungsoffensive ab 2015 wieder profitabel in Europa arbeiten zu können. "Wir werden die Krise in Europa mit einem Fokus auf neue Produkte, einer stärkeren Marke und einer verbesserten Kosteneffizienz angehen", sagte Ford-Chef Alan Mulally. Ford wisse um die Auswirkungen der Pläne auf viele Beschäftigte und deren Familien.

15 Modelle sollen aus dem globalen Produktportfolio in den kommenden fünf Jahren nach Europa kommen. Dafür wird hierzulande aber weniger produziert, die Fertigungskapazitäten werden um 18 Prozent oder 355.000 Fahrzeuge verringert. Der US-Konzern setzt damit statt auf den Produktionsstandort Europa stärker auf den Import von Fahrzeugen hierher.

Überkapazitäten sind ein Branchenproblem

Ford hält aber am Europa-Geschäft fest, der Markt biete Potenzial, wenn die Entwicklung neuer Produkte beschleunigt und Kosten sowie Überkapazitäten abgebaut würden, sagte Stephen Odell, Vorstandsvorsitzender von Ford Europa. Mit Hilfe der Modelloffensive soll die Marke Ford in Europa wieder gestärkt werden.

Unter den Überkapazitäten in Europa leiden fast alle Massenhersteller. Zuletzt hatte ein Preiskampf die Margen der Hersteller noch zusätzlich belastet. GM und Peugeot hatten darauf bereits Anfang des Jahres reagiert und eine strategische Allianz geschlossen. Die Amerikaner beteiligten sich mit 7 Prozent an dem französischen Autobauer und arbeiten künftig verstärkt mit ihm zusammen.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/AFP/DJ

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