Mehr Luft für Reformen? Moody's verschont Spanien
17.10.2012, 07:01 Uhr
Moody's stuft Spanien vorerst nicht herab, aber der Ausblick ist "negativ".
(Foto: REUTERS)
Im Juni holt Moody's zu einem Rundumschlag gegen Spanien aus und senkt die Bonität der viertgrößten Euro-Volkswirtschaft gleich um drei Stufen. Jetzt hält die Ratingagentur die Füße still - vorerst. Die Renditen sinken deutlich.
Der Schüler war stets bemüht? Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des krisengeschüttelten Euro-Schwergewichts Spanien bestätigt - und damit im Gegensatz zur Konkurrenzagentur Standard & Poor's auf eine Herabstufung vorerst verzichtet. Die Bonitätsnote liegt weiter bei "Baa3" und damit eine Stufe über dem gefürchteten Ramsch-Niveau. Ein Abrutschen auf Ramsch-Niveau könnte die Kreditaufnahme erheblich erschweren und verteuern.
Die Bestätigung der Kreditbewertung durch sorgte sofort bei spanischen Staatsanleihen für deutliche Entspannung. Die Rendite richtungsweisender Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fiel am Morgen um 0,27 Prozentpunkte auf 5,49 Prozent. Das ist der tiefste Stand seit Anfang April. In anderen Laufzeiten gaben die Renditen ähnlich stark nach.
Der Zinssatz für zehnjährige spanische Staatsanleihen entfernt sich damit weiter von den Höchstwerten, die im Sommer während der jüngsten Zuspitzung der Schuldenkrise erreicht worden waren. Derart hohe Renditen gelten gemeinhin als nicht lange finanzierbar.
Die Entscheidung von Moody's war seit mehr als zwei Wochen erwartet worden. Die Ratingagentur begründete das Urteil damit, dass sich die Lage gebessert habe: Spanien laufe nicht mehr Gefahr, vom Kapitalmarkt abgeschnitten zu werden. Zudem habe die Regierung ihre Reformbereitschaft gezeigt. Überdies schreite der Umbau des kriselnden Bankensektors voran. Allerdings bleibt der Ausblick "negativ", das heißt, dass Moody's das Land weiterhin genau beäugt und es künftig zu einer Abstufung kommen könnte.
Spaniens Bemühungen berücksichtigt
Moody's hatte im Juni zu einem Rundumschlag gegen die viertgrößte Euro-Volkswirtschaft ausgeholt. Damals senkte die Agentur Spaniens Bonität gleich um drei Stufen herunter und stellte weitere Abstufungen in Aussicht.
Zwischenzeitlich hat die Regierung des südeuropäischen Landes für 2013 aber eines der strengsten Sparprogramme seiner Geschichte verabschiedet, um das Haushaltsdefizit abzubauen. Das Sparen geht allerdings einher mit massiven wirtschaftlichen Problemen, die Arbeitslosenquote beträgt fast 25 Prozent. Gleichzeitig hat die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen. Spanien hat zudem Hilfe für seine Banken von der Eurozone zugesagt bekommen.
Der anderen großen Ratingagentur Standard & Poor's war das nicht genug. Sie hatte die Bonität Spaniens erst in der vergangenen Woche auf "BBB-" gesenkt - was der jetzt bestätigten Moody's-Note "Baa3" entspricht. Auch bei der dritten großen Ratingagentur Fitch steht Spanien auf "BBB-".
Am Devisenmarkt kam die Nachricht gut an. Der Euro, der seit Wochenbeginn bereits deutlich zugelegt hatte und die 1,30er Marke zum Dollar nachhaltig überwunden hatte, legte im fernöstlichen Handel weiter zu. Die Gemeinschaftswährung notierte bei über 1,31 Dollar.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/AFP