Wirtschaft

Jude Law verklagt die "Sun" Murdoch entschuldigt sich

Murdoch nach dem Treffen mit der Familie von Milly Dowler.

Murdoch nach dem Treffen mit der Familie von Milly Dowler.

(Foto: Reuters)

Rebekah Brooks gibt ihren Posten als Vorstandschefin der Verlagsgesellschaft News International auf. Als Ex-Chefredakteurin ist sie in den Abhörskandal um "News of the World" verwickelt. Medienmogul Murdoch setzt derweil auf Deeskalation. Sowohl bei einem persönlichen Treffen als auch mit Anzeigen zeigt er sich demütig. Unterdessen droht auch Murdochs Zeitung "Sun" Ärger.

Die durch den Abhörskandal in Großbritannien unter Druck geratene Chefin der britischen Zeitungsgruppe News International, Rebekah Brooks, ist zurückgetreten. Die Ex-Chefredakteurin der inzwischen eingestellten Boulevardzeitung "News of the World" entschuldigte sich für die illegalen Abhörpraktiken und gab ihren Posten auf. Medienmogul Rupert Murdoch startete eine Kampagne mit einer Entschuldigung in britischen Zeitungen.

Laut übereinstimmenden Berichten soll zudem eine weitere wichtige Führungsfigur bei News Corp. Gehen. Demnach tritt Les Hinton, Chef der Tochterfirma Dow Jones, zurück. Das meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf ein Rundschreiben Hintons. Auch das "Wall Street Journal" berichtete über seinen Abgang; die Zeitung ist das Flaggschiff von Dow Jones. Hinton hatte bis zu seinem Wechsel an die Spitze des Unternehmens News International geleitet.

Fühlt sich verantwortlich dafür, dass Menschen verletzt wurden: Rebekah Brooks.

Fühlt sich verantwortlich dafür, dass Menschen verletzt wurden: Rebekah Brooks.

(Foto: Reuters)

Murdoch traf sich zudem in einem Hotel in der Londoner Innenstadt mit den Angehörigen der ermordeten Milly Dowler. Wie die britische Agentur PA berichtete, habe sich Murdoch für das entschuldigt, was Mitarbeiter seiner Zeitung "News of the World" der Familie angetan haben. Es sei ein privates Treffen von Murdoch mit Eltern und Schwester der getöteten Milly Dowler gewesen, um das der Medienzar gebeten hatte.

Murdoch habe sich mehrfach demütig und aufrichtig bei der Familie entschuldigt, hieß es. "Er bat um Entschuldigung und sagte, das hätte nicht passieren dürfen", sagte der Anwalt der Familie Dowler, Mark Lewis, nach dem Treffen. "Murdoch sagte, die Vorgehensweise der 'News of the World' habe nicht den Standards entsprochen, die sein Vater, ein angesehener Journalist, und seine Mutter gesetzt haben." Diese hatten den Grundstein für das Imperium gelegt.

Jude Law verklagt die "Sun"

Millys Eltern hatten ein Treffen mit den Verantwortlichen der "News of the World" verlangt, seit ans Licht gekommen war, dass Journalisten der Zeitung die Mailbox ihrer entführten Tochter angezapft hatten. Die Journalisten hatten sogar Nachrichten gelöscht, um Platz für neue zu machen, während das Mädchen vermisst wurde. Dadurch hatte die Familie sich falsche Hoffnungen gemacht, dass ihre entführte Tochter noch am Leben sei. Die Schülerin Milly Dowler war 2002 im Alter von 13 Jahren entführt und später tot aufgefunden worden. Die Angehörigen des getöteten Mädchens hatten sich in dieser Woche bereits mit Premierminister David Cameron und anderen Spitzenpolitikern getroffen.

Der britische Schauspieler Jude Law verklagte derweil die zum Murdoch-Konzern gehörende Boulevardzeitung "The Sun". Wie die Anwälte des Schauspielers sowie die britische Zeitungsgruppe News International, zu der die "Sun" gehört, mitteilten, bezieht sich die Klage auf mutmaßliche Abhörungen von Laws Handy-Mailbox durch Journalisten. Es geht demnach um vier Artikel der Boulevardzeitung aus den Jahren 2005 und 2006. Law wirft der Zeitung vor, die darin enthaltenen Informationen nur durch das illegale Abhören seiner Mailbox bekommen zu haben.

News International, der britische Ableger des Konzerns News Corp von Rupert Murdoch, bezeichnete die Anschuldigungen als "zynischen und bewusst boshaften Versuch, die 'Sun' in den Abhörskandal mit hineinzuziehen". Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage.

Cameron begrüßt Rücktritt

In einer Mitteilung an die Angestellten von News International, der britischen Tochter des Konzerns News Corp von Murdoch, erklärte Brooks, sie fühle sich dafür verantwortlich, dass Menschen "verletzt" worden seien. Als Konzernchefin habe sie zuletzt "im Fokus der Debatte" gestanden, erklärte die 43-Jährige. Dies habe von den "ehrlichen Bemühungen" des Konzerns abgelenkt, "die Probleme der Vergangenheit zu lösen".

Tom Mockridge übernimmt.

Tom Mockridge übernimmt.

(Foto: AP)

Brooks war zur Zeit des Abhörskandals Chefredakteurin der inzwischen eingestellten "News of the World", später leitete sie die Redaktion des Murdoch-Blatts "The Sun". Sie beteuerte stets, nichts von den illegalen Abhörpraktiken gewusst zu haben. Ein Sprecher von Premierminister David Cameron sagte, Brooks' Rücktritt sei "die richtige Entscheidung". Ihr Nachfolger wird nach Unternehmensangaben Tom Mockridge, der vom italienischen Bezahlsender Sky Italia kommt.

Murdoch hatte die "News of the World" eingestellt, nachdem herausgekommen war, dass Journalisten Handy-Mailboxen von Angehörigen getöteter Soldaten sowie der entführten Milly Dowler geknackt hatten. Angesichts der Empörung zog Murdoch am Mittwoch auch sein Übernahmeangebot für den Bezahlsender BSkyB zurück.

Im Visier der US-Bundespolizei

In sämtlichen britischen Medien, neben der "Sun" und der "Times" auch in Murdochs Konkurrenzzeitungen "Daily Mail", "Financial Times" und "The Independent" sowie im "Guardian" erscheinen am Samstag Anzeigen mit einer Entschuldigung. "Es tut uns leid", ist die von Murdoch unterzeichnete Anzeige betitelt. Darin entschuldigt er sich für das "ernsthafte Fehlverhalten" der "News of the World" und dafür, dass Menschen hätten leiden müssen. Die Zeitung habe es sich zur Aufgabe gemacht, andere für ihr Fehlverhalten "zur Rechenschaft zu ziehen", gleichwohl habe sie versagt, als es um sie selbst ging. Murdoch versprach eine rasche, umfassende eigene Aufklärung des Skandals.

Rupert Murdoch äußert sich im eigenen Blatt, dem "Wall Street Journal".

Rupert Murdoch äußert sich im eigenen Blatt, dem "Wall Street Journal".

(Foto: dpa)

In den USA geriet der Murdoch-Konzern mittlerweile auch ins Visier der US-Bundespolizei. Wegen des Vorwurfs, auch in den USA seien Telefone angezapft worden, etwa von Opfern der Anschläge vom 11. September 2001 und deren Familien, seien vorläufige Ermittlungen eingeleitet worden, sagte eine FBI-Sprecherin. In den USA gehört unter anderem der TV-Sender Fox News zum Medienimperium Murdochs.

Auch die Generalstaatsanwaltschaft beschäftigt sich mit diesen Verdächtigungen. Den Forderungen von mehreren US-Senatoren, die Ermittlungen zu möglichen illegalen Aktivitäten in den USA verlangt hatten, werde nachgegangen, sagte US-Generalbundesanwalt und  Justizminister Eric Holder. Die Ermittlungsbehörden kämen in dem Fall voran.

Murdoch lobt sein Krisenmanagement

Murdoch selbst verteidigte das Krisenmanagement seines Konzerns. News Corp habe "äußerst gut" auf die Krise reagiert, sagte er dem "Wall Street Journal". Dieses ist eines der US-Aushängeschilder des Medienimperiums, zu dem unter anderem noch das Boulevardblatt "New York Post", das Filmstudio 20th Century Fox, die Fox-Fernsehsender sowie Buchverlage gehören. Am Dienstag sollen Brooks sowie Murdoch und sein Sohn James im Medienausschuss des britischen Unterhauses zu der Affäre Stellung nehmen.

Trotz des Skandals hat Murdoch nach eigenen Angaben keine Pläne, sich von seinem Zeitungsgeschäft zu trennen, auf das er sein Imperium aufgebaut hatte. In Medien waren schon früh Spekulationen aufgekommen, er könnte sich von seinen verbliebenen britischen Blättern "The Sun", "The Times" und "The Sunday Times" trennen. Murdoch bezeichnete diese Berichte als "puren Müll".

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen