Wirtschaft

Vertriebschef muss gehen Nokia geht am Stock

Stephen Elop hat viele Baustellen zu beackern.

Stephen Elop hat viele Baustellen zu beackern.

(Foto: dpa)

Nokia startet katastrophal in das Jahr 2012. Der finnische Handyriese verzeichnet im ersten Quartal einen Milliardenverlust. Es muss noch mehr gespart werden. Bislang läuft Nokias Smartphone-Offensive ins Leere. Eine personelle Konsequenz gibt es: Vertriebschef Giles muss seinen Hut nehmen.

Nokia
Nokia 3,88

Nokia wird nach einem desaströsen Jahresstart seinen Sparkurs verschärfen. Der strauchelnde finnische Handyhersteller rutschte im ersten Quartal operativ mit 1,34 Milliarden Euro in die roten Zahlen. Damit steht in Frage, ob der Konzern in diesem Jahr überhaupt noch die Kehrtwende schaffen kann.

Nokia-Chef Stephen Elop versucht es mit noch härteren und schnelleren Einsparungen. Nokia gelingt es bislang trotz einer mit Windows-Modellen nicht, sich ein Stück vom Kuchen des rasant wachsenden Geschäfts abzuschneiden. Während Rivalen wie Apple und Samsung Electronics regelmäßig Rekorde knacken, wartet Nokia mit nicht endenden Negativschlagzeilen auf. Erst in der vergangenen Woche hatten die Finnen erklärt, in den beiden ersten Quartalen nicht aus der Verlustzone herauszukommen.

Analysten sehen immense Schwierigkeiten, dass es Nokia bald gelingt, das Ruder herumzureißen. "Es muss eine echte Trendwende in der zweiten Jahreshälfte geben oder es werden ernsthafte Fragen über Nokias Zukunft aufkommen", sagte Ben Wood von CCS Insight. Die Nokia-Aktie gab rund zwei Prozent und fiel unter die Marke von drei Euro. Bereits in der vergangenen Woche war das Papier auf den niedrigsten Stand seit 1997 gefallen. Seit Februar 2011 ist der Kurs um mehr als 50 Prozent eingebrochen.

Auch die Nokia-Hoffnungsträger, die mit der Windows-Betriebsoftware laufenden Lumia-Modelle, geben bisher nicht die gewünschten Absatzimpulse. Dazu trugen auch Probleme bei der Datenübertragung des als iPhone-Konkurrent beworbenen Modells Lumia 900 bei. "Wir haben die Erwartungen in Märkten einschließlich der USA übertroffen, aber es war schwieriger als angenommen in bestimmten Ländern wie beispielsweise Großbritannien, den Absatz in Gang zu bringen", fasste Elop zusammen. Er sei trotzdem zufrieden mit der Strategie. Noch scheint Elop, der 2010 von Microsoft zu Nokia wechselte, fest im Sattel zu sitzen. Sein Vertriebschef Colin Giles musste wegen der anhaltenden Schwierigkeiten nun jedoch seinen Hut nehmen. Seit Elop das Ruder bei Nokia übernahm, hat er den Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen angekündigt, etwa ein Viertel der derzeitigen Belegschaft. Details zu dem nun angekündigten verschärften Sparkurs will Elop so bald wie möglich öffentlich machen.

Milliardengrab NSN

Nokia hat einstmals die multifunktionalen Smartphones erfunden, verliert auf dem lukrativen Markt jedoch immer mehr an Boden. Analysten gehen davon aus, dass der Konzern auch bereits den Titel als weltgrößter Handyhersteller an Samsung abgegeben hat. Im ersten Quartal brach der Nokia-Absatz um 24 Prozent auf 82,7 Millionen Geräte ein. Der Gesamtumsatz fiel um 29 Prozent auf knapp 7,4 Milliarden Euro. Nach einem Gewinn von 344 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum stand nun unter dem Strich ein Verlust von 929 Millionen Euro in der Bilanz. Das war mehr als von Analysten erwartet.

Anhaltende Probleme bereitet nach wie vor der Telefonnetz-Ausrüster Nokia Siemens Networks (NSN). Der operative Verlust des Gemeinschaftsunternehmens von Nokia und Siemens erhöhte sich dramatisch auf 1,01 Milliarden Euro von 142 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Telefonnetz-Ausrüster kämpft seit seiner Gründung 2007 mit Verlusten und leidet schwer unter dem Preiskampf mit aufsteigenden chinesischen Rivalen wie Huawei. Für Nokia und Siemens hat sich das Joint-Venture zum Milliardengrab entwickelt.

Quelle: ntv.de, rts

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