Wirtschaft

Der nächste Immobilienfonds fällt "P2 Value" wird aufgelöst

Das Image-Debakel in der Branche der offenen Immobilienfonds weitet sich für weitere Anleger zur Katastrophe aus: Mit dem "P2 Value" stirbt bereits der dritte Fonds seiner Art. Anbieter Morgan Stanley hatte noch bis vor kurzem von einer baldigen Wiedereröffnung gesprochen. Das restliche Vermögen des Fonds wird ausgezahlt.

Downtown Chicago aus der Luft: Der "P2 Value" ist rund um den Erdball in Bürotürme investiert - die Morgan Stanley nun unter Druck verkaufen muss.

Downtown Chicago aus der Luft: Der "P2 Value" ist rund um den Erdball in Bürotürme investiert - die Morgan Stanley nun unter Druck verkaufen muss.

(Foto: REUTERS)

Nur anderthalb Monate nach Ankündigung eines Neustarts gibt Morgan Stanley die Abwicklung seines offenen Immobilienfonds "P2 Value" bekannt. Nach Kanam und Aberdeen sieht sich damit der dritte Fondsanbieter gezwungen, den vielen Rückgabewünschen der Anleger zu entsprechen und den Fonds aufzulösen. Die Krise der offenen Immobilienfonds in Deutschland fordert damit ein weiteres Opfer. Der Morgan-Stanley-Fonds war wie seine beiden Leidensgenossen seit knapp zwei Jahren eingefroren und hat damit die gesetzliche Maximaldauer einer solchen Maßnahme erreicht. Der Fonds wird nun aufgelöst, das noch vorhandene Vermögen wird ausgezahlt, teilte die Verwaltungsgesellschaft mit.

In den Fonds hatten rund 40 000 Anleger Ersparnisse angelegt, wie das Management in einer Telefonkonferenz erläuterte. Ende Oktober 2008 hatte der Fonds den Rückkauf von Anteilen ausgesetzt. Damals waren damit knapp 1,7 Mrd. Euro eingefroren worden. Aktuell ergibt sich nach mehreren Abwertungen laut Gutachtern noch ein Fondsvolumen von 852 Mio. Euro, hieß es in einer Mitteilung. Die Höhe der Rückzahlung, die über drei Jahre läuft, ist noch offen.

Erschüttertes Vertrauen

Morgan Stanley kündigte an, die noch im Fonds verbliebenen 34 Immobilien in den kommenden drei Jahren verkaufen zu wollen. Die Erlöse sollen mindestens halbjährlich an die Anleger ausgeschüttet werden. Wie bei jeden Verkauf unter Zwang ist auch hier noch offen, ob die angestrebten Preise realisiert werden können. Damit bleibt unklar, ob die Anleger ihr angelegtes Geld in voller Höhe wiedersehen.

Der "P2 Value" war erst im November 2005 mit einem Volumen von knapp 1,7 Mrd. Euro gestartet. Anderer Fonds dieser Gattung blicken auf eine weitaus längere Tradition zurück. Im Zuge der Finanzkrise geriet der Fonds nach massiven Rückgabewünschen der Anleger in Liquiditätsnöte und setzte deshalb im Oktober 2008 die Anteilsscheinrücknahme vorübergehend aus.

Die Auflösung des "P2 Value" ist in Deutschland erst der dritte Fall eines offenen Immobilienfonds, der für immer seine Pforten schließen muss. Ende vergangener Woche hatte der traditionsreiche "Degi Europa" von Aberdeen mit zuletzt 1,3 Mrd. Euro Fondsvolumen diesen Schritt beschlossen. In ihn hatten rund 90.000 Anleger investiert. Zuvor hatte der auf die USA spezialisierte Kanam "US-Grundinvest" seine Auflösung eingeleitet - und damit in der einst so beschaulichen Welt des deutschen Betongoldes einen Tabubruch vollzogen.

Opfer früherer Fondsschließungen

Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 hatte die Branche zeitweilig ein volles Dutzend ihrer offenen Immobilienfonds vorübergehend auf Eis legen müssen, weil Anleger massiv Geld abzogen. Die drei Fonds, die nun aufgelöst werden, schafften es nicht innerhalb der zweijährigen gesetzlichen Frist, mit dem Verkauf von Teilen ihrer Immobilien genügend Geld für eine Wiederöffnung zu beschaffen.

Zuletzt hatte Morgan Stanley seine Gebäude deutlich abgewertet, viele Immobilien verkauft und mit einem neuen Management um das Vertrauen der Anleger geworben. Morgan Stanley habe bis zuletzt eine Weiterführung des Fonds präferiert, sagte das Mitglied der Geschäftsführung Marc Weinstock.

Allerdings hätten in dem für den "P2 Value" ohnehin schwierigen Umfeld die Regulierungsvorschläge der Bundesregierung, Rückflüsse von Immobiliendachfonds und die Auflösung der beiden anderen offenen Immobilienfonds das Umfeld weiter verschlechtert.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen