Viel mehr Arbeitslose 2010 Pessimistischer IWF-Ausblick
20.09.2009, 14:10 UhrDer Internationalen Währungsfonds erwartet für Deutschland offenbar einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Erwerbslosenquote wird demnach von durchschnittlich 8,0 Prozent in diesem Jahr auf 10,7 Prozent im nächsten Jahr steigen.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zitierte in diesem Zusammenhang aus dem Entwurf für den "Weltwirtschaftsausblick" des Währungsfonds.
Demnach gehen die IWF-Ökonomen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 5,3 Prozent schrumpft und 2010 nur ein Wachstum von 0,3 Prozent erreicht. Damit blickt der IWF viel pessimistischer auf die Konjunktur im nächsten Jahr als die heimischen Forschungsinstitute, die jüngst ein Wachstum von 1,0 Prozent oder mehr vorausgesagt hatten.
Gegenüber seinem jüngsten Prognose-Update zum "World Economic Outlook" wurden die Prognosen aber offenbar erhöht: Im Juli hatte der IWF für Deutschland für 2009 ein BIP-Rekordminus von 6,2 Prozent (April: minus 5,6 Prozent) und für 2010 einen Rückgang um 0,6 Prozent (minus 1,0 Prozent) vorausgesagt.
BDI verlangt Ehrlichkeit
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, forderte die Politik auf, den Bürgern noch vor der Bundestagswahl reinen Wein über die schwerwiegenden Folgen der Wirtschaftskrise für Arbeitsmarkt und soziale Sicherungssysteme einzuschenken. "Deutschland braucht eine ehrliche Einschätzung der Lage durch die Politiker. Sie müssen vor der Wahl sagen, was auf uns zukommt - und mit welchem Konzept sie regieren wollen. Im Wahlkampf bleiben sie bisher zu vage. Klare Ansagen - Mangelware", schrieb Keitel in der "Bild am Sonntag".
Die Wähler hätten das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Und die Politiker hätten die Pflicht, die Wahrheit zu sagen, äußerte Keitel. Noch seien sechs Tage Zeit. Der BDI-Präsident warnte vor dem Hintergrund der Finanzkrise davor, zu glauben, das Schlimmste sei schon überstanden. "Ich will nicht schwarzmalen. Aber es drohen mehr Arbeitslose, höhere Sozialausgaben, steigende Schulden - auch wenn die Politik sich damit beruhigt, dass das Schlimmste bereits überstanden sei."
Verlängerung der Altersteilzeit angeregt
Zur Entlastung des Arbeitsmarkts will SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die staatlich geförderte Altersteilzeit auf fünf Jahre befristet verlängern. "Wir sollten älteren Arbeitnehmern die Möglichkeit zum vorzeitigen Ausstieg geben, allerdings nur, wenn ein junger Arbeitnehmer dafür unbefristet nachrückt - das ist ein klares Junktim", sagte Steinmeier der "Süddeutschen Zeitung".

Frank-Walter Steinmeier erwartet eine steigende Belastung des Arbeitsmarkts.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Vor Ausbruch der Finanzkrise vor einem Jahr, als Deutschland nur noch drei Millionen Arbeitslose hatte, sei Steinmeier noch der Meinung gewesen, eine weitere Förderung der Altersteilzeit sei "überflüssig". Mittlerweile sei er aber überzeugt, dass es sich um ein wirksames Kriseninstrument handele.
Derzeit gebe es Jugendliche, die zwar fertig ausgebildet seien, aber nicht im Betrieb übernommen würden. "Das können und dürfen wir uns nicht leisten", sagte der SPD-Politiker. "Wir müssen bereit sein, aus der Krise zu lernen."
Quelle: ntv.de, wne/DJ/dpa