Verdi für Zeitkonten Post verhandelt Altersteilzeit
14.08.2011, 13:14 UhrDer Deutschen Post kommen ihre Mitarbeiter zu früh abhanden; Im Schnitt gehen höhere Beamte mit 55, Beschäftigte im einfachen oder mittleren Dienst, wie etwa Briefträger, sogar schon mit 50,8 Jahren in Rente. Das geht ins Geld. Die Deutsche Post sucht jetzt mit der Gewerkschaft Verdi nach einem passenden Altersteilzeitmodell.
Die Deutsche Post und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verhandeln einem Zeitungsbericht zufolge über einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit. Erste Verhandlungen hätten bereits im Juli stattgefunden, berichtete die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Verhandlungskreise.

Vorstandschef Frank Appel schaut sich in einem Briefverteilzentrum nahe Bonn die Sortierung der Post an.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Post hat ein großes Problem: Während das Rentenalter in Deutschland insgesamt steigt, ist es bei der Post umgekehrt. Hier gehen die Mitarbeiter sehr früh in den Ruhestand: Im Durchschnitt hören Beamte bei dem Unternehmen mit 55 und Angestellte mit 61 Jahren auf. Bei Beschäftigten im einfachen oder mittleren Dienst, also etwa Briefträgern, beginnt der Ruhestand im Schnitt schon mit 50,8 Jahren.
Die Gewerkschaft kann sich laut "WamS" ein Altersteilzeit-Modell vorstellen, bei dem Mitarbeiter am Ende ihres Arbeitslebens beispielsweise drei Jahre in Vollzeit arbeiten, dann eine ähnlich lange Zeit in die Teilzeit und schließlich bei gleichem Lohn noch einmal so lange zu Hause bleiben. Erst danach gehen sie in Rente.
Dafür will Verdi dem Bericht zufolge sogenannte Zeitwertkonten einführen: Postbeschäftigte sollen demnach dabei von einem bestimmten Alter an über mehrere Jahre hinweg einen Teil ihres Einkommens auf einem verzinsten Zeitwertkonto ansparen. In der späteren sogenannten Freistellungsphase bis zum Erreichen der Altersgrenze fließe aus diesem Konto der Monatslohn. Daneben solle der Arbeitgeber in der Phase der Altersteilzeit Einkommenseinbußen über Zuschläge ausgleichen.
"Alle haben was davon"
Arbeitsmarktexperten halten das Post-Modell für machbar. "Der Charme solch einer Lösung liegt doch darin: Beide Seiten, der Arbeitgeber und die Arbeitnehmer, haben etwas davon", sagte Holger Bonin, Leiter der Arbeitsmarktforschung am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim gegenüber der "Berliner Morgenpost".
Sollten Ver.di und die Post tatsächlich ein Abkommen erreichen, könnte es Modelcharakter für die gesamte Wirtschaft haben und ein in Verruf geratenes Modell wiederbeleben - ohne dass es auf Kosten der Steuerzahler ginge.
Quelle: ntv.de, AFP