Islands Finanzdesaster Prügel für Ex-Regierung
12.04.2010, 16:41 UhrIsland arbeitet seine Bankenkrise auf. Ein Untersuchungsbericht wirft der Regierung des ehemaligen Ministerpräsidenten Haarde schwere Versäumnisse vor. Auch Ex-Zentralbankchef Oddsson sowie der Chef der Finanzaufsicht, Jonsson, werden scharf kritisiert. Der isländische Finanzsektor war im Herbst 2008 zusammengebrochen.
Ein Untersuchungsbericht zur isländischen Bankenkrise wirft der Regierung und den Aufsichtsbehörden des nordeuropäischen Landes Versagen vor. Vor dem Zusammenbruch der drei größten isländischen Banken im Oktober 2008 hätten der damalige konservative Regierungschef Geir Haarde sowie seine Minister für Finanzen und das Bankwesen, Arni Mathiessen und Björgvin Sigurdsson, mit "großer Fahrlässigkeit" gehandelt, heißt es in dem Abschlussbericht einer vom Parlament eingesetzten Untersuchungskommission (SIC).
Auch die Spitze der isländischen Finanzbehörden trägt dem 2000-seitigen Bericht zufolge eine Mitschuld an der Bankenkrise, die das skandinavische Land an den Rand des Bankrotts gebracht und einen tiefen Einbruch von Islands Wirtschaft ausgelöst hatte. Genannt werden unter anderen der damalige Zentralbankchef David Oddsson sowie der Chef der Finanzaufsicht, Jonas Jonsson. Bereits im April 2008 habe es Treffen zwischen Oddsson, Haarde und weiteren Ministern zu der Lage der isländischen Banken sowie der einheimischen Wirtschaft gegeben, ohne dass die gesamte Regierung informiert worden sei, kritisierte der SIC-Vorsitzende Pall Hreinsson.
Der isländische Finanzsektor war im Herbst 2008 mit der Pleite gleich mehrerer Großbanken im Sog der weltweiten Finanzkrise zusammengebrochen. In der Folge verlor die isländische Krone massiv an Wert, wodurch zahlreiche der 320.000 Einwohner des Landes ihre Ersparnisse verloren. Zudem stieg die Arbeitslosigkeit drastisch an, und die Regierung musste angesichts massiver Proteste der Bevölkerung zurücktreten.
Massives Bankenwachstum
Die Untersuchungskommission macht auch das rasche Anwachsen der isländischen Banken in den Jahren zuvor für das Platzen der Finanzblase verantwortlich. Die drei größten Banken des Landes - Kaupthing, Landsbanki und Glitnir - seien in sieben Jahren vor ihrem Zusammenbruch um das Zwanzigfache gewachsen.
Die Veröffentlichung des Berichts hatte sich mehrmals verzögert, weil die Verfasser offenbar den Arbeitsaufwand unterschätzt hatten. Kommissionschef Hreinsson sagte, er habe die Ergebnisse der Untersuchung an die Staatsanwaltschaft übergeben.
Quelle: ntv.de, wne/AFP