Rettungsfusion für Kalaschnikow Putin schmiedet Gewehr-Konzern
19.11.2012, 16:11 Uhr
"Held der Russischen Föderation": Michail Kalaschnikow fürchtet um sein Lebenswerk.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Hersteller des legendären russischen Sturmgewehrs Kalaschnikow bekommt Feuerschutz aus allerhöchsten Kreisen: Putin persönlich mischt sich in die Suche nach einer Lösung ein. Die russischen Streitkräfte fallen als Großabnehmer für neue Schnellfeuergewehre bis auf weiteres aus. "Die Lager sind voll", heißt es aus Moskau.

Begehrte Waffe unter Kriminellen: Die "AK-47" (l.) ist stärker, schwerer im Kaliber und weiter verbreitet als ihr westliches Gegenstück, das "M16" aus den USA.
(Foto: REUTERS)
Für Moskau geht es um mehr als nur um eine Legende: Mit den Schwierigkeiten des finanziell angeschlagenen Kalaschnikow-Herstellers steht ein strategisch bedeutsamer Waffenspezialist und der Exporterfolg der russischen Rüstungsindustrie auf dem Spiel. Kremlchef Wladimir Putin schaltet sich nun persönlich ein, um den Umbau der Waffenschmiede in ein modernes Unternehmen voranzutreiben.
Eine Fusion des Gewehrbauers Ischmasch mit dem Hersteller der berühmten Makarow-Pistole Ischmech unter dem Firmennamen Kalaschnikow sei eine ernsthafte Möglichkeit, sagte Putin nach Angaben der Agentur Interfax. Der neue Konzern soll unter dem Dach der russischen Staatsholding Rostechnologii entstehen.
Ziel sei eine moderne Fabrik, die Sportwaffen und Jagdgewehre herstelle, sagte Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin. Die Lage von Ischmasch und Ischmech sei auch deswegen schwierig, weil das Verteidigungsministerium seit langem keine Waffen mehr bestellt habe. "Die Lager sind voll", sagte Ex-Nato-Botschafter Rogosin bei einem Treffen mit Putin.
Allein bei Ischmasch in der Stadt Ischewsk am Ural arbeiten rund 5000 Menschen. Der greise Konstrukteur Michail Kalaschnikow hatte sich bereiterklärt, einem neuen Konzern seinen Namen zu leihen. In Ischewsk entwickelte Michail Kalaschnikow nach dem Zweiten Weltkrieg das erste Modell der "AK-47", bis heute ein Exportschlager der russischen Rüstungsindustrie. Hergestellt wird das Gewehr von Ischmasch.
Vage Unterstützung von ganz oben
"Eine Fusion ist natürlich möglich", sagte Putin im russischen Fernsehen wörtlich. Das Ergebnis dieser Fusion müsse aber eine Verbesserung darstellen - "auf keinen Fall eine Verschlechterung". Wie immer in solchen Fällen gebe es "viele soziale Fragen"; diese müssten berücksichtigt werden.
Der heute 93-jährige Kalaschnikow und 16 ehemalige Angestellte des Ischmasch-Werkes hatten Ende Oktober in einem offenen Brief an Putin den Niedergang der Fabrik beklagt. Vor drei Jahren bereits stand der Waffenhersteller schon einmal .
Vize-Regierungschef Rogosin erklärte, Ischmasch und Ischmech hätten seit Jahren keinen Auftrag der Regierung mehr erhalten, da die Armee bereits ausreichend mit Schnellfeuergewehren ausgestattet sei. Er hatte die Zusammenlegung der beiden Werke zu einem "modernen Rüstungsbetrieb" vorgeschlagen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa