Wirtschaft

Banken sind fein raus Restrisiko beim Steuerzahler

Für die HRE steht ohnehin der Steuerzahler gerade.

Für die HRE steht ohnehin der Steuerzahler gerade.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für die Banken hätte die Griechenland-Rettung noch schlimmer kommen können. Mit einem Umtausch der griechischen Anleihenbestände in neue, von der Eurozone garantierte Papiere, wird die Unsicherheit nun beseitigt, dass die Banken möglicherweise viel höhere Milliardenabschreibungen hätten vornehmen müssen.

Europas Finanzbranche kommt bei der Rettung Griechenlands nach Einschätzung von Bankenprofessor Martin Faust mit einem blauen Auge davon. "Bei dem Rettungspaket verzichten die Banken zwar auf Milliarden, aber bei einem Verkauf ihrer Staatsanleihen am Markt hätten sie noch viel mehr verloren", sagte der Experte der Frankfurt School of Finance & Management. Mit der Entscheidung der Euroländer sei die Schuldenkrise Griechenlands für die Branche ausgestanden. "Das Restrisiko trägt der Steuerzahler."

Nach Fausts Einschätzung werden sich die Banken dem Umtauschangebot des Euro-Stabilisierungsfonds EFSF für Griechenland-Anleihen kaum verschließen. "Viele Institute haben in der letzten Finanzkrise viel Geld von den Staaten erhalten. Wenn sie nicht mitziehen, wird die Politik den Druck weiter erhöhen." Allerdings sprächen auch wirtschaftliche Überlegungen durchaus für eine Beteiligung an dem Hilfspaket. Zwar müssten die Banken beim Umtausch ihrer Griechenland-Anleihen einen Wertverlust von 20 Prozent hinnehmen. Am Markt wurden die Staatspapiere allerdings zuletzt nur noch zur Hälfte ihres Nennwerts gehandelt.

Daher sieht Faust auch die Gefahr gebannt, dass sich die Vorstände der Banken bei dem freiwilligen Verzicht Regressforderungen ihrer Aktionäre gegenübersehen könnten. "Den Aktionären ist mit einer Beteiligung an der Griechenland-Rettung durchaus geholfen." Schließlich werde mit einem Umtausch der griechischen Anleihenbestände in neue, von der Eurozone garantierte Papiere auch die Unsicherheit beseitigt, dass die Banken möglicherweise viel höhere Milliardenabschreibungen vornehmen müssten.

"Am schlimmsten trifft es die Griechen"

Die Commerzbank wird wohl Wertberichtigungen vornehmen müssen.

Die Commerzbank wird wohl Wertberichtigungen vornehmen müssen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor allem deutsche und französische Institute sind stark in griechischen Staatspapieren engagiert. Neben der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE), für die ohnehin der Steuerzahler geradesteht, dürfte vor allem die Commerzbank um deutliche Wertberichtigungen nicht herumkommen, schätzt Faust. "Die wären allerdings ohnehin fällig geworden." Am schlimmsten werde es die griechischen Banken treffen, die dem eigenen Staat traditionell viel Geld geliehen haben.

Bei den europäischen Versicherern dürfte die Griechenland-Rettung nach Ansicht des Experten keine tiefen Furchen hinterlassen. "Das Risiko ist hier überschaubar. Versicherungsunternehmen brauchen ihr Geld im Gegensatz zu den Banken ja nicht sofort." Als langfristige Anleger hätten sie einen längeren Atem.

Wie genau das neue Hilfspaket umgesetzt wird, wurde bisher noch nicht geklärt. Viele Details seien noch offen, auch die Garantien für die Europäische Zentralbank müssten erst noch eingerichtet werden. Auch wenn für die Finanzbranche das Griechenland-Problem damit erst einmal beseitigt scheint, hat Faust Zweifel daran, dass die Genesung des Schuldenstaats nun gesichert ist. "Der ganz große Wurf ist das Paket nicht. Für mich fehlt eine Grundstruktur, wie man die Länder künftig dazu bringt, ihre Staatsdefizite zu begrenzen und abzubauen."

Zudem sei Griechenland mit der Verlängerung der Kredite nicht geholfen. "Das Geld ist ja längst ausgegeben." Das Land brauche frisches Geld, um die Wirtschaft anzukurbeln. Nur so könne es seine Schulden in Zukunft zurückzahlen. Wenn die dortige Politik mit ihren Reformen und dem Verkauf von Staatseigentum nicht schneller vorankomme als in den vergangenen Monaten, brauche es in naher Zukunft sicher noch ein weiteres Hilfspaket.

Quelle: ntv.de, Steffen Weyer, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen