Beinahe-Absturz in den USA Southwest stoppt Boeing-Flüge
03.04.2011, 11:32 Uhr
Intakter Rumpf: Eine Boeing 737 der Southwest Airlines beim Start (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Mit einem lauten Knall reißt bei einer Boeing 737 der US-Fluggesellschaft Southwest Airlines rund 40 Minuten nach dem Start das Kabinendach auf. Die Piloten können die Maschine sicher landen, doch der Hersteller gerät in Erklärungsnot. Es wäre nicht das erste Mal, das bei einer 737 das Material versagt.

Erste Inaugenscheinnahme nach dem Zwischenfall: Southwest-Techniker begutachten den Schaden im Hangar.
(Foto: REUTERS)
Nach der Notlandung einer ihrer Boeing 737 hat die US-Fluggesellschaft Southwest Airlines die Überprüfung aller Flugzeuge dieses Typs angeordnet. Die Maschine mit 118 Passagieren an Bord hatte am Tag zuvor auf dem Weg von Phoenix nach Sacramento wegen eines dramatischen Druckverlusts in der Kabine auf einer Militärbasis notlanden müssen. Passagiere berichteten, nach einem lauten Knall sei ein Loch in der Außenhülle entstanden.
"Ersten Untersuchungen zufolge ist im Flugzeug der Druck abgefallen und die Sauerstoffmasken fielen herunter", teilte Southwest Airlines mit und beschränkte sich damit auf die bereits bekannten Tatsachen. Passagiere hatten noch aus dem Flugzeug heraus Kontakt zu US-Medien aufgenommen und von einem großen Loch im Dach des Flugzeugs berichtet.
Die etwa 15 Jahre alte Maschine sei rund 40 Minuten nach dem Start in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona sicher auf einer Militärbasis in Yuma nahe der Grenze zu Mexiko gelandet. Nach der Landung habe die Besatzung von Flug 812 bestätigt, dass es in der Mitte der Kabine ein Loch im Dach gebe, erklärte die Fluglinie. Ein Flugbegleiter und ein Passagier seien ärztlich versorgt worden, doch habe es keine schwereren Verletzungen gegeben.
Druckabfall auf Reiseflughöhe

Der Vorfall erinnert an eine dramatische Notlandung im April 1988: Bei einer Boeing 737-200 der Aloha Airlines war hoch am Himmel über Hawaii ein großes Teil des Dach abgerissen. Eine Crew-Mitglied kam dabei ums Leben.
(Foto: AP)
Eine Passagierin sagte dem Fernsehsender CBS, kurz nach dem Start habe es einen Knall gegeben und ein Teil der Decke sei heruntergefallen. Daraufhin hätten sich die Masken gelöst. Eine andere Passagierin sagte dem Fernsehsender CNN, sie hätten durch das Dach den Himmel sehen können. Das Flugzeug befand sich offenbar bereits in großer Höhe: Mehrere Passagiere waren Augenzeugen zufolge kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Nachdem das Flugzeug eine geringere Höhe erreicht habe, hätte sich ihr Zustand jedoch schnell wieder stabilisiert.
Ein FBI-Sprecher teilte umgehend mit, es bestehe kein Verdacht auf terroristische Zusammenhänge. Es handele sich offenbar um ein "mechanisches Problem". Zuvor hatten Passagiere von einem Knall berichtet, der sich wie ein Pistolenschuss angehört habe. Danach sei die Kabinenhülle auf der Länge von etwa einem Meter aufgerissen.
Southwest Airlines teilte mit, alle ihre 69 Maschinen des Typs Boeing 737 würden gemeinsam mit dem Flugzeughersteller überprüft und zunächst nicht mehr eingesetzt. Rund 300 Flüge müssten daher allein am Samstag gestrichen werden, es sei vielfach mit Verspätungen von bis zu zwei Stunden zu rechnen. Die Fluglinie leitete gemeinsam mit der Behörde für zivile Luftfahrt (FAA) und dem Büro für Ermittlungen zu Flugunglücken (NTSB) eine Untersuchung des Vorfalls ein. Vom Hersteller Boeing lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP