Wirtschaft

Absage an Konjunkturprogramme Steinbrück sieht Stabilisierung

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hält eine "gewisse Stabilisierung" der Weltwirtschaft für möglich. Dabei werde in Europa und Deutschland "der Ast, der uns wieder hoch führt, sehr viel flacher sein" als in den USA und den Schwellenländern.

Peer Steinbrück

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(Foto: REUTERS)

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hält eine "gewisse Stabilisierung" der Weltwirtschaft für möglich. Dabei werde in Europa und Deutschland "der Ast, der uns wieder hoch führt, sehr viel flacher sein" als in den USA und den Schwellenländern, sagte Steinbrück am Rande des Treffens der G8-Finanzminister im süditalienischen Lecce. Er teile die Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF), "wonach der Zeitpunkt und die Geschwindigkeit einer nachhaltigen Erholung aber ungewiss sind", fügte der Minister an. Absehbar sei dabei allerdings, dass es in den USA und in den Schwellenländern etwas schneller gehen werde als in Europa.

Steinbrück äußerte sich erneut skeptisch zu weiteren Konjunkturprogrammen. Vorrangig sei die Erholung der Finanzmärkte und damit neues Vertrauen. Ein vom Export abhängiges Land wie Deutschland komme erst dann wieder auf einen grünen Zweig, wenn die Nachfrage nach deutschen Gütern wieder "im schwarzen Bereich" sei. Es sei "weder nötig noch empfehlenswert, (mit Programmen) draufzusatteln".

"Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie wir vorgehen, wenn wir aus dem Loch wieder herauskommen", schnitt er einen wesentlichen Punkt in der Debatte der Finanzminister an. Das Treffen in Lecce bereitet den G8-Gipfel im Juli in L'Aquila vor, arbeitet aber auch bereits auf das nächste G20-Treffen im September in Pittsburgh hin.

Deutschland unterstütze es, dass der IWF solche "Exit-Strategien" ausarbeite, sagte Steinbrück. Aus deutscher Sicht sei dabei das klare Bekenntnis zu dem europäischen Stabilitätspakt wichtig. Denn bei den Überlegungen für diese Zukunftsstrategien bestehe die Gefahr einer international belastenden "Überdehnung der Kapitalmärkte". Steinbrück nannte als Beispiel die USA. Da könne es passieren, "dass bisher gut situierte Länder in der internationalen Notenbewertung zurückfallen."

Die G8-Minister beschäftigt, wie die führenden Industrienationen und Russland (G8) zu einer Stabilisierung des Finanzmarktes und zur Reform der internationalen Finanzinstitutionen beitragen können.

Deutsche skeptisch

Unterdessen glaubt ein Drittel der Bundesbürger, dass es mit der Wirtschaft frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2010 wieder bergauf gehen wird. Ein weiteres Drittel glaubt, dass die konjunkturelle Talsohle Mitte 2010 durchschritten sein wird. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für die "Welt am Sonntag". Die große Mehrheit der Deutschen ist damit pessimistischer als viele Ökonomen, die eine Erholung bereits für die zweite Hälfte dieses Jahres vorhersagen.

Rolf Bürkel von der GfK meint, dass Verbraucher und Ökonomen sich widersprechen, weil beide Gruppen unterschiedliche Teile der Volkswirtschaft betrachten: "Konsumenten verstehen unter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vor allem die Bewegung auf dem Arbeitsmarkt", sagte Bürkel. Die Erwartungen der Befragten sind daher nicht unrealistisch: Im Moment erwarten Regierung und Ökonomen, dass die Zahl der Arbeitslosen in der zweiten Jahreshälfte auf über vier Millionen steigen wird und bis weit in das kommende Jahr auf hohem Niveau bleiben wird, während die Konjunktur schon früher anziehen soll.

 

Quelle: ntv.de, dpa

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