Gläubigerversammlung geplatzt Streit bei Arcandor
05.08.2009, 21:58 UhrBeim insolventen Arcandor-Konzern gibt es Streit um dessen Beteiligung am Reiseunternehmen Thomas Cook. Die BayernLB hat das Aktienpaket auf ein Sonderkonto umgebucht und will sich eine Kaufoption sichern. Das durchkreuzt die Pläne von Arcandor, die die geplante Verssammlung von Anleihegläubigern kurzerhand abgesagt hat.
Ein Streit um die Rechte an der Thomas-Cook-Beteiligung des insolventen Handelskonzerns Arcandor verzögert den Verkauf des Aktienpakets. Arcandor sagte eine für kommenden Montag geplante Versammlung der Anleihegläubiger ab, die über eine gemeinsame Verwertung der Anteile an dem Reisekonzern abstimmen sollten. Während der Handelskonzern und seine größten Kreditgeber einen Paketverkauf der Mehrheitsbeteiligung von 53 Prozent favorisieren, wackelt die Zustimmung von Zeichnern einer Umtauschanleihe, die mit acht Prozent an Thomas Cook unterlegt ist.
Die BayernLB, einer der drei größten Kreditgeber von Arcandor und zugleich Sicherheitentreuhänder für die Umtauschanleihe, habe Ansprüche auf einen Kauf der hinterlegten Aktien angemeldet und diese kurzerhand auf ein eigenes Konto umgebucht, teilte Arcandor mit. Damit seien sie dem Zugriff von Arcandor entzogen, die Versammlung erscheine daher "zum jetzigen Zeitpunkt nicht als sinnvoll", sagte ein Unternehmenssprecher. Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg habe sich aber vorbehalten, das überraschende Vorgehen der BayernLB rechtlich zu überprüfen. Die Landesbank wollte dazu nicht Stellung nehmen.
Sicherung der Dividenden
In Finanzkreisen hieß es, mit dem Schritt solle sichergestellt werden, dass die Dividenden von Thomas Cook nicht in der Insolvenzmasse untergingen, sondern den Anleiheninhabern zugute kämen. Die Bank sehe sich dabei von diesen mehrheitlich unterstützt.
Arcandor hatte vorgeschlagen, das Acht-Prozent-Paket nur gemeinsam mit den 43,9 Prozent an Thomas Cook zu verwerten, die das Unternehmen für einen 1,5-Milliarden-Kredit an Banken unter Führung der BayernLB, der Commerzbank und der Royal Bank of Scotland verpfändet hatte. Beim Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung ließe sich ein höherer Preis erzielen. An der Börse ist das Paket gut eine Milliarde Euro wert. Die drei Banken hatten in der vergangenen Woche angekündigt, Thomas Cook an einen Investor oder über die Börse zu verkaufen.
Ein Gegenantrag der Investmentbank JPMorgan könnte diesen Plan aber durchkreuzen. Die US-Bank, die zu den Anleihegläubigern gehört, fordert die Einsetzung eines eigenen Interessenvertreters für die Gläubiger der Anleihe. Die Bank wollte sich zu ihren Absichten nicht äußern. Ursprünglich hatte das gesamte Thomas-Cook-Paket als Sicherheit für den Arcandor-Kredit gedient. Erst nachträglich hatten die Kreditgeber zugestimmt, einen Teil davon zur Unterlegung der Anleihe abzutreten.
Quelle: ntv.de, mme/rts