Hackfleisch-Prozess Tönnies schweigt noch
23.03.2011, 16:45 UhrIm Hackfleisch-Prozess gegen den Unternehmer Clemens Tönnies hat der langjährige Produktionsleiter falsche Angaben auf den Etiketten eingeräumt. Vor dem Essener Landgericht sagte der mitangeklagte 57-Jährige: "Ich habe in Kauf genommen, dass das Mischungsverhältnis, wenn überhaupt, dann nur zufällig stimmen konnte." Alles andere sei produktionstechnisch unmöglich.
Der 54-jährige Tönnies und zwölf leitenden Angestellten wird vorgeworfen, zwischen 2005 und 2007 Millionen Packungen Hackfleisch verkauft zu haben, bei denen der Rindfleischanteil geringer war als angegeben. Nach Angaben des Produktionsleiters sei das oberste Ziel bei der Herstellung von gemischten Hackfleischprodukten gewesen, unter 50 Prozent Rindfleischanteil zu bleiben. Andernfalls wäre man Gefahr gelaufen, gegen strenge Auflagen bei der Kennzeichnung von Rindfleischprodukten zu verstoßen.
Die tatsächliche Angabe auf den Etiketten "45 Prozent Rindfleisch, 55 Prozent Schweinefleisch" sei willkürlich gewählt worden, da es bei der Herstellung von Misch-Hack neben der Art des Fleisches auch auf "chemische Parameter" wie Bindegewebs-Eiweiß und Fett ankomme. Darüber hinaus sei es ein "Irrglaube", dass Rindfleisch immer hochwertiger sei als Schweinefleisch.
"Nicht so detailliert mit Produktion befasst"
Tönnies, Deutschlands größter Fleischproduzent und Aufsichtsratschef des Fußballbundesligisten FC Schalke 04, hat sich bisher selbst nicht zu den Vorwürfen geäußert. Möglicherweise soll dies im April geschehen. Auf die Frage, ob er den Aussagen seines Produktionsleiters zustimme, sagte Verteidiger Sven Thomas am Rande des Prozesses: "So detailliert war Herr Tönnies mit der Produktion ja gar nicht befasst."
Rechtsanwalt Thomas hatte zu Beginn des Prozesses die Einstellung des Verfahrens beantragt, weil die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Jahr 2006 auf rechtsstaatlich zweifelhaften Wegen in Gang gekommen sein sollen. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis September angesetzt.
Quelle: ntv.de, dpa