Auf der Suche nach "Seltenen Erden" Tokio sondiert in Vietnam
22.10.2010, 13:45 UhrDie Abhängigkeit von China wächst sich für Japan zu einem bedrohlichen Szenario aus: Weil der rohstoffreiche Nachbar die Versorgung mit essenziellen Industriemetallen kontrolliert, muss der hoch industrialisierte Inselstaat dringend neue Rohstoffquellen finden. Nach einer ersten Hilfszusage aus Deutschland fragen die Japaner nun in Südostasien nach. Die Zeit drängt.
Angesichts der drohenden Knappheit von High-Tech-Metallen will Japan einem Zeitungsbericht zufolge die sogenannten Seltenen Erden künftig auch aus Vietnam importieren. Mehrere japanische Unternehmen arbeiten bereits an Machbarkeitsstudien, wie die Metalle in Vietnam gefördert werden könnten, berichtete die Wirtschaftszeitung "Nikkei". Seltene Erden werden in vielen Elektronik- und Autoteilen benötigt. China kommt bei der Förderung mittlerweile über einen Weltmarktanteil von 97 Prozent und steht damit kurz vor einem faktischen Monopol. In den vergangenen Woche hatten Berichte für erhebliche Unruhe gesorgt, in denen von einer Einschränkung bei der Förderung und den Export die Rede war. Angeblich wollte China damit die eigenen Ressourcen schonen. Die Vorkommen der Volksrepublik seien bereits in 15 Jahren erschöpft, hieß es.
Eine Vereinbarung zwischen Japan und Vietnam soll "Nikkei" zufolge bei einem Besuch des japanischen Regierungschefs Naoto Kan am 31. Oktober in Hanoi besiegelt werden. Der Konzern Sumitomo wolle von 2013 an die High-Tech-Metalle nach Japan liefern. Auch Toyota Tsusho will demnach die Erden in Vietnam fördern. Japan verbraucht etwa die Hälfte der weltweit geförderten Metalle. Ein Großteil davon geht in die Elektroindustrie und den Bau von Konsum- udn Unterhaltungselektronik wie zum Beispiel Laptops und Mobiltelefone.
Reserven für wenige Wochen
Viele der Seltenen Erden kommen trotz ihres Namens weltweit in ausreichenden Mengen vor. Bis in die 90er Jahre gehörten auch die USA zu den wichtigsten Förderländern. Doch seit ungefähr zwei Jahrzehnten kaufen die Konzerne wegen der niedrigeren Kosten und lockeren Umweltschutzbestimmungen vor allem in China ein. Der vermeintliche Kostenvorteil könnte den Unternehmen jetzt teuer zu stehen kommen.
Erst am vergangenen Wochenende hatte Bundeswirtschsminister Rainer Brüderle seinem japanischen Amtskollegen Akihiro Ohata bei der Rohstoffversorgung Unterstützung zugesagt. Deutschland und Japan wollen bei der Versorgung mit knappen Industriemetallen künftig stärker zusammenarbeiten. Bei dem Gespräch in Tokio soll Ohata von der Gefahr gesprochen haben, dass Japans Bestände an Seltenen Erden bereits in vier Wochen versiegen könnten.
Quelle: ntv.de, mmo/rts