Wirtschaft

Geschäfte mit US-Rating? US-Börsenaufsicht prüft S&P

(Foto: picture alliance / dpa)

Die historische Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch Standard & Poor's hat ein Nachspiel. Noch immer sagt das US-Finanzministerium, der Ratingagentur sei ein Rechenfehler unterlaufen. Jetzt befasst sich die Börsenaufsicht mit dem Vorgang. Wer wusste bereits vor der offiziellen Verkündung vom Fall auf AA+? Und wer könnte davon profitiert haben?

Nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA hat die US-Börsenaufsicht SEC einem Bericht zufolge eine Untersuchung der Rechenmethoden der Ratingagentur Standard & Poor's eingeleitet. Wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit dem Fall vertraute Kreise berichtete, geht es bei der Untersuchung außerdem um mögliche Insidergeschäfte. Die Börsenaufsicht will demnach herausfinden, welche S&P-Mitarbeiter schon vor der offiziellen Ankündigung von der geplanten Herabstufung wussten.

Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte die Kreditwürdigkeit der USA in der vergangenen Woche erstmals in der Geschichte von der Bestnote "AAA" auf "AA+" herabgestuft. Grund waren Zweifel an der Fähigkeit Washingtons, die massive Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Der eigentlich erwartete Schritt hatte für erhebliche Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt.

"Verblüffenden Mangel an Kenntnissen"

Ein Sprecher des US-Finanzministeriums hatte nach der Entscheidung erklärt, die Bewertung der wirtschaftlichen Lage durch das Unternehmen enthalte einen Fehler über zwei Billionen Dollar. Finanzminister Timothy Geithner bezeichnete die Herabstufung als "schreckliche Fehleinschätzung". Er warf der Agentur einen "verblüffenden Mangel an Kenntnissen in grundlegender US-Haushaltsmathematik" vor, weshalb sie "genau dem falschen Schluss gekommen" sei.

Bei der Berechnung der Schuldenentwicklung für die nächsten zehn Jahre habe die Ratingagentur fälschlicherweise zwei unterschiedliche Zeitschienen miteinander vermischt, so das Ministerium. Wäre dies nicht passiert, hätte Standard & Poor's für das nächste Jahrzehnt Ausgabenkürzungen von vier Billionen Dollar errechnen können – das sei exakt so viel, wie die Agentur davor selbst verlangt hatte, um die Herabstufung doch noch zu vermeiden.

Die Untersuchung der SEC ist dem Bericht zufolge Teil einer schärferen und genaueren Kontrolle der Ratingagenturen, die nach dem Inkrafttreten eines verschärften Finanzgesetz aus dem vergangenen Jahr nun ausgeweitet werde. Laut der neuen Bestimmung werde es einen jährlichen Bericht über jede der zehn Ratingagenturen auf der Beobachtungsliste der SEC geben.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen