Schutzzoll auf chinesische Reifen USA riskieren Handelskrieg
13.09.2009, 11:58 UhrZwischen den USA und China ist ein Handelsstreit um Importzölle auf Reifen entbrannt. Die USA verhängten drastische Einfuhrgebühren auf die Produkte aus der Volksrepublik und ernteten dafür am Wochenende scharfe Proteste von der Regierung in Peking.
Ein Sprecher des US-Präsidialamtes begründete den Schritt damit, dass die amerikanische Reifenindustrie vor eindeutigen Beeinträchtigungen durch die günstigere Konkurrenzware aus China geschützt werden müsse.
Das chinesische Handelsministerium warf der Regierung in Washington daraufhin Protektionismus vor. Die Zölle könnten eine Kettenreaktion im Welthandel auslösen und die Erholung von der der globalen Krise verlangsamen, hieß es auf der Internetseite des Ministeriums. Die Maßnahmen seien zudem das falsche Signal unmittelbar vor dem G20-Gipfel in Pittsburgh.
US-Präsidialamtssprecher Robert Gibbs versuchte nach den heftigen Reaktionen aus Peking die Wogen zu glätten und sagte, es würden nur die geltenden Regeln umgesetzt. Er rechne nicht damit, dass sich daraus ein Handelskrieg entwickle. Chinas Handelsminister Chen Deming erklärte indes, er betrachte den Importstreit mit den USA als besonders ernst.
Die USA verhängten erstmals seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation WTO vor acht Jahren derartige Schutzzölle gegen die Volksrepublik. In den vergangenen Monaten hatten die Regierungen beider Länder stets erklärt, die Erholung der Weltwirtschaft gemeinsam vorantreiben zu wollen. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise beteuerten die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, nicht mit Protektionismus auf den massiven Abschwung der Wirtschaft zu reagieren. Der Streit um die Reifenzölle könnte nun das G20-Treffen am 24. und 25. September ebenso überschatten wie den China-Besuch von Präsident Barack Obama im November.
Die USA erhöhen ab Ende September die Zölle auf chinesische Reifen von bisher fünf auf 35 Prozent. Im zweiten Jahr sinken sie auf 30 Prozent, im dritten auf 25 Prozent. Die Gewerkschaft der Stahlarbeiter, in der die Angestellten vieler US-Reifenhersteller organisiert sind, hatte die Schutzzölle gefordert. Den Gewerkschaftsangaben zufolge verdreifachten sich die Reifenimporte aus China von 2004 bis 2008 auf 46 Mio. Stück. Mehr als 5000 Arbeiter in der Industrie hätten dadurch ihren Job verloren.
Quelle: ntv.de, rts