Wirtschaft

100 Millionen pro Saison VW klotzt bei VfL Wolfsburg

Handball, Fußball, Eigentor?

Handball, Fußball, Eigentor?

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Wolfsburger Autokonzern sponsort seinen Werksclub VfL Wolfsburg nach Zeitungsinformationen pro Saison mit gut 100 Millionen Euro. Eine rekordhohe Summe im Fußballsponsoring. Für VW aber möglicherweise nicht genug. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglicher Verquickungen von Großaufträgen an Lieferanten mit Sponsorenverträgen.

Der Autokonzern Volkswagen soll nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" seinen Werksclub VfL Wolfsburg mit gut 100 Mio. Euro pro Saison unterstützen - eine rekordverdächtige Summe. Stimmen die Angaben, wäre der VfL fast dreimal so werbewirksam wie Deutschlands Top-Klub Bayern München, der von seinem Hauptsponsor Telekom geschätzte 25 Mio. Euro pro Saison kassiert. 

VW nennt zwar traditionell keine Zahlen, was sich der Konzern seinen Fußball-Bundesligisten VfL kosten lässt. Laut VfL-Unterlagen habe VW als Hauptsponsor in der Meistersaison 2008/2009 aber für Trikotwerbung und andere PR-Maßnahmen 62,5 Mio. Euro an den Club, schreibt die Zeitung. In der Spielzeit darauf waren es danach 67,5 Mio. Euro. Pro Saison soll der Autokonzern seinen Werksklub VfL Wolfsburg mit gut 100 Mio. Euro unterstützen.

Dem Wolfsburger Autokonzern war das möglicherweise aber noch nicht genug. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft verfolgt bereits seit Anfang des Jahres den Verdacht, dass der Autokonzern seine Lieferanten gedrängt hat, den Fußballclub zu sponsern. Die Marketingabteilung und der Einkauf sollen hierbei Hand in Hand gearbeitet haben.

Konkret ermittle die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlicher Korruption bei Geschäften zwischen VW und der Telekom-Tochter T-Systems, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf entsprechende Unterlagen. Danach soll VW ein Millionengeschäft mit T-Systems erst dann fortgeführt haben, als die Telekom-Tochter die Verlängerung eines Sponsorvertrages beim VfL angekündigt hatte. Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe. Bereits im Februar waren Büros von Mitarbeitern beider Firmen durchsucht worden. T-Systems hatte den Fall an die Staatsanwaltschaft gemeldet.

Marketing und Einkauf Hand in Hand

Zusätzlich zu den Sponsorzahlungen verfügt der VfL den Informationen zufolge noch über einen hohen Kreditrahmen bei VW und der VW-Bank. 51 Mio. Euro betrug einem internen VfL-Prüfbericht aus dem Jahr 2010 zufolge der Darlehensrahmen bis Mitte 2011. Davon wurden meist 30 Mio. Euro und mehr in Anspruch genommen. Demnach bestreitet VW etwa zwei Drittel des Gesamtetats beim VfL in Höhe von rund 150 Mio. Euro pro Saison.

Felix Magath (Mitte), Trainer des VfL Wolfsburg, während einer Pressekonferenz neben Francisco Javier Garcia Sanz (lls.), Vorsitzender des Aufsichtsrates des VfL.

Felix Magath (Mitte), Trainer des VfL Wolfsburg, während einer Pressekonferenz neben Francisco Javier Garcia Sanz (lls.), Vorsitzender des Aufsichtsrates des VfL.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei den Ermittlungen sei die Stuttgarter Kriminalpolizei zu dem Ergebnis gelangt, manche VW-Lieferanten hätten "nicht ganz freiwillig" in ein Sponsoring beim VfL eingewilligt. Als Beleg dafür dienen Mails bei VW sowie zwischen VfL und VW, denen zufolge VW-Lieferanten vom Konzerneinkauf unter Druck gesetzt worden sind, den VfL zu unterstützen. Der VW-Konzerneinkauf und die VfL-Marketingabteilung sollen sich jahrelang systematisch abgestimmt haben. Eine Schlüsselrolle soll dabei der für den Einkauf zuständig VW-Vorstand Francisco Javier Garcia Sanz gespielt haben.

VW erklärte dazu, der Einkauf nutze selbstverständlich seine Kontakte zum VfL und spreche Geschäftspartner an, um Sponsoren zu gewinnen. Man habe aber niemand zu einem Sponsoring gedrängt, und schon gar nicht zu überhöhten Zahlungen. Die Konzernrevision hatte Ende 2010 in einer Mail an Garcia Sanz und andere Manager davor gewarnt, unlauteren Druck auf Geschäftspartner auszuüben. Anlass war eine Strafanzeige der Telekom, die zu den Ermittlungen in Stuttgart führte. VW erklärte dazu, die Revision sei nur vorsorglich tätig geworden. Das habe nichts damit zu tun, dass man früheres Verhalten als fehlerhaft einstufe.

Quelle: ntv.de, ddi

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