Wirtschaft

Kontrolleur der Bank of Cyprus Warum Zypern Ackermann reizt

Josef Ackermann.

Josef Ackermann.

(Foto: dpa)

Josef Ackermann stellt sich auf Zypern einer neuen Herausforderung. Der 66-Jährige will den Verwaltungsrat einer Problem-Bank führen. Wieso tut er sich das an?

Josef Ackermann ist in Kürze wieder zurück in der Finanzwirtschaft. Er geht allerdings nicht zu einem Global Player wie der UBS. Er geht zu einer Bank mit vergleichsweise kleiner Bilanzsumme und umso größeren Problemen. Am 20. November soll Ackermann auf der Hauptversammlung der Bank of Cyprus erst in den Verwaltungsrat gewählt werden und später das Gremium führen.

Das ist eine gekonnte Rolle rückwärts. Im Jahre 2012 verließ er die Deutsche Bank. Später wurde der Schweizer Verwaltungsratspräsident des Versicherers Zurich. Nach dem Selbstmord des Zurich-Finanzchefs trat er dort im vergangenen Jahr zurück. Es sah so aus, als werde Ackermann sein Leben künftig sehr viel ruhiger gestalten.

Daher kommt die jetzige Ankündigung überraschend, denn die Bank of Cyprus steht durchaus für Aufregung. Das Institut stand im Zuge der Zypern-Krise vor dem Kollaps und wurde wie der gesamte aufgeblähte Finanzsektor des Euro-Landes nur durch das internationale Hilfspaket von zehn Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt. Im Gegenzug wurden Guthaben in Höhe von mehr als 100.000 Euro mit knapp 50 Prozent zur Sanierung herangezogen. Diese Gelder wurden in Anteile der Bank umgewandelt. Mittlerweile schreibt die Bank wieder schwarze Zahlen, doch ihre Probleme sind noch lange nicht gelöst.

Da stellt sich die Frage: Warum tut sich Ackermann das an? Der 66-Jährige will sich dazu nicht äußern, deshalb kann darüber nur spekuliert werden. Es spielt sicher eine Rolle, dass ein Mann wie er nur schwer von der Finanzwirtschaft lassen kann. Immerhin hat Ackermann die Deutsche Bank zu einer der größten Investmentbanken der Welt gemacht.

Eine wichtige Rolle spielt wohl auch Ackermanns Verbundenheit zu den zwei größten Anteilseignern der zyprischen Bank. Eine vom US-Hedgefonds-Manager Wilbur Ross geführte Investorengruppe ist mit 17  Prozent beteiligt und hat Ackermann auf die Kandidatenliste gesetzt. Unterstützt wird der Amerikaner vom russischen Oligarchen Viktor Vekselberg, dem rund 5,5 Prozent der Anteile gehören.  

Ackermann habe "eine riesige Adresskartei", sagte Ross der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Sie können sich vorstellen, dass er praktisch jeden Menschen in Europa (…) und eine große Zahl in den USA und anderswo kennt." Was Ackermann Netzwerk wert ist, zeigt sich allein daran, dass er seinen 60. Geburtstag im Kanzleramt gefeiert hat.

Der Schritt nach Zypern entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Als Präsident des Weltbankenverbands hatte Ackermann 2012 den Schuldenschnitt für Griechenland mit ausgehandelt, dessen Folgen das zyprische Bankensystem fast zum Implodieren brachten. Die Nachrichtenagentur dpa zitierte aus Ackermanns Umfeld: "Das ist eine konkrete Fortsetzung dessen, was er bei der Deutschen Bank betrieben hat: sein Engagement für Europa. Europa war ihm immer nah."

Ackermann Aufgabe in Zypern ist nicht ohne Risiko. "Man hat Zypern lange als Friedhof der Diplomaten bezeichnet", zitiert Bloomberg eine zyprische Ökonomin, die auf der geteilten Insel eine Consulting-Firma leitet. "Möglicherweise ist es nun der Friedhof der Banker."

Das dürfte Ackermann nicht schrecken. Mit Krisen kennt er sich zweifellos aus.

Quelle: ntv.de

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