Top-Sponsor aus China Was verspricht sich Alipay von seiner massiven EM-Werbung?
02.07.2024, 17:31 Uhr Artikel anhören
Der italienische Cheftrainer Luciano Spalletti beim Spiel Kroatien - Italien.
(Foto: picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS)
Auf Banden, Fanmeilen oder in TV-Spots sehen Fußball-Fans bei EM-Spielen derzeit immer wieder das Logo von Alipay+. Was dahintersteckt und welche Zielgruppe der chinesische Bezahldienstleister ansprechen will, erklärt Europa-Chef Pietro Candela.
Herr Candela, Sie sind Europa-Chef von Alipay+, jenem chinesischen Zahlungsdienstleister, der aktuell ganz massiv bei der Fußball-Europameisterschaft wirbt. Was reizt Ihr Unternehmen an der EM?
Pietro Candela: Wir befinden uns in einer sehr wichtigen Phase. Wir haben uns 2014 entschieden, unser Netzwerk global auszurollen, um chinesische Reisende zu bedienen. Europa als beliebtes Reiseziel spielt dabei eine wichtige Rolle. Jetzt weiten wir unser Geschäftsmodell auf andere asiatische E-Wallets aus …
… also digitale Geldbörsen, die man auch in Europa mit Paypal oder Android Pay kennt …
Ja, und wir wollen globale Reisende und europäische Händler auf deren Vorteile aufmerksam machen. Deshalb sponsern wir die Europameisterschaft - es ist die größte Bühne in Europa mit einer universellen Sprache, dem Fußball.
Warum Europa? Warum nicht die USA, wo die Wirtschaft doch viel stärker wächst?
Wir sehen langfristig ein riesiges Aufholpotenzial für Europa. Was das digitale Bezahlen angeht, sind die Europäer einfach noch nicht so weit. Das liegt auch daran, dass Europa sprachlich und kulturell sehr fragmentiert ist. Aber ich glaube, dass wir eine Verschiebung sehen werden, und zwar von einer Ökonomie der Größe hin zu einer dezentralen Netzwerkökonomie. Also mehr lokale Kooperationen neben globalen Champions. Das spielt Europa massiv in die Karten, weil wir den dafür notwendigen Interessenausgleich schon lange leben.
Zurück zur EM: Viele Fans sehen derzeit Ihr Logo auf Banden, Fanmeilen oder in TV-Spots - wissen aber gar nichts mit Ihrer Marke anzufangen. Also: Was machen Sie überhaupt?
Während wir in Asien schon extrem verbreitet sind, können wir unsere Marke in Europa noch besser vermitteln. Letztlich geht es um zwei Ebenen: Die Ant Group und Ant International sprechen asiatische Konsumenten an, die gerne bei europäischen Händlern einkaufen. Im Rahmen der EM arbeiten aber auch deutsche und österreichische Banken mit uns. Wir bieten letztlich eine QR-Code-Zahlung, und die wollen viele Händler und Kunden ausprobieren. Alipay+ ist ein Konglomerat aus lokalen Geldbörsen und Finanz-Apps wie Alipay, Bluecode oder Kakao Pay, die es ermöglicht, überall auf der Welt mit einem QR-Code zu bezahlen. Alipay+ mit Sitz in Singapur ist gewissermaßen die Schnittstelle oder Technologie dahinter. Eine Einheit, mit der wir nun global Nutzer und Händler in Partnerschaft mit lokalen Finanzinstituten verbinden. Wir richten uns zum Beispiel an Händler, die asiatische Touristen als Kunden haben, und ihnen eine Zahlplattform anbieten wollen, die auch Marketinginhalte und -dienstleistungen beinhaltet. Unser Ziel ist, dass Touristen überall auf der Welt mit Alipay+ zahlen können und Zugang zu Werbeaktionen und Privilegien erhalten, die von den Marken und Geschäften angeboten werden.
Und was macht Ihre Konkurrenz rund um Visa, Mastercard & Co. schlechter? Auch damit kann ich fast überall auf der Welt zahlen.
Unser Konkurrent ist das Bargeld. Jeder Anbieter digitaler Technologien oder Dienstleistungen ist ein Gleichgesinnter, der Reisenden das Leben leichter machen kann. In Asien war QR-Zahlung entscheidend für die finanzielle Inklusion und bargeldlose Wirtschaft. In Europa ist das anders. Fast jeder Europäer hat ein Bankkonto, fast jeder Händler ein digitales Bezahlterminal mit NFC-Technologie. Wenn ein Europäer in Europa einkauft, ist das nicht unser Fokus. Und trotzdem gibt es eine Menge Möglichkeiten für uns im Handel, die über reine Transaktionen hinausgehen. Hier können QR-Codes und Apps eine Rolle spielen und Anwendungsfälle darstellen. Käufer sind mit den aktuellen Zahlungssystemen zufrieden, können aber dennoch über ihre Finanz-Apps ein umfassenderes Einkaufserlebnis genießen - vor, während und nach ihrer Reise.
Mit Pietro Candela sprach Jannik Tillar
Das Interview erschien zuerst bei Capital.de
Quelle: ntv.de