Nur "Weicheier" bleiben arm "Wer 50 bis 60 Stunden arbeitet, kann Millionär werden"
30.12.2023, 15:12 Uhr Artikel anhören
"Habe ich mehrere Wohnungen und kassiere mehrere Mieten, ist das eine sehr gute finanzielle Situation", sagt "Einzimmer-Millionär" Hörhan.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
In seinem Buch "Der Einzimmer-Millionär" empfiehlt Gerald Hörhan Menschen, die reich werden wollen, möglichst viele Einzimmerwohnungen, "kleine Löcher", wie er sie nennt, zu kaufen und dann zu vermieten. Die Zeit sei perfekt, um Millionär zu werden, sagt er ntv.de. Hörhan hat an der US-amerikanischen Elite-Universität Harvard studiert, bei großen Investmentbanken in New York gearbeitet, ist jetzt Ende 40 und bezeichnet sich als "Investmentpunk". Trends steht er skeptisch gegenüber. Auch die aus seiner Sicht zunehmende Arbeitsverweigerung ist ihm zuwider. "Wir müssen wieder auf Vordermann kommen", sagt er im Gespräch mit ntv.de. Vor allem angesichts der multiplen Krisen in unserer Zeit sei es wichtig, Sicherheit und Freiheit in Form von Geld zu haben.
ntv.de: Sie bezeichnen sich als Investmentpunk. Was ist denn so "punkig" an Ihnen oder an dem, was Sie machen?

Finanzielle Freiheit ist in Zeiten multipler Krisen keine Option mehr, sondern unabdingbare Voraussetzung für ein erfülltes Leben, sagt Investmentpunk Gerald Hörhan. Jeder kann es schaffen, ist er überzeugt.
(Foto: Philipp Lipiarski)
Gerald Hörhan: Ich war immer rebellisch und habe mir nie etwas von anderen Leuten sagen lassen. Ich wollte Finanzgeschäfte immer anders machen als die meisten Leute. Das hieß dann auch, gegen den Strom zu schwimmen. Als alle riefen: Immobilien, "Hilfe, die Apokalypse droht!", habe ich Häuser gekauft. Als alle der Meinung waren, Kryptos seien tot, habe ich gekauft. Die Strategie hat sich als sehr erfolgreich herausgestellt.
Sind Sie denn manchmal auch auf Krawall gebürstet und bewegen sich - ich sage mal - in gesetzlichen Grauzonen?
Alles, was ich mache, ist legal. Das Gesetz zu brechen, würde auf Dauer nicht funktionieren. Da kriegt man über kurz oder lang Schwierigkeiten. Der Trick ist: Man muss einfach lernen, die Gesetze zu verstehen. Wissen, wie man von ihnen profitiert. Dann braucht man das Geld nur von der Straße aufzuheben. Gesetzesbruch ist Anarchie. Und das ist völlig unnötig.
Sie sagen, die Zeiten seien gut für Immobilienkäufe. Das kann man anders sehen. Immobilien sind zwar tendenziell günstiger geworden, aber nicht so viel. Gleichzeitig sind die Bankkredite durch die Zinsen teurer geworden. Selbst für Gutverdiener ist eine Finanzierung nicht mehr so einfach zu stemmen.
Sie machen heute ein viel besseres Geschäft als vor zwei Jahren. Selbst die Preise in guten Lagen sind um etwa 25 bis 30 Prozent gefallen. Und die langfristigen Zinsen sind seit einem Monat auch schon wieder gefallen. Eine Finanzierung über zehn Jahre Fixzinsbindung kostet Sie inzwischen wieder deutlich unter vier Prozent, vor einem Monat noch 4,5 Prozent. Der 10-Jahres-Swap-Satz ist von 3,6 Prozent auf 2,6 Prozent gefallen. Neubau ist praktisch tot, viele Bauträger sind in Schwierigkeiten oder insolvent. Wir haben Wohnungsmangel, dazu kommt die Zuwanderung. Das alles wird zu steigenden Mieten führen. Habe ich mehrere Wohnungen und kassiere mehrere Mieten, ist das eine sehr gute finanzielle Situation für mich. So eine Situation hat man nur alle zehn Jahre. Meiner Meinung nach wird das auch nicht lange so bleiben.
Ein Spaziergang ist es trotzdem nicht. Sie gehen bei Ihren Beispielrechnungen von hohen Finanzierungssummen aus. Banken finanzieren aber nur noch maximal zu 80 Prozent.
Was Banken nicht mehr machen, sind Finanzierungen zu 100 oder 110 Prozent. Das ist richtig. Was die Geldinstitute wollen, ist Sicherheit und Seriosität. Eigenkapital ist wichtig und Sie dürfen nicht überteuert kaufen! Dann sind die Banken immer noch willig, zu finanzieren.
Bleiben wir bei Ihren Beispielen: Sie rechnen mit 100.000 Euro für den Kauf einer Einzimmerwohnung. Wenn man auf Immobilienportalen im Berliner Angebot stöbert, findet man aber selbst für 150.000 Euro fast nichts mehr. Wie soll man das schaffen?
Berlin ist ein absoluter Sonderfall aufgrund des Wohnraummangels, der dadurch extrem hohen Mieten und der verrückten Politik. Für eine Einzimmerwohnung werden teilweise 800 oder 1000 Euro Nettomiete aufgerufen. Das gibt es in keiner anderen Stadt. Wenn die Mieten so hoch sind, sind die Kaufpreise natürlich auch höher. In Wiesbaden, Leipzig, Lübeck, Kiel, teilweise auch Hamburg sieht das ganz anders aus. Genauso in Braunschweig, Göttingen, Dortmund oder Bonn ...
Sagen wir mal, ich habe eine Wohnung zu 100.000 Euro gefunden und gekauft. Was wäre eine vernünftige Miete, die ich dafür verlangen müsste?
Ich rechne im Mittel etwa 400 bis 450 Euro. Bei einem Kaufpreis von 120.000 Euro mit 500 bis 520 Euro. Und bei einem Investment von 140.000 bis 150.000 Euro mit 600 bis 650 Euro. In Berlin geht das teilweise dann wie gesagt auf bis 700 oder 800 Euro im Monat. Das ergibt dann eine Nettomietrendite von rund fünf Prozent.
Sie sagen: Man darf nicht zum Sklaven der Banken werden. Aber ein Immobilienkauf ist eine finanzielle Belastung über Jahrzehnte. Wird man nicht so zum Sklaven einer Bank?
Die entscheidende Frage ist: Handelt es sich um einen gedeckten oder ungedeckten Kredit? Finanziere ich ein Eigenheim oder ein Leasingauto? Letzteres wäre ein sogenannter ungedeckter Kredit, weil es keine Einkünfte gibt, die die Kreditraten bezahlen. Bei einer Anlegerwohnung wird Miete gezahlt, der Kredit ist gedeckt. Das heißt: Ich bin nicht Sklave der Bank. Zuschießen muss ich nur, wenn der Mieter nicht zahlt.
Sie sagen auch, selbst Kellner und Taxifahrer könnten bis zu 20.000 Euro im Jahr zur Seite legen. Ich würde mal behaupten, dass es viele Menschen gibt, denen das nicht gelingt. Hat Sie schon mal so jemand um Rat gebeten?
Es gibt mehrere Möglichkeiten. Zum einen: Man muss mehr arbeiten. Viele Leute haben heute die 35-Stunden-Woche, arbeiten in Teilzeit oder pochen auf ihre Work-Life-Balance. Wenn man am Anfang seiner Karriere nur wenig arbeiten, sich selbst finden und sechs Wochen Urlaub haben will, klappt das nicht. Dann muss man eben arm bleiben, im Winter den Gürtel enger schnallen und sich warm anziehen, weil man die Heizung oder das Essen nicht mehr bezahlen kann. Wenn Sie 50 bis 60 Stunden in der Woche arbeiten, wird es klappen. Sie müssen nur arbeiten, wenn andere es nicht wollen. Gehen Sie dahin, wo es etwas dazuzuverdienen gibt. Auch dorthin, wo andere nicht hinwollen. Kellnern Sie. Freitag oder Samstag abends. In der Gastronomie herrscht ein absoluter Personalmangel. Alternativ können Sie sich auch weiterbilden und so mehr verdienen. Leider geht der Trend aber in die andere Richtung.
Sie sind besorgt, weil Menschen nicht mehr so viel arbeiten wollen?
In den nächsten zehn Jahren wird unser Wohlstand rapide abnehmen. Man sieht es doch jetzt schon überall: Restaurants haben sonntags zu. Auf den Flughäfen gibt es weniger Flugzeuge und trotzdem lange Warteschlangen. Versuchen Sie, einen Arzttermin zu bekommen. Entweder Sie müssen warten oder Sie bezahlen mehr. Auch der eine oder andere Steuerberater sagt bereits: "Nein, danke, wir haben genügend Kunden". So geht das immer weiter. Überall gibt es weniger und die Preise steigen. Das war in den 70er Jahren auch so. Wenn Sie einen Mercedes kaufen wollten, gab es Wartezeiten von bis zu drei Jahren. Wollte man den Wagen schnell haben, musste man 10.000 oder 20.000 Mark extra bezahlen.
Im ORF haben Sie mal gesagt: Arme Menschen sind "Weicheier". Sehen Sie das immer noch so?
Ich sehe es nach wie vor so. Es gibt vielleicht fünf Prozent Härtefälle. Eine alleinerziehende Mutter mit vier Kindern beispielsweise. Oder wenn jemand schwer krank ist. Aber ein 25-jähriges Mädchen, das sagt: "Ich kann nicht 40 Stunden arbeiten", sie sei zu erschöpft - da muss man einfach sagen, das ist absolute Wohlstandsverwahrlosung. Wir müssen wieder auf Vordermann kommen!
Sie besitzen mittlerweile 255 Wohnungen und 100 Stellplätze, damit haben Sie ein entsprechend großes passives Einkommen. Man könnte annehmen, es gehe Ihnen dabei darum, weniger zu arbeiten. Sie sind aber offenbar ein Workaholic.
Das Entscheidende ist doch, dass ich bestimme, was ich tue. Ja, ich habe mein Vermögen. Aber sich deshalb zur Ruhe zu setzen? Niemals. Warum? Weil man dann verwelkt. Für viele Leute ist der Ruhestand der Beginn des geistigen und körperlichen Verfalls. Der direkte Weg zum Friedhof. Ich lebe für drei Leute. Ich arbeite viel, aber ich lebe eben auch intensiv. Ich entscheide, wann ich arbeite und wann ich Urlaub mache. Und ich mache viel Urlaub, reise viel und gehe gern feiern.
Und wenn Sie arbeiten, auf wie viele Stunden kommen Sie dann pro Woche?
Ich bin vom Zeitpunkt, wo ich aufstehe, bis zu dem, wo ich ins Bett gehe, immer damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich mein Geschäft weiterbringe. Ich treffe Kunden, coache Leute, halte Vorträge, investiere mein Geld und bilde mich weiter. Ich nenne das allerdings nicht Arbeiten. Ich bin immer ein Unternehmer. Aber ich fahre gern Cabrio, gehe gut essen, tausche mich aus, bekomme Ideen und reise. Habe ich meine Erfüllung gefunden? Absolut. Geld verdienen ist mein Hobby - und zwar ein sehr ertragreiches Hobby.
Sind Sie eine One-Man-Show oder hat ein Lebenskünstler wie Sie ein großes Backoffice, das die Arbeit macht?
Ich habe für den Immobilienbereich nur zwei Angestellte, eine gute lokale Hausverwaltung und gute Makler. Ein größerer Aufwand ist für mich nur der Kauf oder Verkauf von Immobilien. Alles andere ist überschaubar. Ich investiere schätzungsweise jede Woche fünf Stunden für mein Immo-Business, wenn beispielsweise Sanierungen oder Reparaturen fällig sind. Das ist nicht aufwendig. Meine gesamte Unternehmensgruppe hat knapp 20 Mitarbeiter einschließlich Assistenten und Fahrer
Sie werben im Untertitel Ihres Buches damit, dass man mit Ihrer Strategie gar nicht verhindern kann, reich zu werden. Ist es in der Realität aber nicht so, dass Reiche immer reicher werden?
Ja, das ist richtig. Fleißige Menschen, die sich mit Steuern auskennen und mit Immobilien beschäftigen, können reich werden. Aber eine Studie der UBS hat jüngst gezeigt, dass die Zahl der ererbten Großvermögen größer ist als die Zahl der Vermögen, die selbst erarbeitet wurden. Von einem richtigen "Unternehmertum" kann man da also nicht mehr sprechen. Es wird tendenziell also immer schwieriger, von unten nach oben zu kommen. Möglich ist es trotzdem.
In Krisenzeiten sei Geldverdienen besonders wichtig, sagen Sie. Weil es einem die Sicherheit und Freiheit gibt, sich dorthin zu bewegen, wo die Welt noch in Ordnung ist. Wie lange dauert es, bis man darüber frei entscheiden kann?
Das hängt von vielen Kriterien ab. Wie und wo wollen Sie leben? Wie viel Geld brauchen Sie dafür? Normalerweise würde ich sagen, dass Sie ungefähr das 25-Fache Ihrer Lebenshaltungskosten brauchen. Also, bei 100.000 Euro Lebenshaltungskosten wären das 2,5 Millionen Euro Vermögen. Das ist sicherlich nicht völlig unerreichbar. Die Einzimmer-Strategie hilft dabei.
Mit Gerald Hörhan sprach Diana Dittmer
Quelle: ntv.de