Der Börsen-Tag

Der Börsen-TagCharttechnik und Wall Street geben die DAX-Bremse

31.10.2022, 17:46 Uhr

Der DAX hat zum Wochenstart erneut leichte Gewinne verbuchen können - und das, obwohl die Inflationsrate im Euroraum im Oktober auf ein neues Rekordhoch gestiegen ist. Die Verbraucherpreise legten gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozentpunkte zu und lagen um 10,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Volkswirte hatten eine Jahresteuerung von 10,0 Prozent prognostiziert. Die Börsen befinden sich im Wartemodus im Vorfeld der geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank bzw. der Bank of England. Sollte die Fed für eine Enttäuschung sorgen, dürfte der DAX den Rückwärtsgang einlegen.

Wie die Commerzbank anmerkt, steigen die Preise im Euroraum inzwischen auch in der Breite immer stärker. Die Teuerungsrate ohne die volatilen Preise für Energie, Nahrungs- und Genussmittel legte erneut um 0,2 Punkte auf 5,0 Prozent zu. "Die heutigen Daten erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihre Leitzinsen im Dezember erneut um 75 Basispunkte anhebt, zumal die Euro-Wirtschaft im dritten Vierteljahr gegenüber dem zweiten Quartal noch immer mit 0,2 Prozent gewachsen ist", heißt es.

Mit großer Sorge wird zudem auf die Entwicklung in China geschaut. Chinas jüngst ausgeweitete Covid-19-Maßnahmen könnten das dortige Wirtschaftswachstum erneut beeinträchtigen. Darauf deuten die Einkaufsmanager-Indizes hin, die für den verarbeitenden Sektor wie auch für das nicht-verarbeitende Gewerbe, der die Dienstleistungs- und Bautätigkeit umfasst, für Oktober unter die Marke von 50 gerutscht sind und damit auf ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung hindeuten. China ist der größte Rohölimporteur der Welt. In Folge kommen die Notierungen für Öl am Terminmarkt leicht zurück.

Der deutsche Börsenleitindex verabschiedet sich mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent und einem Stand von 13.254 Zählern in den Feierabend. "Der DAX stand heute ein wenig auf der Bremse, das lag auch an den leichten Gewinnmitnahmen an der Wall Street", kommentiert ntv-Börsenkorrespondent Raimund Brichta. Er verweist aber darauf, dass der Dow-Jones-Index den besten Oktober seit 46 Jahren ansteuert. "Und auch die mehr als 1000 Punkte, die der DAX seit Ende September zulegen konnte, können sich sehen lassen", erläutert er. "Saisonal ist die beste Börsenzeit in der Regel von November bis April. Dieses Jahr hat sie offenbar etwas eher begonnen - trotz schlechter Nachrichten von der Inflationsseite. Für den DAX gilt es nun, den großen Abwärtstrend dieses Jahres, der derzeit bei 13.340 Punkte verläuft, nachhaltig zu überwinden."

Bei den Einzelwerten stehen im DAX die Aktien von Fresenius und der Tochter FMC im Fokus. Für beide Papiere geht es zum Wochenstart deutlich nach oben. Für die Analysten ist die Gewinnwarnung von FMC keine Überraschung. Bereits die bisherige Prognose deutete für die Berenberg-Analysten auf einen Gewinnrückgang im unteren bis mittleren Zwanzigerprozentbereich im zweiten Halbjahr hin. Auch die Gründe, wie eine geringe Steigerung bei Erstattungen und zunehmende Arbeitskosten bei gleichzeitig hohen Energiekosten, standen bereits im Raum. Das dritte Quartal ist für die Analysten zudem nicht so schlecht verlaufen, wie befürchtet. An der Börse wurde die FMC-Aktie seit Längerem gemieden. Sie verlor aus Sicht des dritten Quartals 27 Prozent.

Die Gewinnwarnung von FMC zog auch eine ebensolche des Mutterkonzerns Fresenius nach sich. Neben FMC wird hier zudem Vamed genannt und auch der Dienstleistungsbereich werde von einem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld belastet. Die Fresenius-Titel haben sich gegenüber FMC zuletzt besser gehalten, hier stützten Berichte über den möglichen Einstieg des aktivistischen Investors Elliott.

Quelle: ntv.de