Der Börsen-Tag DAX-Ausverkauf - das wird heute wichtig
04.07.2022, 06:25 UhrNach einem Börsen-Halbjahr zum Vergessen ist Experten zufolge so schnell keine Besserung in Sicht. Die Angst vor einer Rezession präge weiterhin die Stimmung der Anleger. Dennoch seien die Gewinnerwartungen für 2022 und 2023 immer noch zu hoch, warnt Dirk Steffen, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. "Mit der Berichtssaison zum zweiten Quartal könnten daher negative Gewinnrevisionen zunehmen und Aktien trotz ihrer nunmehr niedrigeren Bewertungen belasten."
"Die Geldpolitik bewegt sich von dem Covid-Notfallprogramm hin zu einem inflationshemmenden Rahmen", erläutert Chris Iggo, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Axa Investment Managers. "Dieser Übergang ist schmerzhaft. Die Bewertungen der Covid-Ära, die durch überschüssige Liquidität angekurbelt wurden, sind verschwunden, die höheren Anleiherenditen üben Druck auf die Aktienbewertungen aus und es besteht die Gefahr, dass sich der Gewinnzyklus bald abschwächt."
Kopfschmerzen bereitet Börsianern außerdem ein möglicher Gas-Lieferstopp durch Russland. "Die Wirtschaft braucht Energie, und wenn deren Versorgung nicht mehr sichergestellt ist, geht es um Risikobegrenzung und nicht mehr um Wachstum und Expansion", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Die deutsche Wirtschaft ist gerade dabei, in eine Art Notfallmodus zu schalten."
Wegen des Ukraine-Kriegs, der galoppierenden Inflation und der Furcht vor einer Rezession durch überzogene Zinserhöhungen der Notenbanken ist das abgelaufene Halbjahr mit einem Minus von 20 Prozent für den DAX das schwächste seit 14 Jahren. Der deutsche Börsenleitindex wies zudem den fünften Wochenverlust in Folge auf, daran änderte auch ein Minigewinn von 29 Punkten oder 0,2 Prozent am Freitag nichts mehr. Mit einem Stand von 12.813 Stellen ging es für den DAX ins Wochenende, auch dank einer im Handelsverlauf stärker auftrumpfenden Wall Street. Aktuell wird der deutsche Leitindex mit Kursen um 12.850 Zähler erneut etwas fester taxiert. Die Wall Street bleibt feiertagsbedingt geschlossen.
Die Themen der vergangenen Wochen und Monate bleiben weiter bestimmend. Heute stehen etwa die Verbraucherpreise der Schweiz auf der Terminagenda, ebenso die EU-Erzeugerpreise. Letztere waren in den Vormonaten deutlich gestiegen, ein Zeichen für einen anhaltenden Preisdruck. Die EZB dürfte genau hinschauen. Passenderweise stellt sich Ratsmitglied Joachim Nagel beim Frankfurt Euro Finance Summit dem Thema und spricht zur möglichen Richtung der Geldpolitik. Am Abend ist zudem eine Rede von EZB-Vizepräsident Luis De Guindos geplant.
Quelle: ntv.de