Dax-Anleger sollten sich nach dem holprigen Start in den September Strategen zufolge auf zunehmende Kursschwankungen einstellen. Mit der politischen Instabilität Frankreichs und der Sorge um die Unabhängigkeit der US-Notenbank haben die Börsen unangenehme Themen vor der Brust. Während die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA die Märkte stützt, fehlt es Strategen zufolge hierzulande an konjunkturellen und geldpolitischen Impulsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte auf ihrer Ratssitzung die Zinsen unverändert lassen.
In der alten Handelswoche rutschte der deutsche Leitindex unter die Schwelle von 24.000 Punkten und verbuchte einen Verlust von rund einem halben Prozent. "Die Aktienmärkte haben sich vom Septemberblues anstecken lassen", fasst Helaba-Strategin Claudia Windt zusammen. Nach Berechnungen der LBBW ist der September historisch gesehen der schwächste Dax-Monat des ganzen Jahres und weist die höchste Schwankungsbreite auf. Die saisonale Schwäche könnte zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die Anleger aus dem Sommerurlaub zurückkehren, um ihre Portfolios aufzuräumen und gleichzeitig vor dem Jahresende steuerliche und andere Anpassungen vorzunehmen, sagt Seth Hickle, Portfoliomanager bei Mindset Wealth Management.
Bei der EZB stellen sich Anleger auf unveränderte Zinsen ein, nachdem die Notenbank den Einlagensatz zwischen Juni 2024 und Juni 2025 um insgesamt 200 Basispunkte gesenkt hatte. Denn die Inflation bewegt sich weiter in der Nähe des EZB-Ziels von zwei Prozent, die Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähig und die Arbeitslosigkeit befindet sich auf einem Rekordtief. Eine klare Mehrheit der von Reuters befragten Experten rechnet also damit, dass die Währungshüter um Chefin Christine Lagarde auf ihrer Sitzung am Donnerstag den Einlagensatz zum zweiten Mal in Folge bei zwei Prozent belassen werden. "Die EZB ist jetzt fertig und wird eine Weile stillhalten", sagte Claus Vistesen, Chefvolkswirt für die Euro-Zone bei Pantheon Macroeconomics. "Es gibt im Moment einfach keinen Lockerungsdruck."
Im Brennpunkt an den Kapitalmärkten steht auch Frankreich. Premierminister François Bayrou könnte eine Vertrauensabstimmung wegen seines Sparprogramms verlieren. "Sollte Bayrou tatsächlich scheitern, wird eine spürbare Konsolidierung der Staatsfinanzen zumindest bis zu den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2027 immer unwahrscheinlicher", sagt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Vielmehr dürfte die Schuldenquote Frankreichs erst einmal ungebremst weiter steigen. "Einen Kurswechsel dürfte es allenfalls geben, wenn die Politiker durch einen Kaufstreik bei französischen Anleihen und deshalb massiv steigenden Renditen dazu gezwungen würden." Die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen markierte aufgrund der Haushaltssorgen bereits den höchsten Stand seit mehr als 16 Jahren. "Anleger schielen schon darauf, ob die EZB in ihrer geldpolitischen Sitzung Stellung zu den politischen Ereignissen in Frankreich beziehen wird", sagt Helaba-Strategin Windt.
An relevanten Wirtschaftsdaten mangelt es in der neuen Woche. Heute steht das Barometer der Beratungsfirma Sentix für September an, was die Konjunkturerwartungen der Börsianer aufzeigt. Ebenfalls zum Wochenstart werden die Zahlen zum chinesischen Außenhandel im August und zur deutschen Industrieproduktion im Juli erwartet.
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