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OptionsscheinserieInnerer Wert und Zeitwert

29.07.2008, 10:02 Uhr

Die Preisgestaltung von Optionsscheinen hängt auch wesentlich davon ab, ob sie einen inneren Wert aufweisen oder, ob ihre Preis ausschließlich aus Zeitwert besteht.

Der Preis von Optionsscheinen setzt sich grundsätzlich aus zwei Komponenten zusammen: Dem inneren Wert und dem Zeitwert.

Innerer Wert

Der innere Wert eines Optionsscheines ist der rechnerische Wert, den der Schein besitzt. Das ist jener Betrag, der bei sofortiger Ausübung des Warrants erzielt werden könnte. Der innere Wert ist die Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswertes und dem Bezugspreis.

Calls weisen demnach einen inneren Wert auf, wenn der derzeitige Kurs des Basiswertes höher als der Bezugspreis ist. Bei Puts hingegen ist dann ein innerer Wert vorhanden, wenn der Kurs des Basiswertes unter dem Strikepreis des Optionsscheines liegt.

Bei Optionsscheinen - egal ob es sich um Calls oder Puts handelt - die einen inneren Wert haben, spricht man davon, dass sie sich "im Geld” oder auch "in the money” befinden. Sind der Preis des Basiswertes und der Bezugspreis identisch, werden die Optionsscheine als "am Geld” oder "at the money” bezeichnet. Sie verfügen genauso wenig über einen inneren Wert wie so genannte aus dem Geld befindliche oder "out of the money” Optionsscheine, bei denen der aktuelle Kurs des Basiswertes bei Calls unter dem Strike oder bei Puts über dem Strike liegt.

Beispiel: Ein Call-Optionsschein auf eine Aktie mit Strie 80 Euro, Aktueller Preis der Aktie 83 Euro, Bezugsverhältnis 1:1, Preis des Optionsscheines 12,70 Euro weist einen inneren Wert von drei Euro auf.

Innerer Wert = (aktueller Basiskurs – Basispreis) x Bezugsverhältnis = ( 83 - 80) x 1 = 3

Nun stellt sich aber die Frage, warum jemand bereit ist für einen Optionsschein 12,70 Euro zu bezahlen, der eigentlich nur einen Wert von 3 Euro verkörpert. Die Erklärung liegt darin, dass einem Schein mit einer längeren Laufzeit bessere Chancen eingeräumt werden, dem Investor am Ende einen Gewinn zu bescheren, als einem nur noch kurz laufenden.

Erst am Verfallstag besteht der Optionsschein nurmehr aus dem inneren Wert, sofern es sich um einen "in the money” Optionsschein handelt. Das heisst, dass "out of the money” Optionsscheine, die über keinen inneren Wert verfügen, wertlos verfallen.

Zeitwert

Die zweite Komponente des Optionspreises neben dem inneren Wert ist der Zeitwert.

Der Preis eines Optionsscheines ist immer höher, als sein innerer Wertst. Diese Preisdifferenz zwischen dem inneren Wert und dem tatsächlichen, höheren Preis des Optionsscheines wird als Zeitwert bezeichnet.

Der Zeitwetr des Optionsscheines mit Preis 12,70 Euro beträgt 9,70 Euro.

Zeitwert = Preis des Optionsscheines – innerer Wert = 12,70 - 3 = 9,70

Solange ein Optionsschein aus dem Geld ist, also keinen inneren Wert aufweist, sind der Zeitwert und der Optionsscheinkurs identisch. Verändert sich der Kurs des Basiswertes nun im Falle eines Calls nach oben, erhöht sich auch der Kurs des Optionsscheins und somit sein Zeitwert und das, obwohl er immer noch keinen inneren Wert aufgebaut hat.

Bei Erreichen des Bezugspreises, erreicht der Zeitwert üblicherweise seinen höchsten Wert. Der Optionsschein befindet sich nun "am Geld”. Steigt der Aktienkurs nun über den Strikepreis, baut sich ein innerer Wert auf, d.h. der Optionsschein ist "im Geld”. Ab diesem Zeitpunkt setzt sich der Optionsscheinpreis aus dem inneren Wert und dem Zeitwert zusammen, der prozentuelle Anteil des Zeitwertes am Preis des Optionsscheines

geht aber zurück und lässt sich nun als Aufgeld verstehen. Selbstverständlich ist dieses Beispiel unter umgekehrten Vorzeichen auch für Puts anwendbar.

Der Höhe des Zeitwertes richtet sich nach der Dauer der Restlaufzeit von Optionsscheinen und den bis zum Ende der Laufzeit erwarteten Kursschwankungen des Basiswertes. Je länger Optionsscheine laufen, desto höher ist der Zeitwert, da die Chancen, dass sich das Investment für den Inhaber positiv entwickelt ja umso grösser ist, je länger die Restlaufzeit ist.

Daraus geht aber auch schon hervor, dass der Anleger schon beim Kauf eines Optionsschein einen Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Je früher seine Markterwartung eintritt desto weniger Zeitwert wird aufgebraucht und der Anteil des Zeitwertes, den er beim Verkauf des Optionsscheines wieder erzielen kann ist umso grösser, je mehr Restlaufzeit noch vorhanden ist.

In der Anlagepraxis ist der Zeitwertverlust einer der grössten Feinde des Optionsscheinkäufers, da er den einzigen Faktor darstellt, der sich für den Inhaber von Optionsscheinen immer negativ auswirkt.

Walter Kozubek, hebelprodukte.de