Zertifikate

Zertifikate im Blick Namenswirrwarr entzerrt

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

367.876 derivative Wertpapiere sind laut aktuellster Börsenumsatzstatistik des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) im Monat September 2009 gelistet. Für Otto-Normal-Anleger ist es da nicht immer einfach, sich bei der Vielzahl dieser Produkte zurechtzufinden, zumal häufig noch immer für die gleichen Produkte je nach Emittent unterschiedliche Zertifikatebezeichnungen gebraucht werden, die sich je nach der Unternehmenskultur des eigenen Finanzinstitutes im Laufe der Jahre einbürgerten. Doch seit Jahren bemüht sich die Derivate Branche, sich auf eine gemeinsame Produktklassifizierung zu einigen, nicht immer einfach bei der Vielzahl von inländischen und ausländischen Emittenten mit unterschiedlichem Produktverständnis.

Ein erster Schritt zu dieser Einheit wurde Mitte Mai dieses Jahres gesetzt, als sich die 20 im DDV organisierten Emittenten auf eine einheitliche Produktbezeichnung einigten und die visualsierte Derivate-Liga vorstellten, die sich zwecks Verständlichkeit für eine breite Masse an der Aufstellung einer Fußball-Mannschaft orientiert. Jeder Einzelspieler, sprich jede Produktkategorie, wird dieser Tage Woche für Woche noch einmal in einem Video-Beitrag visualisiert. Für Anleger bisher abrufbar auf der Webseite des DDV sind Kapitalschutz-Zertifikate, Strukturierte Anleihen und Discounts.Diese Woche folgte nun der zweite Schritt: Eine europäische Einigung. Der europäische Branchenverband für Strukturierte Anlage-Produkte (eusipa) legte nun ebenfalls ihre visualisierte Version, die sogenannte eusipa Derivative Map vor, angereichert mit Graphiken zu den Auszahlungsszenarien der jeweiligen Kategorien.

Die Grundlagen für diese nun europaweite Produktklassifizierung wurden bereits im Februar dieses Jahres festgelegt. Nun liegt das Gesamtergebnis vor. Danach unterscheidet die eusipa in der Grobkategorisierung zunächst in Anlage-Produkte und Hebel-Produkte. Erstere werden in einem zweiten Schritt in Kapitalschutz-Produkte, Renditeoptimierungs-Produkte sowie Partizipations-Produkte unterteilt, wobei es den Mitgliedsstaaten obliegt,  Renditeoptimierungs- und Partizipationsprodukte zusammenzulegen. Die Einteilung der Hebelprodukte erfolgt in Hebelprodukte mit und ohne Knock-Out. Bei den jeweils den verschiedenen Produktkategorien zugerechneten Zertifikatetypen orientierte man sich an der Schweizerischen Aufteilung, die weit aufgeschlüsselter, aber damit vielleicht auch für den Normalanleger zu detailliert und damit etwas unübersichtlicher ist. Während die Schweizer und somit auch die europäische Aufteilung bei Anlageprodukten zwischen 20 verschiedenen Produkttypen unterscheidet, begnügt sich Österreich derzeit mit neun und Deutschland mit elf Produkttypen. Und das soll zumindest vorerst so bleiben, denn ob sie von den vorgegebenen Typen alle auch tatsächlich übernehmen, bleibt den Mitgliedsverbänden überlassen.

Immerhin haben sich nach Angaben von eusipa bereits mehr als 20 bedeutende Emittenten, Börsen und Datenprovider dazu verpflichtet, in Zukunft das eusipa Kategorisierungsmodell anzuwenden. Darunter gehören die Deutsche Bank, Goldman Sachs, HSBC Trinkaus,  Merrill Lynch, Credit Suisse, die RBS, UBS, Vontobel und die Société Générale. Letztere legte gerade für die Anleger wenige Tage vor der euispa-Veröffentlichung ihre eigene Produkt Matrix auf. In weiten Teilen entspricht sie dieser Kategorisierung. Bei den Knock-Outs werde man künftig die europäische Kategorisierung übernehmen.  Aber es finden sich  bei Anlage-Zertifikaten auch Produktkategorisierungen, die in der europäischen noch nicht vorkommen, wie Alpa-Zertifikate und Airbag-Zertifikate. Doch wenn es bei diesen Produkten noch keine Einigung gibt, wozu soll man sie zuordnen, heißt es bei der Société Générale.

Es bleibt also noch einiges zu tun auch für die Zukunft, zumal auch künftig sicherlich neue Produkttypen hinzukommnen werden, die der einen oder anderen Kategorie neu zuzuordnen sind. Es handelt sich bei der nun vorgelegten Einigung nicht um ein auf ewige Zeiten zementierte Kategorisierung, sondern allenfalls um einen ersten Schritt eines iterativen Prozesses. Und dass eine solche Einigung nicht einfach war, deutete Peter Bösenberg von der Société Générale an: „Es bedarf einiger Zeit ehe sich unterschiedliche Rechtsauffassungen sowie etablierte Marken einheitlich auf einen Nenner bringen lassen.“  Insofern sei die hiermit erzielte Einigung schon ein wichtiger Schritt. Und Verbandsmitglieder wie die Societé Générale würden sich auf jeden Fall an dieser neuen Produktklassifizierung orientieren.

Einen weiteren Vorteil hat die auch europaweit einheitliche Produktklassifizierung. Ab sofort plane die eusipa anhand des neuen Klassifizierungsmodells europäische Marktstatistiken. Auch dies bringt weitere Transparenz in den Zertifikatemarkt.

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Quelle: ntv.de

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