Deutsche Bank stürzt ab Dax geht auf die Bretter
05.09.2011, 18:00 UhrDie Furcht vieler Anleger vor einer Rezession in den USA und einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise sorgt für einen erneuten Kursrutsch an den internationalen Aktienmärkten. "Die Lawine ist ins Rollen gekommen", sagt ein Börsianer. Der Dax weitet seine Verluste aus, der Aktienkurs der Deutschen Bank bricht ein.
Am deutschen Aktienmarkt setzt sich der Ausverkauf fort. Die Schuldenkrise der Eurozone und die Angst vor einer US-Rezession lasten unverändert auf dem Markt, nachdem die schwachen US-Arbeitsmarktdaten schon am Freitag zu einem Rückschlag geführt haben. Unter besonders großem Verkaufsdruck stehen einmal mehr die Finanzwerte. Auf der Suche nach "sicheren Anlagehäfen" nehmen Investoren Kurs auf Bundesanleihen und Gold.
"Es werden wieder die altbekannten Themen gespielt", sagte ein Börsianer. Da die Wall Street wegen eines Feiertags geschlossen sei, müsse mit dünnen Um bnsätzen gerechnet werden. "Somit sollte man sich auf einen kaufarmen Handelstag einstellen, bei dem wieder die eine oder andere Absurdität zu beobachten sein wird." "Die Lawine ist ins Rollen gekommen", sagt ein anderer Händler. "Resignation und Perspektivlosigkeit prägen die Stimmung."
Beunruhigende Nachrichten
Der Dax fiel 5,2 Prozent auf 5246 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 4,9 Prozent auf 8402 Punkte ein, und der Technologiewerte-Index TecDax sackte um 4,4 Prozent auf 696 Zähler ab.
"Offenbar nehmen einige Anleger die zu erwartende schwache Wall Street-Eröffnung am Dienstag vorweg", sagte ein Börsianer. Im Gegenzug stiegen die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx , die die Nervosität der Anleger messen, um jeweils rund zehn Prozent.
Händler sprachen von massiven Anschlussverkäufen. "Das wird langsam ein richtiger Schwarzer Montag", sagt einer von ihnen. "Schlimm ist vor allem, dass es Nettoverkäufe sind - keine Stops", so eine andere Stimme. Daher sei dies typisch für bewusst geräumte Portfolios. Stops sind von Anlegern gesetzte Marken, bei denen Aktien automatisch verkauft werden.
Bei Stops hätte zumindest die Chance bestanden, dass nach dem automatischen Ausverkauf wieder Rückkäufe einsetzen, so der Händler weiter. Der Markt trage Anzeichen von Panik. Dies zeige der Anstieg des Goldpreises über das Platin. So etwas passiere nur in echten Krisensituationen wie nach der Pleite von Lehman Brothers.
Mit der Aufweichung des Sparpakets durch Italien und dem Aufschieben der Troika-Verhandlungen mit Griechenland habe sich ein erhebliches Drohpotenzial aufgebaut, so ein Händler. Vor zwei Monaten hatte der IWF bereits damit gedroht, seinen Teil des Rettungspaketes nicht auszuzahlen. "Die nächste Tranche steht kommende Woche an, und wie es aussieht, hat Griechenland so ziemlich alle Ziele verfehlt", so der Börsianer.
Zusätzlich eingetrübt wurde die Stimmung Händlern zufolge von enttäuschenden chinesischen Wirtschaftsdaten. Das Konjunkturbarometer der dortigen Einkaufsmanager war im August auf ein Rekordtief von 50,6 Punkten gefallen. "Über das Wochenende gab es keine Neuigkeiten, die Investoren Vertrauen einflößen könnten", meint Aktienhändler Mark Priest von ETX Capital.
Zweifel an einer schnellen und nachhaltigen Lösung für die Griechenland-Krise nähren zudem die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern, sagten Börsianer. Nach der Wahlniederlage von CDU und FDP hatten sich Politiker von Union und Liberalen kritisch zu den Griechenland-Hilfen geäußert.
Die Analysten der UBS rechneten nicht mit einer baldigen Erholung der Kurse. "Angesichts der Verschlechterung des wirtschaftlichen und politischen Umfeldes ist es schwierig zu begründen, warum die Aktienmärkte deutlich über ihre Tiefs vom Sommer steigen sollten."
Deutsche Bank im Fokus
Größter Verlierer im Dax waren die Deutsche Bank, deren Aktien 8,8 Prozent abrutschen. Wie erwartet muss sich der deutsche Branchenprimus für missglückte Hypotheken-Geschäfte in den USA zu Zeiten der Finanzkrise verantworten. Hinzu kommt ein Bericht der "Financial Times", demzufolge nun auch in Großbritannien die Behörden eine Transaktion der Deutschen Bank untersuchen und klagen könnten. Für die Aktien der Commerzbank ging es im Kielwasser dieser Entwicklung um 5,8 Prozent bergab.
Trotz guter Absatzzahlen im August äußert sich ein Analyst zurückhaltend zu den weiteren Aussichten von BMW und der Automobilbranche. Es gebe verschiedene Indikationen, wie etwa den ifo-Geschäftsklimaindex, die nahelegten, dass die besten Zeiten für die Branche zu Ende gingen. BMW sanken um 6,1 Prozent, VW gaben um 4,1 Prozent nach.
Daneben sorgen mögliche Indexänderungen für Impulse. Kuka könnten am Montag zum Aufsteiger in den MDax gekürt werden. Auch Deutz und GSW dürfen sich gute Chancen für einen Aufstieg ausrechnen. Den Index verlassen müssen voraussichtlich Demag Cranes und Praktiker, die die Kriterien für eine Mitgliedschaft klar verfehlen. Mit IVG ist aufgrund ausgeprägter Kursschwäche zuletzt ein dritter Titel ein Abstiegskandidat.
Auch im TecDax zeichnet sich ein Wechsel ab. Dort dürfte Xing die Nachfolge von Roth & Rau antreten.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa