Freitag, der Dreifache Europa auf Irrwegen
20.09.2002, 20:25 UhrIn ganz Europa testeten die Hexen am Freitag, dem dreifachen Verfallstag, die Nerven der Anleger. Nach deutlichen Schwankungen im frühen Handel konnten sich die Indizes im weiteren Verlauf allerdings etwas stabilisieren. Der EuroStoxx50 gab 0,9 Prozent auf 2.308 Punkte ab, für den Stoxx50 ging es dagegen 0,2 Prozent auf 2.388 Zähler nach oben.
Der drohende Irak-Krieg, die schwache Konjunktur und die Berichtssaison in den USA seien aber weiterhin die entscheidenden Themen, so ein Händler. Am dreifachen Verfallstag von Futures und Optionen sei der Handel allerdings großen Schwankungen ausgesetzt und das Bild etwas verzerrt. Insgesamt gebe es weiter nichts, was die Anleger ermutigen könnte, wieder langfristig zu investieren.
Zu regelrechten Kurskapriolen kam es um die Mittagszeit am englischen Aktienmarkt. Zur Abrechnung der Terminkontrakte legten einige Aktien - darunter die Venture Capital Gesellschaft 3i, der Flugzeugmotorenbauer Rolls-Royce und die Softwarefirma Sage - binnen Minuten um über 50 Prozent zu, um wiederum nur Minuten später genau so schnell wieder zurückzufallen. Im Intraday-Chart des FT-SE100, aber auch des Stoxx50, hat sich dadurch eine Nadelspitze ausgebildet, die bei Marktbeobachtern nur zu einem verständnislosen Stirnrunzeln geführt hat.
Der Telekom-Ausrüster Alcatel hat eine weitere Restrukturierung angekündigt, in deren Rahmen die Zahl der Beschäftigten bis Ende nächsten Jahres auf 60.000 von derzeit 83.000 reduziert werden soll. In den nächsten drei Quartalen wollen die Franzosen zudem rund 500 Millionen Euro abschreiben. Für den Umsatz zeigte sich Alcatel wenig optimistisch, der werde im zweiten Halbjahr um 10 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr schrumpfen. Nach deutlichen Verlusten im frühen Handel legte die Aktie 7,6 Prozent auf 2,70 Euro zu.
Der Verkauf von Teilen des Vivendi-Konzerns wird offenbar nicht die Videospiel-Sparte beinhalten. Der Chef des Bereichs, Ken Cron, sagte, die Sparte stehe nicht zum Verkauf sondern sei ein wichtiger Bestandteil der Zukunft des Unternehmens. Die Papiere gaben 6,1 Prozent auf 13,00 Euro nach.
Der Schweizer Pharmakonzern Roche und sein Partnerunternehmen Trimeris haben die Zulassung des HIV-Medikaments Fuzeon in der Europäischen Union beantragt. Der EU-Antrag beruhe ebenso wie der vor drei Tagen gestellte Antrag auf die Marktzulassung in den USA auf einer laufenden Phase-III-Studie, so Roche. Die Aktie stieg 2,0 Prozent auf 95,00 Schweizer Franken.
Die französische Scor hat nach eigenen Angaben die Verhandlungen über eine Übernahme des Kölner Versicherers Gerling abgebrochen. Die Deutsche Bank müsse nun als Hauptaktionär mit einem Anteil von 34,5 Prozent an Gerling eine Milliarde Euro zur Rekapitalisierung nachschießen, hieß es im Anschluss aus verhandlungsnahen Kreisen. Die Scor-Aktie legte 6,2 Prozent auf 11,24 Euro zu.
Die weltweit zweitgrößte Hotelgruppe, die britische Six Continents, will sich von ihrem Kneipengeschäft trennen und das dafür eingenommene Geld an die Aktionäre ausschütten. Noch ist aber keine endgültige Entscheidung gefallen. Die Aktie des Betreibers der Hotelmarken Inter-Continental, Crowne Plaza und Holiday Inns legte um 7,5 Prozent auf 587 Pence zu.
Quelle: ntv.de