Inside Wall Street Hedgefonds schmieren überall
14.04.2010, 07:24 UhrDunkle Wolken über der Wall Street: Die Finanzmarktreform kommt. In letzter Minute versuchen die Hedgefonds, das Ruder herumzureißen. Wie? Indem sie jede Menge Geld in verschiedene Taschen fließen lassen, berichtet Lars Halter.
An der Wall Street sind die Bullen am Ruder. Die Konjunkturdaten der letzten Monate sind recht gut ausgefallen, die Quartalssaison hat erste positive Überraschungen gebracht, die Blue Chips haben es über 11.000 Punkte geschafft. Und doch sind die dunklen Wolken nicht zu übersehen, die sich über dem Markt zusammenziehen. Das Gewitter der Finanzmarktreform droht und die Wall Street rüstet sich.
Denn auf dem Börsenparkett und an den Traderdesks, in den Büros der Großbanken, Investmenthäuser und Hedgefonds hält man gar nichts von den Plänen, die Washington seit Monaten schmiedet. Dem Durchschnittsbürger mag längst klar sein, dass die Deregulierung der Märkte in den Jahren seit Ronald Reagan das Unheil der jüngsten Krise erst möglich gemacht haben, doch die Wall Street will davon nichts wissen. Man wünscht trotz der milliardenschweren Fehler der Vergangenheit keine neuen Regeln, man will weiter ungehindert Geschäfte machen können.
Und damit Washington das möglich macht, damit sich die Politik nicht allzu tief einmischt, greift man vorsichtshalber umso tiefer in die eigenen Taschen. Vor allem aus dem Hedgefonds-Bereich sind die politischen Spenden in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Seit der Supreme Court als höchster amerikanischer Gerichtshof vor einigen Wochen Wahlspendenbegrenzungen für Unternehmen für verfassungswidrig erklärte, gibt es jetzt gar keine Grenzen mehr.

Hedge- und Private-Equity-Fonds hätten gerne eine Ausnahme von der Finanzmarktregelung.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Um über Jahre hinaus die Unterstützung der Politik zu haben, zahlen die reichsten Hedgefond-Chefs an beide Parteien. Den größten Reibach haben bisher die Republikaner gemacht, doch zuletzt ließen es sich auch die Demokraten – die immerhin das Sagen haben – gut bezahlen. George Soros, der im vergangenen Jahr einen Gewinn von 3,3 Mrd. Dollar eingefahren hat, hat 42.000 Dollar an demokratische Entscheidungsträger überwiesen. Steven Cohen von SAC Capital Advisors hat von seinem Jahresprofit von 1,4 Mrd. Dollar knapp 120.000 Dollar abgezweigt und zu gleichen Teilen an beide Parteien gezahlt.
Beim Center for Responsive Politics, das die Parteispenden in den USA verfolgt, hat man beeindruckende Zahlen ermittelt. So seien die politischen Zahlungen im Hedgefond-Bereich in den letzten zwanzig Jahren um ganze 16.000 Prozent gestiegen. Die Lobby-Ausgaben der Branche verzeichneten allein seit 2006 ein Plus von fast 700 Prozent.
Wie sich diese Investments auszahlen sollen, weiß man ganz genau: Die Hedgefonds wollen von den strengeren Regulierungen für die großen Investmentbanken ausgenommen werden. Offizielle Begründung der Branche. Wegen ihrer relativ bescheidenen Größe – etwa im Vergleich zu Citigroup und AIG – brauche man keine strenge Aufsicht, denn der Untergang eines Unternehmens würde die US-Wirtschaft in ihrer Gesamtheit nicht gefährden.
Diese Ansicht ist natürlich unerhört. Schließlich sind neue Regulierungen nicht nur notwendig, um den Untergang der amerikanischen Wirtschaft abzuwenden, sondern ganz allgemein um Betrug in einem hoch volatilen Umfeld zu vermeiden. Diesen Umstand wollen die Fondmanager gerne in den Hintergrund drängen. Ob es ihnen gelingt, wird unter anderem davon abhängen, wie gut man beide Seiten in Washington geschmiert hat.
Quelle: ntv.de