Dax-VorschauNeues Tief in Sicht

Mit einem Minus von zwei Prozent beendet der Dax die vergangene Handelswoche, auf Wochensicht ergibt sich jedoch ein deutliches Plus. Damit könnte es in der kommenden Woche endgültig vorbei sein, Börsianer befürchten neue Tiefststände.
Die Erholung am deutschen Aktienmarkt wird sich nach Einschätzung von Börsianern in der neuen Woche nicht fortsetzen. "Das war nur ein Strohfeuer", kommentiert Aktienstratege Wolfgang Duwe von der Bremer Landesbank das Dax -Plus von rund sieben Prozent in der alten Woche. "Von der Konjunktur sind keine Impulse zu erwarten und die Schuldenkrise sorgt immer noch für Verunsicherung. Außerdem ist der Oktober ja für Kursturbulenzen bekannt." Die Analysten der Landesbank Berlin (LBB) urteilen ähnlich und halten sogar Rückgang des deutschen Leitindex auf ein neues Tief für möglich. Mitte September war er mit 4965,80 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Juli 2009 gefallen.
Auch die Commerzbank beurteilt die wirtschaftlichen Aussichten skeptisch. "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Wirtschaft im Euroraum im Winterhalbjahr vermutlich eine Rezession durchlaufen wird", sagt Chef-Volkswirt Jörg Krämer. Deutschland werde dank der besseren Wettbewerbsfähigkeit daran aber voraussichtlich vorbeischrammen. Es bleibt abzuwarten, ob Internationaler Währungsfonds (IWF) und Ifo-Institut die Lage ähnlich sehen. Sie wollen am Mittwoch beziehungsweise Freitag Konjunkturprognosen vorlegen.
In den USA stehen am Freitag die Arbeitsmarktdaten auf dem Terminplan. Analysten gehen davon aus, dass im September außerhalb der US-Landwirtschaft 73.000 neue Stellen geschaffen wurden, nach einer Stagnation im Vormonat. Erste Hinweise auf die Beschäftigungslage liefert zwei Tage zuvor der Bericht der privaten Arbeitsagentur ADP. Hier erwarten Experten einen Stellenaufbau von 80.000, nach 91.000 im Vormonat.
Gespannt waren Börsianern auch auf mehrere Stimmungsindikatoren. Den Anfang machen am Montag die jeweiligen Konjunkturbarometer der Einkaufsmanager aus der EU und den USA. Am Mittwoch folgen die beiden Indizes für die Dienstleistungsbranche.
Auch nach der Zustimmung zahlreicher Eurozonen-Parlamente zur Aufstockung des Rettungsfonds EFSF ist beim Thema Schuldenkrise kaum Entspannung zu beobachten. "Man hangelt sich von Ereignis zu Ereignis", so Stratege Duwe von der Bremer Landesbank. Der Befreiungsschlag lasse aber noch auf sich warten.
Am Tag der Deutschen Einheit (Montag) treffen sich die Finanzminister der Euro-Gruppe. Am Mittwoch ist dann die Teilnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel an einer Sitzung der EU-Kommission geplant. Auch dort wird die Schuldenkrise voraussichtlich weit oben auf der Tagesordnung stehen.
Vor diesem Hintergrund werden Börsianer die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag mit Argus-Augen verfolgen. Einige Anleger spekulieren auf eine Zinssenkung um 50 Basispunkte, während andere zweifeln. Die jüngsten Äußerungen von EZB-Ratsmitgliedern ließen diesen Schluss nicht zu, betont einer von ihnen. "Wir prognostizieren allerdings, dass die EZB den Leitzins im vierten Quartal 2011 und im ersten Quartal des kommenden Jahres um jeweils 25 Basispunkte auf dann 1,0 Prozent senken wird." Darüber hinaus wird EZB-Chef Jean-Claude Trichet auf seiner Abschieds-Pressekonferenz wohl erneut zu den umstrittenen Anleihe-Käufen seines Hauses Rede und Antwort stehen müssen.