Inside Wall Street Ölscheichs in Sorge
16.06.2008, 20:10 UhrWas für ein Wochenauftakt: Noch bevor die amerikanischen Börsen überhaupt eröffnet hatten, notierte der Ölpreis am Montagmorgen bei 139,89 Dollar - nur noch elf Cent unter der bisher unerreichten 140-Dollar-Marke. Die Rohstoff-Rallye geht ungehemmt weiter, obwohl die Opec nun doch die Produktion anheben will.
Der weltgrößte Öl-Produzent Saudi-Arabien macht sich wohl Sorgen um die langfristige Nachfrage nach zu teurem Öl. Dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat man mitgeteilt, man wolle die Förderquoten im Juni und Juli um 200.000 Fass pro Tag anheben. Doch wird das die Preise wohl kaum beeinträchtigen. Bereits im Mai hatte Saudi-Arabien die Quoten um 300.000 Fass pro Tag erhöht, was der Markt komplett ignorierte.
Auch die jüngsten Schritte werden kaum Linderung bringen, und das weiß auch Saudi-Arabien. Zwar dringen sorgenvolle Kommentare aus einigen Opec-Ländern, nach denen man angesichts zu hoher Ölpreise mit einem nachhaltig sinkenden globalen Verbrauch rechne. Doch ist ganz offensichtlich, dass die Vertreter des Kartells mit solchen Äußerungen nur Politik betreiben. Und sich angesichts der aktuellen Rekordpreise mit jedem zusätzlich geförderten Fass auch noch extra bereichern.
Denn einen globalen Nachfragerückgang nach Öl wird es nicht geben. Zwar denken etwa in Amerika immer mehr Verbraucher um, die plötzlich ihren Wagen stehenlassen und beim Pendeln auf den ungeliebten öffentlichen Nahverkehr zurückgreifen. Auch werden weniger SUV und vermehrt Kleinwagen gekauft. Doch ist das nur eine Reaktion auf Preisanstiege, die vor allem dem explosionsartigen Wachstum in China, Indien und den Schwellenländern zurückzuführen sind.
In China soll sich, Experten zufolge, die Zahl der Autos in den nächsten Jahren verdreißigfachen. Wenn die Amerikaner langsam anfangen, statt dem zweiten Hummer eine mittelgroße Karosse zu kaufen, wird das die Benzinnachfrage nicht langfristig eindämmen.
Die Prognosen für den Ölpreis sind entsprechend düster: Sollte es den Saudis in den nächsten Tagen nicht gelingen, über ihre Mehrproduktion eine Preisblase platzen zu lassen, dann dürften schon in den nächsten Wochen nach den 130 und 140 Dollar auch die 150 Dollar fallen, wie ein Branchenanalyst am Montagmorgen schreibt. Zur Erinnerung: Morgan Stanley hatte bereits vor zwei Wochen einen Ölpreis von 150 Dollar für die erste Juli-Woche prophezeiht.
Quelle: ntv.de