Zukauf trotz Krise BayernLB will IKB
31.03.2008, 07:36 UhrDie BayernLB will den gesunden Teil der IKB Deutsche Industriebank AG kaufen. "Wir haben ein unverbindliches Gebot für die IKB abgegeben", sagte ein Sprecher der BayernLB der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das auf Firmenkunden spezialisierte Düsseldorfer Geldhaus passe gut zur BayernLB.
Die IKB, eine Tochtergesellschaft der Staatsbank KfW, war bisher der Marktführer bei langfristigen Mittelstandsfinanzierungen in Deutschland. Dieses Geschäft gilt allerdings als ertragsschwach. Die IKB hat mit riskanten Wertpapiergeschäften im US-amerikanischen Hypothekenmarkt hohe Summen verloren und ist dadurch in den vergangenen Monaten in finanzielle Probleme geraten.
Michael Kemmer, der neue Vorstandsvorsitzende der BayernLB, wolle mit seinem Interesse an der IKB offenbar Handlungsfähigkeit inmitten der eigenen schweren Krise demonstrieren, so das Blatt. Denn eigentlich habe Kemmer mit der schwierigen Bereinigung von Milliardenaltlasten in seiner Bilanz genug zu tun. Sie stammen aus ähnlichen Wertpapierwetten wie bei der IKB. Kemmer habe sich gleichwohl für seinen Vorstoß bei der IKB bereits die Rückendeckung des Verwaltungsrats verschafft, heißt es in Finanzkreisen. Öffentlich wird Kemmer voraussichtlich am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz der BayernLB Stellung beziehen. Als wahrscheinlich gilt, dass die zweitgrößte deutsche Landesbank eine Kapitalerhöhung brauchte, um eine solche Übernahme zu stemmen. Im bayerischen Haushaltsentwurf für dieses Jahr ist bereits ein entsprechender Etatposten vorgesehen.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erhofft sich für die IKB einen Verkaufserlös von rund 800 Mio. Euro, was in Bankenkreisen allerdings als ambitioniert gilt. Bislang ist zudem unklar, ob der Verkauf des gesunden Teils der IKB überhaupt wie geplant zustande kommt. Denn dazu muss die Bank zuerst von Altlasten in zweistelliger Milliardenhöhe befreit werden, was sich als schwierig erweist. Ein geplanter Verkauf riskanter Wertpapiere aus dem IKB-Portfolio wurde vor Ostern abgebrochen.
In Münchner Finanzkreisen werde erst in den kommenden Monaten und nach einer detaillierten Buchprüfung mit einer Entscheidung gerechnet, ob die BayernLB eine bindende Kaufofferte für die IKB abgebe, berichtet die Zeitung weiter. Die Frist soll bis Mitte April laufen. Der Verkauf wird von der Investmentbank Merrill Lynch organisiert.
Unterdessen arbeite der Vorstand der BayernLB mit Hochdruck daran, die eigenen Milliardenrisiken in den Griff zu bekommen. Erst am Freitag war bekanntgeworden, dass die Staatsbank ihre Bilanz bereinigen und dazu Altlasten loswerden will. Die BayernLB sitzt nach eigenen Angaben auf 32 Mrd. Euro so genannten strukturierten Wertpapieren, die im Zentrum der seit Monaten tobenden internationalen Kreditmarktkrise stehen. Die Ratingagentur Moody's kündigte in der vergangenen Woche bereits an, ihre Bonitätsnoten für die BayernLB zu senken, wenn diese nicht ihre Bilanzrisiken abbaue oder eine Kapitalspritze bekomme.
Ende der Woche hat die Bank für weitere Schlagzeilen gesorgt: Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein räumte in einem Interview ein, die Belastungen der BayernLB durch riskante Wertpapiergeschäfte könnten vier Mrd. Euro erreichen. Schäden in dieser Größenordnung hat zuvor auch Moody's geschätzt. Die Bank selbst hat ihre Belastungen bis Ende 2007 bisher mit 1,9 Mrd Euro beziffert.
Quelle: ntv.de