"Eine Art von Verstaatlichung" Citigroup-Aktie sackt ab
27.02.2009, 15:14 UhrDie einst weltgrößte Bank Citigroup wird künftig von der US-Regierung kontrolliert. Das Finanzministerium in den USA kündigte am Freitag an, bis zu 25 Milliarden Dollar Vorzugsaktien in Stammaktien umzuwandeln. Dadurch erhöhe sich die Beteiligung des Staates auf bis zu 36 Prozent. Durch mehrere Rettungsaktionen und Milliardenhilfen im vergangenen Jahr hält die Regierung bereits acht Prozent. Die Teilverstaatlichung der Citigroup zog Börsen weltweit nach unten, vor allem Bankentitel verloren. Die Aktie der Citigroup büßte im vorbörslichen Handel zeitweise fast die Hälfte des verbleibenden Kurswerts ein.
Konzernchef Vikram Pandit betonte: "Wir bleiben voll verantwortlich für das Tagesgeschäft." Damit sollten sich auch die Spekulationen über eine Verstaatlichung legen, fügte er hinzu. Dies konnte die Börsen aber nicht beruhigen. "Wir sprechen über eine Art von Verstaatlichung", sagte Peter Kenny, Managing Director bei Knight Equity Markets. "Ich glaube nicht, dass das gute Nachrichten sind." Sogar der Dax sackte in Folge gesunkener US-Aktienfutures ab.
Durch die Transaktion sei es nicht nötig, noch mehr Staatsgeld in das wegen der Finanzkrise ins Straucheln geratene Institut zu stecken, betonte das Finanzministerium. Die problematische Lage der Bank werde aber stabilisiert. Ende 2008 hatte die Regierung der Citigroup bereits mit einem gigantischen Hilfspaket von insgesamt 320 Mrd. Dollar unter die Arme gegriffen. 20 Mrd. davon waren direkte Kapitalspritzen, der Rest Bürgschaften für risikobehaftete Kreditpapiere.
Im Zuge der Umstrukturierung der Bank sind auch personelle Änderungen im Direktorium geplant, wie die Citigroup mitteilte. Die Mehrheit in dem Gremium solle so bald wie möglich durch unabhängige Mitglieder ersetzt werden. Aus nicht näher genannten Kreisen hatte die Nachrichtenagentur Reuters erfahren, dass Pandit seinen Job wohl behalten werde. Andere Aktionäre der Citigroup, darunter der Staatsfonds Government of Singapore Investment Corp (CIC), wollen die Wandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien mittragen.
Die Citigroup ist weltweit eine der Banken, die am stärksten von der Finanzkrise betroffen sind. Allein im vierten Quartal 2008 verlor das Institut über acht Milliarden Dollar. Mehr als eine halbe Billion Dollar an risikobehafteten Papiere sollen nun ausgelagert werden. Die US-Bank hatte jahrzehntelang einen massiven Expansionskurs gefahren und dadurch unüberschaubare Risiken angehäuft.
Tief im Krisensumpf
Seit der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 reißen die schlechten Nachrichten aus der Finanzbranche nicht ab. Der ohnehin bereits von der US-Regierung kontrollierte Hypothekenfinanzierer Fannie Mae bekam nach einem Verlust von fast 60 Mrd. Dollar im Jahr 2008 erneut Kapital vom Staat. Für das laufende Jahr erwartet Fannie Mae weitere Belastungen, vor allem die Häuserpreise werden weiter sinken. Der Preisverfall am US-Wohnungsmarkt war einer der Auslöser für die seit Mitte 2007 lodernde Finanzkrise gewesen.
US-Präsident Barack Obama will im Kampf um die Stabilisierung der Finanzbranche weitere 250 Mrd. Dollar in das System pumpen. Seine Vorgängerregierung hatte bereits ein 700 Mrd. Dollar schweres Rettungspaket auf den Weg gebracht. Derzeit lässt Obama den Kapitalbedarf der führenden Banken prüfen. Auch die Citigroup werde diesem Test trotz der Staatsbeteiligung unterzogen, hieß es im Finanzministerium.
Quelle: ntv.de