4.200 Mitarbeiter betroffenEdscha meldet Pleite an
Der Automobilzulieferer Edscha hat einen Insolvenzantrag gestellt. Hintergrund sei eine "massiv rückläufige Entwicklung" am Automobilmarkt sowie der erschwerte Zugang zu Kapital wegen der Finanzkrise, sagte eine Sprecherin.
Der Automobilzulieferer Edscha hat Insolvenzantrag gestellt. Hintergrund sei eine "massiv rückläufige Entwicklung" am Automobilmarkt sowie der erschwerte Zugang zu Kapital wegen der Finanzkrise, sagte eine Sprecherin des Remscheider Konzerns. Der Antrag beim Amtsgericht Wuppertal gelte für die europäischen Standorte. Betroffen seien 4.200 Mitarbeiter.
Edscha-Eigentümer Carlyle - einer der größten Finanzinvestoren weltweit - hatte erfolglos mit Banken und Autobauern verhandelt. Der Versuch, öffentliche Garantien zu erhalten, war Kreisen zufolge in den vergangenen Tagen ebenfalls gescheitert.
Die Autobranche leidet massiv unter zurückgehenden Bestellungen. Zahlreiche Unternehmen haben Kurzarbeit beantragt. Audi-Chef Rupert Stadler hatte jüngst einen "grottenschlechten" Januar beklagt. Die Talfahrt schlägt voll auf die Zulieferer durch. Der ebenfalls einem Finanzinvestor gehörende Zulieferer Stankiewicz mit 1.300 Mitarbeitern in Deutschland hatte bereits Insolvenz angemeldet. Insbesondere hoch verschuldete Firmen in Händen von Private-Equity-Häusern geraten in der Rezession in finanzielle Schwierigkeiten. Die Absatzkrise führt vielfach zu einem Bruch von Auflagen in den Kreditvereinbarungen und in der Folge zu schwierigen Gesprächen mit den Banken.
"Dramatischer Nachfrageeinbruch"
Eine Carlyle-Sprecherin sagte, Edscha seien aufgrund eines "dramatischen Nachfrageeinbruchs" die nötigen flüssigen Mittel zur Fortführung des Geschäfts ausgegangen. Carlyle hatte bereits im Dezember 20 Mio. Euro frisches Kapital nachgeschossen. Weitere Finanzspritzen hatte der Investor aber davon abhängig gemacht, dass auch die Banken und Kunden mitzögen. An einer hohen Verschuldung sei Edscha nicht gescheitert, betonte sie. Carlyle hatte das nordrhein-westfälische Unternehmen 2003 für 185 Mio. Euro gekauft und zwei Jahre später 60 Mio. Euro entnommen. Den Rest muss der Investor nun abschreiben.
"Edscha ist im Kern ein gesundes Unternehmen. Wir bleiben zuversichtlich, dass das Management und der Insolvenzverwalter die unter den gegenwärtigen Umständen bestmögliche Lösung für das Unternehmen und seine Beschäftigten finden werden", sagte die Sprecherin.
Das 1870 gegründete Traditionsunternehmen Edscha mit 1,1 Mrd. Euro Umsatz ist auf Türscharniere, Cabrio-Dächer und Pedalwerke spezialisiert. In Deutschland wird in Remscheid sowie im bayerischen Hengersberg, in Hauzenberg und in Hengersberg produziert. In Bayern arbeiten 2.100 der rund 2.400 Beschäftigten in Deutschland. Edscha beliefert unter anderem BMW.
IG Metall: "Ausgesaugt"
Die bayerische IG Metall Bayern warf Carlyle vor, Edscha "bis zur Blutleere" ausgesaugt zu haben. Der Konzern habe über Jahre seine Gewinne an Carlyle abführen müssen. In den Kreisen hieß es, Edscha habe in Gesprächen mit den Landesregierungen in Düsseldorf und München versucht, öffentliche Bürgschaften zu erhalten. Doch seien die Edscha-Vertreter zu spät vorstellig geworden. Die Zeit habe nicht mehr gereicht. Von Edscha war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.
Von 1999 bis 2004 war Edscha börsennotiert. Noch vor einem Jahr hatte es geheißen, Carlyle sehe einen erneuten Börsengang als Option. Der Mehrheitseigner hatte dem Unternehmen einen Sparkurs verordnet. Neben einem Verkauf von Firmenteilen und Standortschließungen wurden 1000 Stellen gestrichen.