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Chrysler-Gläubiger geben auf Fiat bringt sich in Position

Der insolvente US-Autobauer Chrysler ist dem Zusammenschluss mit Fiat einen bedeutenden Schritt nähergekommen. Eine Gruppe von Gläubigern hat ihren Widerstand gegen den Verkauf von Anteilen des drittgrößten Autoherstellers der USA an eine neue Firma unter Beteiligung von Fiat aufgegeben. Die Kreditgeber hätten erkannt, dass sie nicht die Kraft hätten, dem enormen Druck und der Maschinerie der US-Regierung zu widerstehen, sagte der Anwalt der Gruppe, Tom Lauria, am Freitag.

Rund 20 Kreditgeber unter Führung der Investmentfonds OppenheimerFunds und Stairway Capital wollten Chryslers Plan verhindern, die vielversprechendsten Anteile des Autokonzerns an eine neue Firma zu veräußern. Diese soll von den Gewerkschaften, Fiat und der US-Regierung kontrolliert werden. OppenheimerFunds hatte die Aufgabe der Blockadehaltung zuvor damit begründet, dass es nicht mehr damit rechne, höhere Rückzahlungen durch ein Nein zum Restrukturierungsplan zu erreichen. Die Gläubiger wollten aber nicht dem Plan zustimmen, ihre Forderungen für 29 Cent pro Dollar aufzugeben, erklärte Anwalt Lauria.

Der republikanische Abgeordnete Gary Peters aus Michigan, in dessen Wahlbezirk die Chrysler-Zentrale liegt, begrüßte das Einlenken der Gruppe und erklärte, damit werde eine rasches Ende des Gläubigerschutzes für den Autobauer wahrscheinlicher. Chrysler will binnen 30 bis 60 Tagen aus dem Insolvenzverfahren wieder herauskommen. Fiat plant einen 20-prozentigen Anteil an dem US-Hersteller zu übernehmen, mit der Option auf Aufstockung. Der Turiner Konzern strebt zudem einen Einstieg bei der deutschen GM-Tochter Opel an.

Unruhe in Kaiserslautern

In Deutschland stößt der Mailänder Autokonzern mit seinen Opel-Plänen allerdings auf wachsenden Widerstand in der Landespolitik. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck äußerte sich nach einem Treffen mit Fiat-Chef Sergio Marchionne skeptisch zu dessen Plänen. "Die Fragezeichen, was die Interessen von Opel und der deutschen Standorte angeht, sind eher größer als kleiner geworden", sagte er.

Für Opels Motoren- und Komponentenwerk Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz seien die Pläne von Fiat "kaum hinzunehmen". Seine Sorgen bezüglich der bisherigen Überlegungen von Fiat seien "sehr sehr groß", erklärte der Ministerpräsident.

In dem von Fiat am Montag in Berlin präsentierten Konzept unter dem Namen "Project Phoenix" ist zumindest eine teilweise Schließung des Werks in Kaiserslautern vorgesehen. Der "Bild"-Zeitung hatte Marchionne jedoch gesagt, er wolle alle deutschen Standorte erhalten. In Kaiserslautern fertigen etwa 2300 Beschäftigte Motoren und Kraftstoffeinspritzungen.

Marchionne mit Beck zufrieden

Nach den Worten von Beck will Fiat bei einer Opel-Übernahme nahezu keine eigenen Motoren mehr in Deutschland produzieren lassen. "Sie können sich vorstellen, was es für Kaiserslautern bedeutet, wenn Opel selber in Deutschland kaum mehr Motoren produziert", sagte der Ministerpräsident. Dem Fiat-Konzept zufolge soll auch die Motorenproduktion in Bochum und Rüsselsheim gekürzt werden. An beiden Standorten werden auch Autos endgefertigt.

Marchionne selbst bewertete die Gespräche mit Beck positiv. Zur Zukunft des Werks in Kaiserslautern gebe es nichts Neues. "Wir arbeiten an Details", sagte er. Eine Entscheidung über sein Fusionskonzept wünsche er sich noch in diesem Monat.

Dem schloss sich auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch an. Die Kriterien für eine Entscheidung über einen künftigen Investor seien die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze und eine möglichst geringe Belastung der öffentlichen Kassen, sagte Koch. Neben Opel und Fiat gebe es noch weitere Interessenten für Opel. Dazu zählten Investoren auf der Kapitalseite, die nicht in den Medien erwähnt würden, erklärte er.

Guttenberg: "alles noch offen"

Noch ist nach Einschätzung der beiden Ministerpräsidenten alles offen. Eine sachgerechte Entscheidung könne erst getroffen werden, wenn alle Bieter ihre Konzepte vorgestellt hätten, sagte Koch. Er habe Fiat dazu aufgefordert, sein Angebot wie andere Interessenten bei der von Opel benannten Bank einzureichen. Kreisen zufolge ist damit die Commerzbank betraut.

Auch nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist die Zukunft von Opel noch offen. Auch der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna arbeite derzeit daran, sein bisher noch grobes Konzept zu präzisieren.

Die Treffen von Marchionne mit den beiden Ministerpräsidenten begrüßte Guttenberg. "Ich finde es richtig und wichtig, dass die Interessenten und potenziellen Investoren sich mit allen Beteiligten austauschen." Dies gelte auch für Magna. "Egal wer letztlich den Zuschlag bekommt, er wird sich natürlich auch produktiv mit den (Bundes-)Ländern auseinanderzusetzen zu haben."

Italien kocht vor

Auch in Italien stoßen die Fusionspläne von Marchionne auf Kritik. Er sei nicht gewillt, mit Fiat über Stellenstreichungen zu verhandeln, sagte Gewerkschaftsführer Gianni Rinaldini. "Wenn Fiat eine große internationale Gruppe wird, gibt es das Risiko von Stellenstreichungen in unserem Land." Das Konzept von Marchionne sieht vor, dass Fiat zwei Werke in Italien schließt.

Quelle: ntv.de, rts

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