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"Vaterlandslose Gesellen" Sommer attackiert Allianz-Spitze

DGB-Chef Michael Sommer hat die Manager des Allianz-Konzerns wegen des angekündigten Abbaus von 5.000 Arbeitsplätzen trotz Milliardengewinnen attackiert. Es gebe in Deutschland Unternehmen, "die sich als vaterlandslose Gesellen herausstellen", sagte Sommer der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" vom Samstag. Der Profit sei ihnen wichtiger als ihre soziale Verantwortung. "Die Allianz ist hier nur ein trauriges Beispiel", fügte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes hinzu.

Sommer kündigte Widerstand an gegen Pläne der Koalition, den Körperschaftsteuersatz für Unternehmen von 25 auf 12,5 Prozent zu halbieren. Dies sei ein nicht zu rechtfertigendes Steuergeschenk. "Solche Pläne können dazu führen, dass Koalition und Gewerkschaften wie zwei Züge aufeinander rasen", warnte der DGB-Vorsitzende.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert unterdessen ein gesetzliches Kündigungsverbot für profitable Unternehmen. "Wir erwarten, dass die Bundesregierung Stellung bezieht", sagte Uwe Foullong vom ver.di-Bundesvorstand dem "Tagesspiegel am Sonntag". Sonst drohten gefährliche gesellschaftspolitische Verwerfungen. "Wenn immer mehr Unternehmen trotz hoher Gewinne Arbeitsplätze vernichten, erschüttert das den Glauben der Bürger an die soziale Marktwirtschaft und an die demokratisch ausgerichtete Verfassung."

SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler sieht jedoch keinen Gestaltungsspielraum für die Politik. Man könne nur dem Betriebsrat den Rücken stärken und in den Gremien auf Unternehmensebene für die Belange der Beschäftigten kämpfen. "Wir müssen jetzt den Blick nach vorne richten", sagte Stiegler der Zeitung. Der Politiker übte heftige Kritik an der Allianz-Führung: "Es wäre besser, einen unfähigen Vorstand auszutauschen als die Mitarbeiter büßen zu lassen."

Der massive Stellenabbau stößt auch bei den über 10000 selbstständigen Vertretern der Versicherung auf Kritik. "Die Meinung unter den Vertretern ist sehr gespalten", sagte der Sprecher der Interessengemeinschaft der Allianz-Vertreter, Udo Balshüsemann, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Samstag). "Das bevölkerungsreichste Bundesland wird praktisch Allianz-freie Zone", kritisierte Balshüsemann mit Blick auf die Stellenstreichungen in Nordrhein-Westfalen. Zugleich warnte er davor, unzufriedene Allianz-Vertreter könnten zur Konkurrenz wechseln. Häufig gingen dann der Allianz auch ein Großteil der betreuten Kunden verloren.

Der Müchener Allianz-Konzern hatte am Donnerstag angekündigt, bei der Zusammenlegung seiner inländischen Lebens-, Sach- und Krankenversicherungen 5.000 weitere Stellen zu streichen. Der Sparplan ist umstritten, weil der Konzern Milliardengewinne erwirtschaftet.

Quelle: ntv.de

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