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Schicksalstage in Detroit US-Autobauer suchen Einigung

Die wichtigsten Tarifverhandlungen in der Geschichte der schwer angeschlagenen und unter Milliardenverlusten leidenden US-Autohersteller haben am Freitag mit der amerikanischen Automobilarbeitergewerkschaft UAW (United Auto Workers) begonnen. Den Auftakt bei den Verhandlungen für neue vierjährige Tarifverträge zwischen Chrysler, Ford und General Motors (GM) bildete ein Treffen von UAW-Präsident Ron Gettelfinger und Chrysler-Chef Tom LaSorda in der Chrysler-Zentrale in Auburn Hills. Am Montag sollen entsprechende Auftakttreffen mit GM und Ford folgen.

Die Tarifverträge, die mehr als 720 000 aktive und im Ruhestand befindliche Mitarbeiter bei den drei Autoriesen betreffen, laufen am 14. September aus. Bei der vor dem Verkauf an den Finanzinvestor Cerberus stehenden DaimlerChrysler-Tochter Chrysler sind dabei insgesamt mehr als 100 000 Beschäftigte einbezogen.

Hauptziel der US-Autobauer ist eine deutliche Senkung der Arbeitskosten. Die Differenz zwischen den gewerkschaftlich organisierten Autofabriken von GM, Ford und Chrysler und den nicht von Gewerkschaften vertretenen US-Autofabriken von Toyota, Honda und Nissan beträgt bis zu 30 US-Dollar je Stunde. Das führt bei den drei US- Herstellern zu Mehrbelastungen von bis zu 2000 US-Dollar je Auto. Die Kostenbelastungen sollen jetzt durch Zugeständnisse der Gewerkschaft drastisch vermindert werden.

Hauptproblem sind die explodierenden Krankenversicherungskosten für die Mitarbeiter und Betriebsrentner bei GM, Ford und Chrysler. Die Gewerkschaft hat GM und Ford hier bereits erhebliche Konzessionen gemacht, doch reichen diese noch lange nicht aus. Chrysler waren die Konzessionen bislang verweigert worden. Nun drängt der Autobauer auf weit reichende Zugeständnisse der Gewerkschaft und ihrer Arbeiter.

"Wir haben bei den Verhandlungen die Interessen unserer aktiven und im Ruhestand befindlichen Mitglieder im Auge", betonte UAW-Chef Gettelfinger bei dem Treffen in der Chysler-Zentrale. "Die Autoindustrie steht beispiellosen Herausforderungen gegenüber und kann es sich nicht mehr leisten, die Geschäfte wie üblich zu betreiben", betonte Chrysler-Chef LaSorda.

Die Gewerkschaft machte keine präzisen Angaben zu ihren Zielen bei den Tarifverhandlungen. Sie will jedoch bei der Krankenversorgung der Betriebsrentner, beim Einsatz von Teilzeitarbeitern und beim "Outsourcing" eine harte Haltung einnehmen, berichtete die "Detroit News".

Die UAW hatte sich jahrzehntelang bei den Tarifverhandlungen einen der drei Autokonzerne als Verhandlungspartner ausgesucht. Das dabei ausgehandelte Tarifabkommen wurde von den beiden anderen identisch übernommen, um keinem Vorteile zu gewähren. Detroit ist allerdings seit den vergangenen Tarifverhandlungen 2003 in eine beispiellose Krise geraten. GM, Ford und Chrysler haben seit Anfang 2005 Gesamtverluste von mehr als 26 Mrd. US-Dollar verbucht. Vor allem Ford und GM entlassen zehntausende von Mitarbeitern und schließen zahlreiche Fabriken. Chrysler will ebenfalls weitere drastische Kostensenkungen durchsetzen.

Die Japaner haben angeführt von Toyota den drei US-Herstellern im heimischen Markt Millionen Kunden und enorme Marktanteile abgenommen. Die Anbieter aus Fernost verdienen dank ihrer Kostenvorteile und der starken Nachfrage nach ihren Autos im Gegensatz zu GM, Ford und Chrysler in den USA sehr gut.

Quelle: ntv.de

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