Drillisch überrascht Wende im Freenet-Poker
20.11.2007, 10:49 UhrDer Poker um eine Aufteilung von Freenet hat eine neue Wende genommen. Die Verhandlungen mit dem DSL-Konkurrenten United Internet über eine strategische Partnerschaft sind nach nicht einmal einer Woche gescheitert. Am vergangenen Donnerstag hatte sich Freenet noch zuversichtlich gezeigt, gemeinsam mit dem Mobilfunkanbieter Drillisch als Partner von United Internet zu einer Gesamtlösung zu kommen.
Drillisch-Chef Paschalis Choulidis zeigte sich am Dienstag überrascht. Er habe erst durch eine Pflichtmitteilung von United Internet vom Abbruch der Gespräche mit Freenet erfahren. "Für uns hat sich dadurch aber nichts geändert", betonte Choulidis.
United Internet hat es auf die Internet- und DSL-Aktivitäten von Freenet abgesehen, während Drillisch auf das Mobilfunkgeschäft des Hamburger Wettbewerbers aus ist. In dieser Richtung ist die Türe auch noch nicht zugeschlagen: Die vorige Woche aufgenommenen Exklusivverhandlungen zwischen Drillisch und Freenet seien vom Ende der Gespräche mit United Internet unberührt, hieß es in den Mitteilungen.
Auch besteht den Angaben zufolge die Partnerschaft des DSL-Anbieters mit dem Mobilfunker weiter. Beide haben ein Joint-Venture gegründet, das gut sechs Prozent der Freenet-Anteile hält. Hinzu kommen sollten weitere knapp 19 Prozent, die Drillisch von dem früheren Freenet-Gesellschafter Vatas übernehmen will. Der Finanzierung des Geschäfts soll offenbar eine Kapitalerhöhung bei Drillisch dienen. Das Unternehmen aus dem hessischen Maintal bekräftigte, dass die ungeachtet der jüngsten Entwicklungen bei Freenet in Kürze durchgeführt werden soll.
Verkaufsoption bis Jahresende
Mit dem Platzen der Gespräche mit United Internet werden nun offenbar zahlreiche Szenarien am Markt hinfällig, die von einer Übernahme zumindest der Holding Freenet AG, in der das DSL-Geschäft angesiedelt ist, durch den Konkurrenten aus Montabaur im Westerwald ausgegangen sind. Allerdings hatte Freenet-Vorstandschef Eckhard Spoerr vorige Woche gesagt, dass die erwogene Partnerschaft gar nicht auf eine förmliche Übernahme hinauslaufen sollte. Man habe "etwas Besseres als eine Übernahme" machen wollen, so Spoerr.
Für eine Lösung setzt er die Interessenten allerdings unter Zeitdruck: Der Freenet-Vorstand will sich die Option eines Verkaufs der kompletten Gesellschaft oder von Teilen nämlich nur noch bis zum Jahresende offen halten. Wenn es bis dahin nicht zu einer Transaktion kommt, verfallen auch die hohen Verlustvorträge von Freenet - wegen der Unternehmenssteuerreform könnte sie sich ein Käufer bei einem Abschluss erst im neuen Jahr nicht mehr zunutze machen.
Allerdings gibt es dem Vernehmen nach noch andere Interessenten für den Internet- und Festnetzteil von Freenet. Nach Informationen von Dow Jones hat unter anderem die spanische Telefonica ein Auge darauf geworfen. Auch Telecom Italia - in Deutschland mit der DSL-Tochter Hansenet aktiv- soll Interesse haben.
Quelle: ntv.de