Frage & Antwort, Nr. 253 Kann man Sternennamen kaufen?
11.12.2012, 10:58 UhrImmer wieder stoße ich im Internet oder in Magazinen auf Anzeigen von Firmen, die mir anbieten, einen Stern nach meinem Liebsten zu benennen. Doch funktioniert das? Kann man Sternennamen tatsächlich kaufen? (fragt Helga M. aus Eschwege)

Ein Ausschnitt aus dem Sternbild Leier mit seinem Hauptstern: Aufgrund seiner Helligkeit dürfte er bei einer Sterntaufe einiges kosten. Sein offizieller Name bliebe aber auch dann "α Lyrae", besser bekannt als "Wega".
(Foto: Wolfgang Wettlaufer)
Ist das nicht ein tolles Geschenk? Ein Stern, der ewig am Himmel steht – ein Präsent, das niemals vergeht! Sterne gibt es bekanntlich ziemlich viele. Und, gemessen an der Dauer eines Menschenlebens, stehen sie tatsächlich fast ewig still am Himmel. Nicht ganz so unzählig wie die funkelnden Sterne am Firmament, aber doch vorhanden, sind die Firmen, die "Sterntaufen" anbieten. Eine Urkunde und ein Bild des Sterns sind im Preis inbegriffen. Sie versprechen einen Eintrag ins Sternenregister, so dass der jeweilige Stern für immer mit dem Namen des Beschenkten verbunden ist. Doch funktioniert das wirklich?
Für die Registrierung von Himmelsobjekten und deren Benennung ist die sogenannte International Astronomical Union, kurz IAU, zuständig. "Die IAU ist die internationale Astronomische Dachorganisation der Astronomie und Astrophysik", erklärt Wolfgang Wettlaufer von der Astronomischen Vereinigung Tübingen gegenüber n-tv.de. Dort sind Sternennamen nach streng wissenschaftlichen Kriterien verzeichnet. Neu entdeckte Himmelskörper werden, je nachdem um was es sich handelt, nach einem bestimmten System benannt. Kometen zum Beispiel erhalten die Namen ihrer Entdecker, bei Asteroiden darf der Entdecker über den Namen entscheiden. Eines jedoch steht fest: Kaufen kann man dort kein Himmelsobjekt.
Stehen nun aber die Firmen, die "Sterntaufen" anbieten, in Kontakt mit der IAU? "Nein, diese Firmen haben mit der IAU in keiner Weise zu tun", führt Wettlaufer weiter aus. Es handele sich dabei um rein privatwirtschaftliche Unternehmen. Die Sterne, die solche Firmen also "taufen", werden keineswegs offiziell umbenannt, sondern lediglich in der jeweils firmeneigenen Sterndatenbank nach dem Wunsch des Käufers bezeichnet. Und von diesen Datenbanken gibt es viele. Wer also auf der Suche nach einem "einzigartigen" Geschenk eine Sterntaufe in Betracht zieht, sollte sich dessen bewusst sein.
Nur sichtbare Sterne benennen?
Besonders dreist werden Angebote dort, wo versprochen wird, "nur mit bloßem Auge sichtbare Sterne" zu taufen - denn davon gibt es gar nicht all zu viele. Je nach Sichtbedingungen und Beobachtungsort sind es im besten Fall 3000 bis 6000 Sterne. Die Firma "Sterntaufe Deutschland" etwa verspricht auf ihrer Webseite: "Wir taufen nur Sterne, die man mit bloßem Auge am Himmel sehen kann!" Auf Nachfrage erklärt Marc Mayr, Inhaber von Sterntaufe-Deutschland, gegenüber n-tv.de: "Aufgrund der hohen Anfrage müssen wir Sterne leider doppelt vergeben. Wir bemühen uns jedoch darum, dass wir die Doppelvergebungen so aufteilen, dass die Chance, jemand mit dem gleichen Stern zu treffen, verschwindend gering ist". So würden zum Beispiel Sterne, die in Baden-Württemberg bereits vergeben sind, beim zweiten Mal zum Beispiel nach Berlin vergeben. Mayr: "So gewährleisten wir in der Regel, dass sich niemand mit einem doppelten Stern trifft."

Der studierte Biologe Wolfgang Wettlaufer ist passionierter Amateurastronom und in der Astronomischen Vereinigung Tübingen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
(Foto: Wolfgang Wettlaufer)
Von der Einzigartigkeit, die durch den "offiziellen Registereintrag", die "persönliche Widmung" und die "lebenslange Gültigkeit" suggeriert wird, ist da nicht mehr viel übrig. Aber natürlich: Rechtlich sind diese Firmen auf der sicheren Seite, da jeder seine eigene Datenbank als "offiziell" bezeichnen darf - und dort auch nach Lust und Laune die Sterne am Himmel benennen kann.
Mehr als ein schön gedrucktes Stück Papier für den Kunden und einen Eintrag in der firmeneigenen Datenbank können solche "Taufen" aber nicht leisten. Um also die Frage unserer Leserin nicht ganz ohne Ironie zu beantworten: Ja, man kann Sterne benennen - ebenso, wie man auch dem Baum in seinem Garten einen beliebigen Namen geben kann. International anerkannt wird dies aber auch dann nicht, wenn man eine Urkunde mit dem Bild seines Sterns in den Händen hält. Eine "Sterntaufe" hält allenfalls als lustiger Gag her, der aber ziemlich teuer werden kann. Je nach Helligkeit des Sterns verlangen die Firmen unter Umständen mehrere Hundert Euro für ihr Angebot.
Übrigens: Einige lokale Astronomie-Vereine oder Sternwarten bieten an, Sternpatenschaften zu übernehmen. Dort wird allerdings mit offenen Karten gespielt und betont, dass es sich lediglich um eine Patenschaft handelt. Vergleichbar ist dies etwa mit einer Tierpatenschaft in einem Zoo. Die Spenden, die auf diese Weise gesammelt werden, verwenden die Vereine in der Regel für die Anschaffung und Wartung ihrer Ausrüstung. Auch auf den Webseiten dieser Vereine wird immer wieder vor privatwirtschaftlichen Stern-Verkäufen gewarnt. Auf der Webseite der Schwäbischen Sternwarte in Stuttgart heißt es: "Wird also behauptet, dass der Stern anschließend in irgendeinem 'offiziellen' Katalog, der von Astronomen benutzt werden soll, mit Ihrem Wunschnamen erscheint, so kann dies nicht den Tatsachen entsprechen."
Quelle: ntv.de