Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 106 Sind Opernsänger unverständlich?

Opernsänger(innen) kann man beim Singen nie verstehen. Selbst bei Opern in deutscher Sprache ist der Text kaum verständlich, während in der weiter verbreiteten Pop- und sonstigen Musik die Texte weitgehend verständlich sind. Woran liegt das und gibt es einen Grund dafür? (fragt Robert Rakau aus Berlin)

Anna Netrebko und Roberto Alagna in der Oper "Manon" in Wien.

Anna Netrebko und Roberto Alagna in der Oper "Manon" in Wien.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Ob man einen Opernsänger versteht oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab", sagt Prof. Jürgen Meyer aus Braunschweig. "Wenn Opernsänger beispielsweise einen Liederabend im kleinen Rahmen gestalten, kann man sie in der Regel sehr gut verstehen, wenigstens aber genau so gut wie Popmusiker. Wenn das Problem des Verstehens besteht, tritt es vor allem in großen Opernhäusern und Konzertsälen auf.."

Opernsänger haben einen besonderen Gesangsstil, der notwendig ist, um große Opernhäuser mit Stimme zu füllen. Ein großes Stimmvolumen wiederum führt vielfach dazu, dass Vokale, besonders O und U, beim Singen verfärbt werden. Dabei sind hohe Stimmlagen viel schwerer zu verstehen als tiefe. "Ein U oder O beispielsweise kann gar nicht deutlich von einer Sopranistin gesungen werden. Für die Vokale werden nämlich Frequenzen gebraucht, die tiefer sind als der Grundton in der hohen Sopranlage", erklärt Meyer weiter. Popsänger dagegen erreichen die hohen Stimmlagen der Oper nicht. Sie liegen meistens auf einer mittleren Tonhöhe, in der die Aussprache des Textes gut machbar ist.

Raumakustik und Sprache entscheiden mit

Der Opernsaal der Semperoper in Dresden.

Der Opernsaal der Semperoper in Dresden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Zudem gibt es sowohl für den Sänger als auch für den Zuhörer einen Unterschied, ob in der Mutter- oder in einer Fremdsprache gesungen wird. Auch die persönliche Aussprache des Sängers oder der Sängerin ist von Bedeutung. Dazu kommt die Akustik des Raumes, in der die Oper gesungen wird. Auch wenn die Sänger die Konsonanten des gesungenen Textes besondern scharf artikulieren, kommt in großen Opernhäusern am Zuschauerohr nicht mehr viel davon an. Das liegt an den akustischen Gegenheiten der Opernräume. Viele moderne Opernhäuser beispielweise sind so gebaut, dass sich eine Konzertsaalakustik ergibt, die mehr auf klangliche Brillanz ausgerichtet ist, als auf die Verständlichkeit des Sängers. Die emotionale Wirkung des Sängers wird durch diese besondere Akustik verstärkt, der Text allerdings ist schwerer zu verstehen.

Komplizierte Texte sind natürlich auch in der Oper schwerer zu verstehen als einfache. Stimmen die Handlungen auf der Bühne, die Kostüme und das Bühnenbild - wie oft in modernen Inszenierungen - nicht mit dem Text überein, kommt es zu weiteren Irritationen.

 Deutsche Schlagertexte mit vielen Wiederholungen dagegen, sind ganz leicht zu verstehen. Wenn man eine Oper kennt und öfter gehört hat, dann glaubt man auch, die Texte verstehen zu können. Ein weiteres Problem in Bezug auf die Verständlichkeit von Opern könnte die klangliche Balance zwischen Sängern und Orchester sein. In vielen Passagen überdeckt das Orchester mit seiner Lautstärke die Stimmen der Opernsänger.

Übrigens: Um eine Oper besser verstehen und genießen zu können, hilft es, sich vor dem Opernbesuch mit der Handlung und dem Text der Oper bekannt zu machen.

Quelle: ntv.de

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