Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 248 Sterben Milben beim Tiefkühlen?

Ohne Teddy geht gar nichts: Plüschtiere, die regelmäßig mit ins Bett genommen werden, sind echte Paradiese für Milben.

Ohne Teddy geht gar nichts: Plüschtiere, die regelmäßig mit ins Bett genommen werden, sind echte Paradiese für Milben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ich habe gehört, dass man die Kuscheltiere seiner Kinder ins Gefrierfach legen soll, damit die Milben darin sterben. Stimmt das? (fragt Janin B. aus Landsberg am Lech)

Eine Hausstaub-Milbe in mikroskopischer Vergrößerung. Die Tiere leben bei guten Bedingungen bis zu 100 Tage.

Eine Hausstaub-Milbe in mikroskopischer Vergrößerung. Die Tiere leben bei guten Bedingungen bis zu 100 Tage.

(Foto: wikipedia)

"Prinzipiell ist das richtig", sagt Dr. Jörg Kleine-Tebbe vom Allergie- und Asthma-Zentrum Westend in Berlin. "Hausstaubmilben sterben bei einer Temperatur von minus 20 Grad Celsius ab. Dennoch stellt sich die Frage, weshalb man das tun sollte", ergänzt der Experte. Da man ständig von Hausstaub umgeben ist, sind auch Milben die ständigen Begleiter. In einem Gramm Hausstaub können sich bis zu 20.000 Tierchen tummeln. Die meisten Milben befinden sich jedoch im Bett.

Da Lieblings-Kuscheltiere immer mit im Bett schlafen müssen, sind sie für Milben ein Paradies. Diese Tatsache ist jedoch nur bedenklich, wenn das Kind unter einer sogenannten Hausstaubmilben-Allergie leidet. "In einem solchen Fall ist es jedoch immer ratsamer, das Kuscheltier in regelmäßigen Abständen von mindestens sechs bis acht Wochen zu waschen, um die Allergen-Belastung so gering wie möglich zu halten", sagt Kleine-Tebbe. "Friert man es ein, sterben zwar die Milben - die Kotkügelchen der Tiere allerdings, die die eigentlichen Verursacher der Allergie bilden, weil sie sich zersetzen und schließlich in die Atemluft gelangen, bleiben im Tier enthalten und damit als Allergene aktiv. Beim Waschen bei 60 Grad Celsius dagegen stirbt nicht nur der Großteil der Milben, sondern werden auch reichlich Allergene aus den Materialien entfernt", erklärt der Allergologe. Ein Einfrieren wird damit überflüssig.

Zudem sollten die Betten von allergischen Kindern mit milbendichten Überzügen ("Encasings") versehen werden; das empfiehlt laut Kleine-Tebbe auch die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie zur Vorbeugung von Beschwerden. Die Encasings werden vom Arzt nach einem Allergie-Test verordnet und zum großen Teil von den Krankenkassen bezahlt. Wird das Kuscheltier gewaschen, dann ist es ratsam, auch gleich die milbendichten Überzüge zu waschen, die Bettwäsche zu wechseln und wenn möglich, Bettdecken und Matratze ausgiebig zu lüften. Dieses Vorgehen sollte mit dem Kind als Ritual zelebriert werden, damit es seinen Begleiter auch vertrauensvoll aus der Hand geben kann.

Besser keine Anti-Milben-Mittel einsetzen

Dr. Jörg Kleine-Tebbe ist Arzt für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin.

Dr. Jörg Kleine-Tebbe ist Arzt für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin.

Vom Gebrauch sogenannter Milbenvernichtungsmittel rät der Experte jedoch ab. " Auch wenn Anti-Milben-Mittel im Labor durchaus erfolgreich waren, ist ihre Wirksamkeit im Alltag eher umstritten", so Kleine-Tebbe. Auch die Idee, Matratzen und Bettzeug in die Sauna zu stellen und mit Hitze die Milben zu bekämpfen, geht nicht vollständig auf, da die Allergene in Form von Kotkügelchen und toten Milben in den Materialien bleiben und durch den Transport vom Schlafzimmer zur Sauna eher noch in die Atemluft geschüttelt werden.

Sowohl das Einfrieren als auch das Überhitzen von Kuscheltieren und Bettzeug ist nur sinnvoll, wenn die Materialien nicht bei 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden können. Allerdings sollten Eltern von Kindern mit Hausstaub-Allergie dringend darauf achten, dass sie sowohl waschbares Bettzeug als auch waschbare Kuscheltiere anschaffen. Zudem sollte vor allem im Kinderzimmer auf Vorhänge am Fenster, Teppiche und Auslegware verzichtet werden. Die Anschaffung eines Staubsaugers mit einem speziellen Filtersystem ist ratsam.

Übrigens: Ob Bett und Matratze aus Naturmaterialien oder synthetischen Fasern besteht, ist prinzipiell für die Besiedlung der Milben unerheblich, da sie sich hauptsächlich von menschlichen Hautschuppen ernähren. Allerdings haben viele Anbieter Bettwäsche, Decken und Kissen im Angebot, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Hausstaubmilben-Allergie zugeschnitten sind.

Quelle: ntv.de, dpa

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