Unterhaltung

Schweizerin Egli siegt im DSDS-Finale Deutschland findet den Schlagerstar

500.000 Euro und ein Plattenvertrag: Für Beatrice Egli hat sich die Teilnahme bei DSDS gelohnt.

500.000 Euro und ein Plattenvertrag: Für Beatrice Egli hat sich die Teilnahme bei DSDS gelohnt.

(Foto: dpa)

Überraschung im Finale der zehnten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar". Gewonnen hat: die Schlagermusik. Am Ende bleiben eine verwunderte Jury und eine unbequeme Wahrheit.

Als die Siegerin verkündet wird, muss Dieter Bohlen tief Luft holen. Er steht da, nur für einen Augenblick, um ihn Jubel und Konfetti, und scheint selbst nicht zu begreifen, was passiert ist. Gerade er, das in den Äther gepresste Gesicht der deutschen Castingshows, hat in mehr als zehn Jahren auf dem Jurorenstuhl viel gesehen. Aber nun wirkt er überrascht von dem Ergebnis - davon, dass er recht hatte.

Bohlen vermutet: Beatrice Egli wird gewinnen. Und die Vermutung wird zur Gewissheit, die Siegerin ist die 24-jährige Schweizerin, blond, hübsch und: Schlagersängerin - ein Novum in der zehnten Ausgabe von "Deutschland sucht den Superstar".

Gerade hatte Carmen Nebel im ZDF die Schlagerfans in die Nacht verabschiedet, da verhalfen mehr als 70 Prozent der Anrufer Beatrice zum Sieg. Vor vier Monaten sah das noch anders aus. Von Beginn an hatte die Jury Berührungsprobleme mit Beatrice, die Sätze sagt wie: "Ich tue alles für den Schlager." Jury-Mitglied Bill Kaulitz, Sänger von "Tokio Hotel", wollte sie damals nicht einmal mit in den Recall nehmen: "Ich glaube nicht, dass das hierfür reicht."

Es geht ein Schlager durch Deutschland

Doch sie durfte noch in die nächste Runde, kam auch dort weiter und sang sich schließlich bis ins Finale. Die Jury aber fremdelt bis zum Ende. Mateo Jaschik, Sänger von "Culcha Candela" und optisch der jüngere Bruder des Grafen von "Unheilig", sagt zu Beatrice nach ihrem ersten Auftritt des Abends, er habe vor der Sendung eine Flasche Champagner geleert und fange nun an, "Schlager zu verstehen und zu fühlen." Nur ein Seitenhieb von vielen.

Beatrice lächelt das weg, so wie alles an dem Abend. Ihr Dauergrinsen trägt sie wie andere eine Brille, ganz Schlagersängerin. Bei den Florian Silbereisens und den Helene Fischers muss das so. Oma gefällt das. Rhythmisches Klatschen ebenfalls. Sogar die Stimme der Schweizerin hört sich an wie vom Band, genau wie bei den Profis.

Hat am Ende immer gut lachen: Dieter Bohlen

Hat am Ende immer gut lachen: Dieter Bohlen

(Foto: dpa)

Spätestens seit dem Sieg von Beatrice Egli steht aber fest: Es geht ein Schlager durch Deutschland, auch den jüngeren RTL-Zuschauern gefällt, was sie macht. Sie, die sie Schlagerprinzessin nannten, ist nun Schlagerkönigin.

Dem Sender kommt das nur gelegen, er will dem Format ohnehin neue Aufregung verpassen und so verhindern, dass die Quoten weiter sinken. Viel wurde darüber in den letzten Wochen und Monaten geredet. Die elfte Staffel ist zwar bereits angekündigt und die Casting-Bewerbungen laufen, aber "nach zehn Jahren reicht es nicht mehr, an kleinen Rädern zu drehen", wie Unterhaltungschef Tom Sänger in einem Interview mit dem "Spiegel" sagte - man müsse am großen Rad drehen.

Das heißt auch: Bohlen allein ist nicht genug, um neue Zuschauergruppen für die Sendung zu gewinnen. Die Etablierung des Schlagers im Programm aber wäre wahrlich ein cleverer Zug, schließlich vergreist Deutschlands Zuschauerschaft. Ein Fuchs, wer schon heute die demografische Entwicklung von morgen berücksichtigt. In vergangenen Sendungen durften deshalb schon mal Andrea Berg und Heino als Gastjuroren probesitzen.

Aber, sicher ist sicher, RTL wollte nichts dem Zufall überlassen und ließ es vor dem Finale noch einmal spannend werden. Die Teilnahme der zweiten Finalistin, Lisa Wohlgemuth, war ungewiss, wegen einer Kehlkopfentzündung hatte die 21-Jährige aus dem Erzgebirge Singverbot. Der im Halbfinale überraschend ausgeschiedene Beau Ricardo Bielecki stand schon als Ersatz bereit. Doch dann, am Samstagmorgen, die erleichternde Botschaft vom Arzt: Die Antibiotika haben gewirkt, Lisa darf antreten.

Stimmung wie beim Volksfest

Wer dann aber womöglich mit einem nervösen Finger auf der Fernbedienung vor der Flimmerkiste saß, dem wurde gleich klargemacht: Das ist das Finale, hier wird geklotzt. Pyrotechnik, Glitzer und Explosionen sollten jeden Zweifel an der Daseinsberechtigung der Show verpuffen lassen. Gleich darauf, der nächste Gang Emotionen, brühheiß serviert: Nora, eine der ausgeschiedenen Kandidaten, war kurz vor Beginn umgekippt, muss hinter der Bühne behandelt werden und kann nicht mit den anderen Ehemaligen den Eröffnungssong anstimmen. Doch man kann die Sorgenfalten bald lösen, es wird verkündet, es gehe ihr gut, später wird sie sich sogar zu den Hintergründen äußern: zu wenig gegessen, aha, und dann noch die Dämpfe der Pyrotechnik eingeatmet. Es ist nun klar, das ist kein Kinderspiel, es ist ernst, hier werden Opfer gebracht.

Moderator Raúl Richter eröffnet den Singsang des Abends mit humoristischer Fragwürdigkeit: "Na, wenn ich jetzt auf die Uhr gucke" - er schaut tatsächlich auf die Uhr, er ist ja auch ein Schauspieler - "It’s showtime." Los geht es mit Lisa, die starkes Dialektdeutsch redet und häufig "sä" statt "the" singt - die Juroren finden das authentisch. Ihr erster Song ist "Someone Like You" von Adele, Kategorie schwierig. Große Spannung: Wird die Stimme halten? Große Erleichterung: Ja, sie hält. Souverän, finden die Juroren, aber das sei nicht ihr Song.

Schweiz sticht Erzgebirge: Rockröhre Wohlgemuth konnte sich nicht durchsetzen.

Schweiz sticht Erzgebirge: Rockröhre Wohlgemuth konnte sich nicht durchsetzen.

(Foto: dpa)

Viel überzeugender der Auftritt der Konkurrentin, die als ersten Song "Und morgen früh küss ich dich wach" von Helene Fischer schmettert. In der Halle Stimmung wie beim Volksfest nach dem vierten Bier, die angereiste Familie feiert die Schweizerin - Klischee hin oder her - wann immer möglich mit lautem Glockengeläute. Das Spiel mit der Kamera, das strahlende Gesicht, die Präsenz - Beatrice hätte auch problemlos nebenan im ZDF bei Carmen Nebel auf der Bühne stehen können. Sehr gut, professionell, so auch die klare Meinung der Jury zu dem Auftritt.

Dann die zweite Runde. Lisa, wegen ihrer roten Haare und der flippigen Art auch "Pumuckl" genannt, hopst mit Energie und Freude zu dem Electro-Pop-Song "Elektrisches Gefühl" von Juli über die Bühne. Beatrice legt mit der Vicky-Leandros-Nummer "Ich liebe das Leben" nach, wieder gewohnt extrovertiert. Sie würde sich wohl auch gut als Moderatorin oder Stewardess machen, immer schön lächeln. Dieter Bohlen findet: "Es geht hier um die Wurst und als Tochter eines Metzgers weißt du mit Würsten umzugehen."

Im Programm wird weitergewurstelt mit den Gewinnersongs der beiden Finalistinnen, "Heartbreaker " und "Mein Herz", die Pop-Barde Bohlen für sie geschrieben hat - oder geklaut, das weiß man nicht so recht. Mateo Jaschik jedenfalls gratuliert seinem Jury-Kollegen zu den Kompositionen und fügt hinzu: "Ich dachte: ‘Ey Mensch, das kennst du von irgendwoher.’"

Egal, jetzt her mit dem Herzklopfen. Klassische Zutaten: Countdown, Notar, Umschlag, dramatische Musik, Redepausen. Die Finalistinnen stehen nebeneinander, Lisa eher blaß neben der strahlenden Beatrice. Es fließen Tränen und dann steht fest: Beatrice Egli hat gewonnen, der Schlager hat gewonnen. Und die Jury: ist mal eben kurz gelähmt. Der Schlager, so lautet die unbequeme Moral von der Geschicht’, scheint nun auch den Sprung ins Privatfernsehen geschafft zu haben.

Nur wenig später der Stimmungswandel. Beatrice singt ihren Song ein zweites Mal. "Mein Herz brennt" trällert sie. Zu dem Zeitpunkt steht der Song schon an der Spitze der deutschen iTunes-Charts. Die einfache Gleichung dazu: Gewinnt der Schlager, gewinnt auch Dieter Bohlen. Also brennt der jetzt ebenfalls und schunkelt sein Grinsen zum Abschluss elanvoll im Takt.

Quelle: ntv.de

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