Unterhaltung

"Lotte in Weimar"-Regisseur Egon Günther ist tot

Egon Günther machte sich mit Literaturverfilmungen einen Namen.

Egon Günther machte sich mit Literaturverfilmungen einen Namen.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Er ist einer der bekanntesten Filmemacher der DDR. Eine seiner Arbeiten schafft es bis nach Cannes. Doch Egon Günther eckt an und verlässt das Land. Eine seiner Leidenschaften ist die Weimarer Klassik. Nun ist er gestorben.

Der Filmregisseur und Schriftsteller Egon Günther ist mit 90 Jahren gestorben. Er starb in Potsdam nach langer, schwerer Krankheit, wie der Aufbau-Verlag unter Berufung auf die Familie mitteilte. Günther wurde in der DDR mit Verfilmungen wie "Lotte in Weimar" oder "Der Dritte" bekannt. Nach Auseinandersetzungen mit der DDR-Führung arbeitete er ab Ende der 70er-Jahre im Westen.

Günther wurde 1927 in Schneeberg im Erzgebirge geboren. 1944 wird er zum Wehrdienst eingezogen und kann später aus Kriegsgefangenschaft in den Niederlanden fliehen. Ab 1948 studiert er Pädagogik, Germanistik und Philosophie in Leipzig und arbeitet kurzzeitig als Lehrer. Dann wechselt er in die Verlagsbranche und schreibt auch selbst Bücher. Ab 1958 arbeitet er für die Defa. Ab den 60er-Jahren dreht er selbst Filme.

Film in Cannes

Einer seiner größten Erfolge war, dass die DDR mit "Lotte in Weimar" (1974) erstmals in Cannes bei den Filmfestspielen dabei war. Dass er für den Goethe-Film der Defa außerdem die Schauspielerin Lilli Palmer in den Osten vor die Kamera gelockt hatte, galt damals als Sensation. Das brachte dem radikalen Avantgardisten nicht nur Ansehen in der DDR, sondern auch internationale Aufmerksamkeit.

Doch mit der DDR-Führung brach Günther Schritt für Schritt. 1977 verließ er den Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR. Ein Jahr später drehte er im Westen, unter anderem eine Co-Produktion des DDR-Fernsehens mit der Schweiz. Doch der Film "Ursula" wurde nach nur einmaliger Ausstrahlung im DDR-Fernsehen im Osten verboten. Fortan arbeitete Günther nur noch in der Bundesrepublik, viel für das Fernsehen. "Seine Produktionen heben sich aus dem bundesdeutschen Fernsehalltag ab, können aber die Qualität seiner früheren Arbeiten nicht erreichen", meint die Defa-Stiftung dazu.

Woidke: Filmgeschichte geschrieben

Nach der Wende kehrte Günther in den Osten zurück, wo er zuletzt im Potsdamer Ortsteil Groß Glienicke lebte. Erst 1990 war sein Film "Wenn Du groß bist, lieber Adam" zu sehen, der 1965 entstand, aber in der DDR verboten worden war. Er handelt vom zehnjährigen Adam, der eine Lampe hat, die jeden Lügner in die Luft schweben lässt - die DDR-Führung wollte aber keine Debatten um Wahrheit und Ehrlichkeit. Eine Zeit lang unterrichtete Günther nach der Wende auch als Professor an der Filmhochschule Babelsberg.

Neben seinen Filmarbeiten war Günther auch als Schriftsteller tätig. Sein letztes Buch "Die Braut" verfilmte er mit Veronica Ferres in der Titelrolle (1999). Erneut geht es bei dem Film um Johann Wolfgang Goethe - diesmal um die Beziehung des Dichterfürsten mit dem einfachen Blumenmädchen Christiane Vulpius, einst Geliebte und später Ehefrau Goethes.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke würdigte ihn als "unbequemen Filmemacher, dessen Werke in der DDR leider oft zensiert und verboten wurden". Günther habe Filmgeschichte geschrieben. Er sei einer der wenigen DDR-Regisseure gewesen, die international Anerkennung und Beachtung fanden.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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