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Wie von Gottes Hand Ein fanatischer Richter übt Selbstjustiz

Für die Kirche "Hand of God" ist Richter Pernell ein echter Coup. Er soll das Aushängeschild werden.

Für die Kirche "Hand of God" ist Richter Pernell ein echter Coup. Er soll das Aushängeschild werden.

(Foto: Amazon)

Richter Pernell Harris will seinen Sohn rächen. Gott sendet ihm Zeichen, glaubt er. Die Amazon-Serie "Hand of God" erzählt von einem angesehenen Mann, der vom Glauben in den Wahnsinn fand - und den man trotzdem manchmal gut verstehen kann.

Am Anfang steht ein grausames Verbrechen. PJ Harris muss zusehen, wie seine Ehefrau Jocelyn (Alona Tal) vor seinen Augen mehrfach vergewaltigt wird. Er erträgt die Bilder in seinem Kopf nicht länger, schießt sich in den Kopf. Erst als er bereits im Koma liegt, setzt der Handlungsstrang von "Hand of God" ein. Ihren brutalen Ausgangspunkt zeigt die Serie zwar nicht, doch nimmt sie immer wieder darauf Bezug.

Vor etwa einem Jahr machte Amazon die Pilotfolge von "Hand of God" abrufbar. Es folgten positive Reaktionen und man bestellte eine ganze Staffel. Nun sind die neuen Folgen auf Amazon Prime online und obwohl sie Sex mit einer Edelprostituierten zeigen und einen Gewalttäter im Auftrag Gottes (Garret Dillahunt), bleibt eine der allerersten Szenen der Show doch die eindrucksvollste.

Der Weg der Selbstjustiz

Ein nackter Ron Perlman, der einst "Hellboy" sein Gesicht lieh, steht als PJ's Vater Pernell Harris brabbelnd in einem Brunnen. Er fühlt sich von Gott berufen, neugeboren. Während seine Frau Crystal (Dana Delany) zunehmend an den Aussetzern ihres Gatten zu verzweifeln droht, flüchtet er sich mit seinen Visionen in den Schoß des fragwürdigen Predigers Paul Curtis (Julian Morris). Er will Rache nehmen an dem Mann, der seine Familie zerstört hat.

Crystal Harris will ihren Mann Pernell gerne vor sich selbst bewahren, doch dessen Glaube ist stärker.

Crystal Harris will ihren Mann Pernell gerne vor sich selbst bewahren, doch dessen Glaube ist stärker.

(Foto: Amazon)

Pernell Harris ist ein angesehener Richter - und er ist ein Mann am Rande des Wahnsinns. Er macht "Hand of God" zu mehr als einer Krimiserie. Es geht um religiösen Fanatismus - nicht den, den der Westen in der Bedrohung aus dem Nahen Osten ausmacht, sondern den, der Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft packt und verschlingt.

Für Harris ist Gott Ursache, Zweck und Rechtfertigung zugleich. Dass er im Unrecht handelt, muss dem Zuschauer schon zu Beginn der Serie klar werden. Doch gibt "Hand of God" keinen Grund, ihn zu verurteilen. Stattdessen begleitet ihn das Format als jemanden, den man verstehen will und kann. Dessen Emotionen einem erklärlich sind, auch wenn die Taten ein Ausmaß annehmen, das sich abseits der üblichen Lebensrealität erstreckt.

Das Leid der Männer

Manchmal ist "Hand of God" für Dramaserien-Erprobte ein bisschen zu simpel - wenn Harris' korrupte Seite zum Beispiel mit einer Prostituierten und einem schwammigen Grundstücksdeal offengelegt wird. Manchmal ist das Format auch unsensibel: Jocelyns Vergewaltigung scheint die Männer in ihrem Leben - Ehemann und Schwiegervater - übel mitzunehmen, sie selbst darf sich nicht großartig positionieren.

Trotz der kleinen Fehler weiß "Hand of God" jedoch auf jeden Fall zu fesseln. Es ist leichter, der Serie zu folgen, als man bei ihrer Thematik denken mag. Das ist vor allem den großartigen Schauspielern geschuldet. Und in puncto Spannungsbogen schadet es sicher nicht, dass die Show als ganze und nicht nur episodenweise verfügbar ist.

"Hand of God" ist ab sofort über Amazon Prime abrufbar. Ab dem 2. Oktober steht auch die synchronisierte deutsche Fassung zur Verfügung.

Quelle: ntv.de

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