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Klassisch-klare Eleganz Palladio vor 500 Jahren geboren

Vor allem in Vicenza und Venedig hat der Mann gewirkt, der Generationen von Baumeistern in der Welt als Vorbild und Maßstab galt und noch heute gilt: Palladio wurde vor 500 Jahren geboren.

Im Morgenlicht liegt die Kirche San Giorgio Maggiore auf der gleichnamigen Insel im Süden von Venedig.

Im Morgenlicht liegt die Kirche San Giorgio Maggiore auf der gleichnamigen Insel im Süden von Venedig.

Wer sich für meisterhafte Architektur begeistert, für ebenso eigenwillige wie elegante Stadtpaläste, Landvillen oder auch Kirchen, der pilgert in die norditalienische Region Venetien. Und das bereits seit Jahrhunderten. Nicht nur, aber vor allem in Vicenza und Venedig hat der Mann gewirkt, der Generationen von Baumeistern in der Welt als Vorbild und Maßstab galt und noch heute gilt. Denn sein Werk ist Begriff: "Palladianismus", also die klassisch-klare Harmonie voller Ausgewogenheit, mit antiken Säulen und Giebeln, die wie Tempel aussehen. Der am 30. November vor 500 Jahren in Padua geborene Andrea di Pietro della Gondola, bekannt unter dem prägnanten Künstlernamen Palladio, hat viele Spuren und Erben in der Baukunst hinterlassen. Seine Wiederbelebung antiker Architektur ging um die Welt.

Und auch wer nur ein vages Interesse an sakralen Bauten hat, die, stilisiert mit Säulen, Kapitellen und Schmuckbasen, den Blick sofort auf sich lenken, der kommt nicht um Palladio herum. Bei einem Besuch der Lagunenstadt Venedig sticht der beeindruckende Kuppelbau seiner Kirche San Giorgio Maggiore gegenüber dem Markusplatz hervor, ebenso wie die wuchtige Kirche Il Redentore auf La Giudecca - das im Jahr 1576 begonnene Werk gilt vielen als perfekteste Kirche Palladios.

Ausgerichtet an den Proportionen der Natur

In Vicenza stößt der Flaneur auf den Palazzo della Ragione mit seinen Venezianischen Fenstern, die ihn berühmt gemacht haben, oder auf seine Villa La Rotonda, Musterbeispiel seiner Villenarchitektur. "Vielleicht hat die Baukunst ihren Luxus niemals höher getrieben", so jubelte schon Johann Wolfgang von Goethe. Dieses Urteil ist noch heute unbestritten. Auch wenn Palladio selbst nie außerhalb seiner Heimat gebaut hat, ist sein Einfluss von London bis Warschau, von Amsterdam bis Stockholm oder auch in Hamburg und Potsdam weiterhin sichtbar. Und das ist nicht zuletzt so, weil Palladio sein Denken und Wirken auch mit wegweisender Theorie untermauert hat. Er brachte es vor allem in seinen "Vier Büchern über die Architektur" zu Papier.

Er arbeitete zunächst als Steinmetz und Bildhauer in Vicenza. Doch der Philosoph und Poet Gian Giorgio Trissino sah, was für ein Talent in dem jungen Mann schlummerte, verpasste ihm den Namen Palladio - wohl in Anlehnung an die griechische Göttin Pallas Athene. Und er legte ihm die Mathematik, die Klassiker und das Reisen unter anderem nach Rom nahe. Palladio war 32 Jahre jung, als er begann, sich in Vicenza als ungewöhnlich vielfältiger und genialer Baumeister einen Namen zu machen. Ausgerichtet an den Proportionen der Natur und den klassisch-strengen Idealen entwarf er dabei Landhäuser und Gärten, Brücken, Stadtpaläste und Kirchen. Palladio war auf dem Weg, der bedeutendste Architekt der Renaissance in Oberitalien zu werden.

Einflussreichster Architekt der Neuzeit

In der Lagunenstadt hatte der Mann, der auch einflussreichster Architekt der Neuzeit genannt wird und den ersten internationalen Stil geschaffen hat, alles in allem doch weniger Glück. So wurde sein ehrgeiziger Entwurf einer neuen Rialto-Brücke über den Canal Grande - mit Tempelgiebeln und korinthischen Säulen - verworfen, zum Zuge kam die grazilere Variante des Konkurrenten Antonio da Ponte. Und als er für seinen Neubau für den von einer Feuersbrunst in Mitleidenschaft gezogenen Dogen-Palast am Markusplatz warb, setzten sich ebenfalls die konservativen Kräfte in Venedig durch. All dies demonstrieren die zahlreichen Architekturmodelle, die Palladio entwarf.

Vicenza ehrt den berühmten Sohn der Stadt und Vater der Architektur der Neuzeit zum 500. Geburtstag mit einer großen Ausstellung. An diesen Gedenktag erinnert wird auch in Villen und Palazzi, mit denen der nicht zuletzt auch in den USA hoch geschätzte Star aus Renaissance- und Barockzeiten seinen Traum vom vollkommenen Haus verfolgte, mit Säulenhallen und breiten Treppen, einem Tempel gleich. Er starb am 19. August 1580 in Vicenza.

Quelle: ntv.de, Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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