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Die Geschichte eines Besessenen "Ronaldo": Von der Heulsuse zum Superstar

Cristiano Ronaldo: Ein Torjäger, der polarisiert.

Cristiano Ronaldo: Ein Torjäger, der polarisiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ronaldo ist Weltfußballer, Champions-League-Sieger, Englischer und Spanischer Meister. Er kann beidfüßig, ist schnell und dribbelstark. Seine Übersteiger sind berüchtigt. Sein Torinstinkt ist legendär - ebenso wie sein arrogantes Auftreten und seine Obsession, der Beste sein zu wollen. Das ist seine Geschichte.

"Ronaldo" ist im Verlag Die Werkstatt erschienen.

"Ronaldo" ist im Verlag Die Werkstatt erschienen.

(Foto: Verlag Die Werkstatt)

Es ist der 21. Mai 2008. Moskau. Luschniki-Stadion. Zehn Tage, nachdem sich Manchester United am letzten Spieltag der Premier-League-Saison den Meistertitel vor dem FC Chelsea gesichert hat, treffen di e beiden englischen Top-Klubs dieser Saison im Champions-League-Finale erneut aufeinander. Bereits in der 26. Minute gelingt Manchester nach einer Flanke von Wes Brown und einem wuchtigen Kopfball von Cristiano Ronaldo die Führung. Sekunden vor der Pause wird ein Schuss von Michael Essien abgefälscht, der Ball fällt "Blues"-Kapitän Frank Lampard vor die Füße und landet von von dort im Manchester-Gehäuse. 1:1. Auch nach 90 Minuten, auch nach 120 Minuten. Elfmeterschießen.

United legt vor: Carlos Tevez trifft. Danach verwandeln Michael Ballack, Michael Carrick und Juliano Belletti. 2:2. Nun ist Cristiano Ronaldo dran. Eine Woche zuvor legt er mit einem Elfmeter-Tor den Grundstein für Uniteds 17. Meisterschaft. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sorgt er mit einem verwandelten Elfmeter dafür, dass England im Viertelfinale die Heimreise zurück auf die Insel antreten muss.

Immer ein sicherer Stand: Ronaldos typische Elfer- und Freistoß-Position

Immer ein sicherer Stand: Ronaldos typische Elfer- und Freistoß-Position

(Foto: picture alliance / dpa)

Ronaldo nimmt den Ball. Er schreitet zum Elfmeterpunkt. Küsst die Kugel. Legt sie sich sorgfältig zurecht. Er stemmt beide Hände in die Hüfte, senkt den Kopf, holt tief Luft und wartet auf den Pfiff des Schiedsrichters. Er nimmt Anlauf, zögert kurz, um Chelseas Weltklasse-Torhüter Petr Cech zu verunsichern. Es gelingt nicht. Cech ahnt die Ecke und pariert Ronaldos Elfer. Der vergräbt das Gesicht in den Händen und trottet enttäuscht davon, in Erwartung "des schlimmsten Tages meines Lebens". Doch die restlichen United-Spieler treffen. Chelseas Nicolas Anelka dagegen nicht. Manchester gewinnt die "Königsklasse" - trotz und wegen Ronaldo gleichermaßen. Ronaldo lässt seinen Gefühlen freien Lauf, die Tränen fließen. Tränen der Freude und der Erleichterung, nicht Tränen der Enttäuschung.

Ronaldo ist ganz oben angekommen. 2008 ist sein erfolgreichstes Jahr: Englischer Meister, CL-Sieger mit Manchester. Er selbst wird zu "Europas Fußballer des Jahres" gekürt. Er erhält den "Goldenen Schuh" der Uefa, wird zudem "Stürmer des Jahres" der Uefa sowie "Spieler des Jahres" sowohl der Premier League als auch von Manchester United. Und: Er wird zum "Weltfußballer 2008" gekürt. Ronaldo ist gerade einmal 23 Jahre alt. Die Anfänge seiner Profikarriere scheinen schon so weit weg - und sind dennoch allgegenwärtig

Die ehrgeizige "Heulsuse"

Ronaldo ist wie David Beckham auch längst eine Werbe-Ikone.

Ronaldo ist wie David Beckham auch längst eine Werbe-Ikone.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit 12 Jahren nimmt Cristiano Ronaldos Fußballerlaufbahn die entscheidende Wende. Davor kickt der auf Madeira ge borene Junge erst auf der Straße, dann für den Ortsverein Andorinha, bei dem sein Vater Zeugwart ist. Er ist neun Jahre alt, als er seinen ersten Spielerpass bekommt. Ronaldo ist schnell, technisch brillant und beidfüßig. Sein Spitzname lautet "Abelhinha", die kleine Biene, weil er scheinbar überall auf dem Platz umherzuschwirren scheint, immer hinter dem Ball her ist, mit dem Ziel, das Spiel zu entscheiden. Ronaldo will immer gewinnen. Tut er es nicht, fließen Tränen. Ein anderer Spitzname lautet damals deshalb "Heulsuse".

Ronaldos Können am Ball spricht sich auf der ganzen Insel schnell herum. Die beiden Hauptstadtvereine Maritimo und Nacional Funchal werden auf den Jungen aufmerksam. Ronaldos Patenonkel trainiert eine Nachwuchsmannschaft von Nacional. Im Tausch gegen 20 Bälle und 2 Sätze Spielkleidung für den Nachwuchs wechselt Ronaldo zu Nacional - im Alter von zehn Jahren.

Cristiano Ronaldo

Cristiano Ronaldo (dos Santos Aveiro) wird am 5. Februar 1985 in Funchal auf Madeira geboren. Er spielt als Kind von 1993 bis 1995 für den Ortsverein Andorinha, danach für Nacional Funchal (1995-1997), Sporting Lissabon (1997-2003). Danach wechselt er zu Manchester United und 2009 dann zu Real Madrid, seinem heutigen Verein.

Mit Mánchester gewinnt er 2007-2009 die englische Meisterschaft, den FA-Cup (2004), den Liga-Pokal (2006, 2009), die Champions League 2008 und die Fifa Klub-WM. Mit Real wird er Spanischer Meister 2012, Pokalsieger 2011 und Supercup-Sieger 2012. Zum bisher einzigen Mal wird er 2008 zum Weltfußballer gewählt.

1997 in den Osterferien fliegt Ronaldo erstmals mit einem Flugzeug - gemeinsam mit seinem Patenonkel geht e s nach Lissabon zu einem Probetraining bei Sporting. Der Verein hat die beste Nachwuchsabteilung Portugals: Spieler wie Paulo Futre, Figo, Simao, Joao Pinto oder Nani haben bei Sporting gespielt. Ronaldo tut es auch. Das Probetraining ist reine Formsache. "Der Junge ist anders. Er ist etwas Besonderes", lautet das Urteil der Trainer. Der Ball schien "eine Verlängerung seines Körpers" zu sein.

Trotz seines fußballerischen Könnens - was den Trainern besonders in Erinnerung bleibt, ist Ronaldos Entschlossenheit, seine Charakterstärke. "Er war beherzt - mental war er unverwüstlich. Er hatte die Art von Führungsqualität, wie sie nur die größten Spieler haben. Einzigartig." Für umgerechnet 22.500 Euro ist der Wechsel perfekt. 22.500 Euro für einen Zwölfjährigen.

Der brillante arrogante Superstar

Als Ronaldo dann 2003 im Alter von 18 Jahren zu Manchester United wechselt, müssen die "Red Devils" schon 15 Millionen Euro auf den Tisch legen. Als Ronaldo Manchester 2009 in Richtung Real Madrid verlässt, sind es 94 Millionen Ablöse, die die "Königlichen" berappen müssen. Eine Wahnsinnssumme.

Khedira, Özil, Ronaldo: Reals Erfolgsgaranten

Khedira, Özil, Ronaldo: Reals Erfolgsgaranten

(Foto: picture alliance / dpa)

Aber Real bekommt einen erwachsen gewordenen Ronaldo. Die Zeit, als er mit Ohrringen, blonden Haarspitzen und durchsichtig scheinendem Hemd zum ersten Mal bei Manchester aufgetaucht ist, sind vorbei. Was geblieben ist, sind Ronaldos Fußballkünste: sein schneller Antritt, seine Ballsicherheit, seine wuchtigen Kopfbälle, die einzigartig getretenen Freistöße und der Ehrgeiz, der Beste sein zu wollen.

Was geblieben ist, ist auch sein arrogant wirkendes Auftreten, wenn er sich den Ball zum Freistoß oder Elfmeter zurechtlegt und sich dann breitbeinig dahinter postiert, den Blick starr aufs Tor gerichtet. So wie im Moskauer Luschniki-Stadion.

"CR7" lautet Ronaldos das Erfolgskürzel.

"CR7" lautet Ronaldos das Erfolgskürzel.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Ich liebe es, Cristiano Ronaldo zu sein", sagt Ronaldo über sich selbst. Wieso auch nicht? Gemeinsam mit Lionel Messi kämpft er seit Jahren immer wieder um die Krone des weltbesten Fußballspielers. Er brilliert im "weißen Ballett" von Real neben den deutschen Nationalspielern Mesut Özil und Sami Khedira. Er ist für die Real-Titel der jüngeren Vergangenheit hauptverantwortlich. Er sorgt mit seinen Toren dafür, dass die spanische Liga spannend bleibt und das auch Portugals Nationalmannschaft eine Renaissance erlebt wie zu den besten Zeiten Eusebios.

Caioli zeigt, wie Ronaldo polarisiert

Man muss die Person Ronaldo nicht mögen, den Fußballspieler Ronaldo aber bewundern und seine Besessenheit, der Beste sein zu wollen, akzeptieren. Hinter seinem durch Sit-up- und Fitness-Wahn  gestählten Körper, hinter seinen gegelten Haaren und den gezupften Augenbrauen verbirgt sich ein Fußball-Genie mit der Mentalität eines Gewinners.

Luca Caioli hat auch "Messi" porträtiert. Beide Werke sind im Verlag Die Werkstatt erschienen.

Luca Caioli hat auch "Messi" porträtiert. Beide Werke sind im Verlag Die Werkstatt erschienen.

Genau das zeigt das Porträt "Ronaldo - die Geschichte eines Besessenen" des Fußballkenners Luca Caioli auf. Die ärmliche Kindheit, die sportliche Karriere, der Lebenswandel des Anti-Alkoholikers und Zigarett engegners, seine Triumphe und Rückschläge - all das fasst Caioli zu einem der besten Fußballbücher der zurückliegenden Jahre zusammen. Spannend und kurzweilig erzählt. Mit Fotos aufgelockert und mit Statistiken zu Ronaldo selbst und seinen Erfolgen perfekt ergänzt.

Egal, wie man zur Person Ronaldo steht, um die Fußball-Ikone Ronaldo zu verstehen, muss man Caiolis Buch gelesen haben.

Luca Caioli "Ronaldo" bei Amazon bestellen

Quelle: ntv.de

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