Musik

"Day Breaks" - das neue Album Norah Jones bleibt sich treu

Inzwischen ist Norah Jones zweifache Mutter.

Inzwischen ist Norah Jones zweifache Mutter.

(Foto: dpa)

Norah Jones ist noch ganz sommerlich angezogen - doch seit ein paar Stunden herrscht Herbst in Berlin. Das kann sie jedoch nicht erschüttern, sie wirkt wie die Ruhe selbst und rollt sich auf dem kuscheligen Sofa im feinen Hotel Hyatt fast wie eine Katze zusammen. Ihr neues Album "Day Breaks" erscheint. Und nicht nur, dass es wohl das jazzigste ist, das sie vielleicht je gemacht hat, nein, es ist auch ein ganz ruhiges, das man sich gern immer wieder von vorne anhört. Man merkt der zweifachen Mutter deutlich an, dass sie ihre Freude am Klavierspielen wiederentdeckt und dass die Zusammenarbeit mit versierten Jazz-Veteranen ihr neue Türen geöffnet hat. Die in Texas aufgewachsene Tochter der Sitar-Legende Ravi Shankar, die vor 14 Jahren mit ihrem ersten Album "Come Away With Me" Mega-Erfolge feierte, bisher 45 Millionen Alben verkauft und neun Grammy-Auszeichnungen erhalten hat, ließ sich für ihre neues Album eindeutig von ihrem Erstlingswerk inspirieren.

Mrs. Jones, Sie mögen keine privaten Fragen, stimmt's?

Das war tatsächlich 2002!!

Das war tatsächlich 2002!!

Norah Jones: Das sehe ich dann ja, wenn sie gestellt werden. (lächelt)

Gut, denn ich müsste natürlich wissen, was es mit dem Klavier in Ihrer Küche auf sich hat.

Das ist einfach ein großer Spaß. Mein Studio im Haus ist im zweiten Stock. Meist hält man sich aber nun mal in der Küche auf. Da nehme ich natürlich nichts auf, da komponiere ich aber manchmal. Ein Song davon ist jetzt auf dem Album (lächelt). Und die Kinder lieben es, der Ältere klimpert auch schon selbst.

Ihr zweites Baby ist gerade mal fünf Monate alt, wie lange können Sie sich denn von ihm trennen?

Oh, höchstens immer ein paar Tage, dann wird die Sehnsucht zu groß.

Ihr aktuelles Album klingt glücklicher als die Alben zuvor.

Finden Sie?

Schon, ja. Was ist denn leichter: in einem traurigen Zustand zu texten und zu komponieren oder in einem glücklichen?

Wahrscheinlich ist ein trauriger Zustand besser zum Texten, aber deswegen möchte ich an meinem jetzigen Zustand trotzdem nichts ändern (lacht). Ich finde auch, dass meine Songs jetzt, was den Sound betrifft, zwar glücklicher klingen. Aber die Texte sind gar nicht so leicht, im Gegenteil, sie haben viel Tiefgang. Ich glaube aber, dass man nicht unbedingt eine depressive Person sein muss, um gute Songs zu schreiben. Es reicht ja, wenn man mal in schlechter Stimmung ist. Manchmal reicht es mir, die Nachrichten zu sehen und schon bekommt man schlechte Laune. Oder ist sehr berührt davon.

Wie gehen Sie denn mit schlechten Nachrichten um?

Das ist wirklich schwer. Man will sich einerseits informieren und andererseits weiß man gar nicht, wie man mit allem umgehen soll. Ich bin ganz froh, dass meine Kinder noch so klein sind und sie das meiste gar nicht mitbekommen. Ich habe auch versucht, auf meinem Album so etwas wie "die guten alten Zeiten" wieder heraufzubeschwören, also die des klassischen Jazz.

Und wie gehen Sie beim Song-Schreiben vor?

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(Foto: AP)

Immer anders. Manchmal habe ich zuerst die Worte, manchmal die Melodie. Wenn ich Glück habe, dann habe ich beides gleichzeitig im Kopf. Was ich allerdings gar nicht mag, ist, wenn ich meine Songs erklären soll. Ich finde, sie sprechen für sich. Und jeder hört das auch anders. Ich möchte niemandem sagen müssen, was er denken oder fühlen soll. Dieses Mal habe ich mich vor allem von anderen Musikern inspiriert gefühlt.

Auf welcher Bühne stehen Sie am liebsten? Vor großem oder kleinem Publikum?

Ich mag beides. Ich mag Clubs, aber ich liebe es auch in einem Stadion oder auf Festivals zu sein.

Kennen Sie deutsche Musikerkollegen?

Nein.

Haben Sie eigentlich Druck verspürt, nachdem "Come Away With Me" vor fast 15 Jahren mit Preisen nur so überschüttet wurde?

Es war natürlich überwältigend, logisch. Aber ich habe das ganz gut hingekriegt, glaube ich. Das Album war ja auch gut (lacht). Aber danach habe ich versucht, mich davon zu distanzieren. Musik ist Kunst und es macht keinen Sinn, sich selbst zu sehr unter Druck zu setzen. Dann hätte ich lieber Anwältin werden sollen. Ich habe mich immer wieder neu inspirieren lassen, wovon auch immer. Und dann ging es immer weiter (lacht).

Sie kommen aus einer Musiker-Familie. War es klar, dass Sie auch diese Richtung einschlagen werden?

Ja, schon. Musik war immer ein Teil meines Lebens, ich war im Kirchenchor und hatte Klavierunterricht, der klassische Werdegang. Ich denke, ich hätte nichts anderes werden können.

Die US-Wahlen stehen vor der Tür, was sind Ihre Gedanken zu dem Thema, Trump oder Clinton?

Ich verhalte mich, was Politik angeht, gerne privat. Ich liebe Politik nicht gerade, ich verfolge sie, aber ich kann mich am besten durch Musik ausdrücken. Aber um es klar zu sagen: Ich fürchte mich vor Donald Trump! Alle meine Freunde tun das. Aber wir wissen natürlich nicht, ob wir genug sind (lacht).

Mit Norah Jones sprach Sabine Oelmann

"Day Breaks" bei Amazon bestellen oder bei iTunes downloaden.

Quelle: ntv.de

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